Daten-Update Coronakrise vom 11. bis 17. Mai

Der Containerumschlag in Hamburg ging im ersten Quartal um 6,6 Prozent zurück. Die deutsche Wirtschaft schrumpft. In China zeichnet sich eine Erholung der Industrie ab. Und der globale Seehandel könnte bis 2024 stark abnehmen. Der Wochenüberblick.

Feederschiffe in Hamburg: Der wichtige Containerumschlag ging um 6,6 Prozent auf 2,2 Mio. Standardcontainer (TEU) zurück. (Foto: Hafen Hamburg / Michael Lindner)

Nach Monaten der Krise gibt es immer mehr Marktdaten und Analysen zu den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die Logistikwirtschaft und ihre Kundenbranchen. An dieser Stelle führen wir die neuesten Umfrageergebnisse, Studien, Statistiken und Prognosen der Woche vom 11. bis 17. Mai zusammen. Weitere Indizes finden Sie hier.

Der Artikel wird laufend aktualisiert.

  • Umschlag im Hamburger Hafen geht deutlich zurück

Freitag, 15. Mai
Der Hamburger Hafen hat in den ersten drei Monaten dieses Jahres deutlich weniger Ladung umgeschlagen und muss mit weiteren Einbußen rechnen. Gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres verringerte sich der gesamte Güterumschlag um 7,9 Prozent auf 31,9 Mio. t, teilte die Marketing-Gesellschaft des Hafens am Freitag in der Hansestadt mit. Der wichtige Containerumschlag ging um 6,6 Prozent auf 2,2 Mio. Standardcontainer (TEU) zurück.

Der Großteil des Rückgangs entfällt auf den Monat März, als die ersten Folgen der Coronakrise den Hamburger Hafen erreichten. Von den 551 geplanten Schiffsanläufen in diesem Monat fielen 26 aus. Für die drei Monate des zweiten Quartals sind bislang 54 Ausfälle zu verzeichnen. Für das Gesamtjahr gibt es keine Prognose seitens der Hafenwirtschaft, aber einen Hinweis. Mit Bezug auf eine Hochrechnung, bei der ein Umschlagminus von 11,4 Prozent herauskam, sagte Jens Meier, der Chef der Hafenbehörde HPA: Wenn wir besser sind, ist das ein Erfolg. Die Welthandelsorganisation WTO hat für dieses Jahr einen Rückgang des Welthandels von mindestens 13 Prozent vorhergesagt, im schlechtesten Fall von 32 Prozent.

  • Bayern: Corona ändert Außenhandel

Freitag, 15. Mai
Die Corona-Pandemie hat schon im März massive Spuren in der bayerischen Handelsbilanz hinterlassen. Während die Im- und Exporte bei Autos massiv nachgaben, stieg der Handel mit pharmazeutischen Erzeugnissen massiv an, wie aus am Freitag veröffentlichten Zahlen des bayerischen Landesamts für Statistik hervorgeht. Insgesamt sanken die Exporte um 10 Prozent, die Importe um 5 Prozent auf jeweils rund 15 Mrd. EUR.

Konkret sanken die Exporte von Autos um 23 Prozent auf 2,2 Mrd. EUR, die Importe um 22 Prozent auf gut eine halbe Milliarde. Die Importe von pharmazeutischen Erzeugnissen legten dagegen um 71 Prozent auf 639 Mio. EUR zu. Auch die Exporte in diesem Bereich stiegen, mit einem Plus von 49 Prozent auf 347 Mio. EUR aber nicht so schnell.

„Für April befürchten wir einen noch stärkeren Einbruch, da der Lockdown den vollen Monat betraf“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Bertram Brossardt. Dem Verband zufolge sind neben Nachfragerückgängen auch unterbrochene Lieferketten ein großes Problem.

  • Deutsche Wirtschaft stürzt in eine Rezession

Freitag, 15. Mai
Deutschland ist im Zuge der Coronakrise in eine Rezession gerutscht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im ersten Vierteljahr gegenüber dem Vorquartal um 2,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Berlin mitteilte. Der Rückgang sei im Quartalsvergleich der mit Abstand stärkste seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 und der zweitstärkste seit der deutschen Wiedervereinigung. Lediglich im 1. Quartal 2009 war der Rückgang mit minus 4,7 Prozent zum Vorquartal noch stärker. Im Schlussquartal 2019 ging die Wirtschaftsleistung nach neuer Berechnung der Wiesbadener Behörde gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent zurück. Sinkt die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge, sprechen Ökonomen von einer „technischen Rezession“. Auch im Vorjahresvergleich ist die Wirtschaftsleistung eingebrochen: Das BIP war im ersten Quartal 2020 preisbereinigt um 1,9 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor, kalenderbereinigt um 2,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilte. 

Stark rückläufig waren den Angaben zufolge im ersten Quartal 2020 die privaten Konsumausgaben. Auch die Investitionen in Ausrüstungen – also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge – nahmen deutlich ab. Die Konsumausgaben des Staates und die Investitionen in Bauten wirkten laut Statistischem Bundesamt dagegen stabilisierend und verhinderten einen noch stärkeren Rückgang des BIP. Außenwirtschaftlich gingen sowohl die Exporte als auch die Importe gegenüber dem vierten Quartal 2019 kräftig zurück. 

Der Konjunkturchef des Instituts für Weltwirtschaft, Stefan Kooths, sprach mit Blick auf das erste Vierteljahr von einem „milden Vorboten eines noch deutlich größeren Einbruchs im zweiten Quartal“. Auch Ifo-Konjunkturexperte Timo Wollmershäuser rechnet damit, dass ein Großteil der Auswirkungen erst im April zu Buche schlagen wird. „Der Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2020 zeigt bei Weitem noch nicht das wahre Ausmaß der Krise.“ Trotz der allmählichen Lockerung staatlicher Maßnahmen rechnen Volkswirte mit einem Einbruch des BIP im zweiten Vierteljahr um bis zu 14 Prozent.

  • Chinas Industrieproduktion überrascht erneut positiv

Freitag, 15. Mai
In China zeichnet sich zumindest eine Erholung der Industrie ab. Die Industrieproduktion legte im April im Vergleich zum Vorjahr um 3,9 Prozent zu, teilte das Statistikamt am Freitag in Peking mit. Es ist der erste Anstieg in diesem Jahr. Die Produktion in der Industrie hatte bereits im März positiv überrascht. Schwach war dagegen weiter die Lage im Einzelhandel und bei den Investitionen. Der Einzelhandelsumsatz fiel im Vergleich zum Vorjahr um 7,5 Prozent. Im März war der Umsatz im Einzelhandel zwar noch um 15,8 Prozent gesunken. Experten hatten allerdings mit einem geringeren Rückgang gerechnet. Ähnlich sieht es bei den Investitionen in Sachanlagen aus. Diese fielen bis Ende April um 10,3 Prozent – bis Ende März hatte der Rückgang noch 16,1 Prozent betragen.

Chinas Wirtschaft leidet unter der Corona-Pandemie. Inzwischen ist die Lage in dem Land nach Angaben der Regierung wieder unter Kontrolle. Da sich das Virus inzwischen aber in der EU und vor allem in den Vereinigten Staaten stark ausgebreitet hat, bekommt China die Folgen der Krise zunehmend über die Exporte zu spüren. Im ersten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach Angaben von Mitte April erstmals seit Jahrzehnten. Es fiel in den ersten drei Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 6,8 Prozent. Es ist der erste negative Wert seit mindestens 1992, als die Volksrepublik damit begann, Wachstumszahlen quartalsweise zu veröffentlichen. Ein ganzes Jahr mit einer schrumpfenden Wirtschaft verzeichnete China zuletzt 1976.

  • Ölpreise legen weiter zu

Freitag, 15. Mai
Die Ölpreise haben am Freitag im asiatischen Handel weiter zugelegt. Bereits am Vortag waren sie im Zuge einer neuen Nachfrageprognose der Internationalen Energieagentur (IEA) gestiegen. Der Preis für ein Barrel (159 l) der Nordseesorte Brent betrug am Morgen 31,76 USD. Das waren 63 Cent mehr als am Donnerstag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg um 34 Cent auf 27,90 USD.

In der Coronakrise fällt der weltweite Ölverbrauch nach Einschätzung der IEA weniger stark als zunächst befürchtet. Ausgangsbeschränkungen für Menschen werden vielerorts gelockert, Unternehmen arbeiten wieder, wie der Interessenverband führender Industriestaaten am Donnerstag in Paris mitteilte. Mittlerweile geht die IEA davon aus, dass die Nachfrage in diesem Jahr um durchschnittlich 8,6 Millionen Barrel pro Tag schrumpfen wird. Zuvor war ein Rückgang um 9,3 Mio. Barrel pro Tag erwartet worden.

Damit sieht es nach einer Woche voller Volatilität nach einem leichten Zuwachs bei den Ölpreisen aus. Seit Montag hat der Brentpreis um rund 1 USD zugelegt, US-Öl lag deutlicher um mehr als 3 USD über seinen Wert zum Wochenstart. Unterstützt wurde diese leichte Erholung durch die von führenden Ölnationen beschlossenen Förderkürzungen, die zum Monatsbeginn in Kraft traten. In den ersten zwei Maiwochen sank die tägliche Ausfuhr der in der „Opec+“ zusammengefassten Ölstaaten des Kartells und anderer Förderländer laut dem Analysehaus Petro-Logistics um fast 6 Mio. Barrel.

  • Experte hält drastischen Rückgang des Seehandels für möglich

Donnerstag, 14. Mai
Der globale Seehandel könnte nach einem pessimistischen Szenario des renommierten Beratungs- und Marktforschungsunternehmens Clarkson Research stark abnehmen. Im schlimmsten Fall komme es zu einer ausgedehnten Rezession mit einem Rückgang des Seehandels um 17 Prozent bis 2024, sagte Martin Stopford, Präsident von Clarkson Research, am Donnerstag bei einer Online-Konferenz. Das sei allerdings die schlechteste von drei Varianten, die nach der Coronakrise möglich seien. Unter günstigeren Annahmen nehme der Seehandel ab 2023 wieder zu und wachse um 3,2 Prozent. Im mittleren Szenario komme es in den kommenden vier Jahren zu einem leichten Rückgang und anschließend setze ein Wachstum von 2,2 Prozent ein.

Allein zwischen 1995 und 2015 verdoppelte sich die Menge der gehandelten Güter von 5 auf 10 Mrd. t; zuletzt waren es rund 12 Mrd. t. Das wäre nach Stopfords Einschätzung auch der Stand im Jahr 2050, falls das ungünstigste Szenario eintreten würde. „Wir treten in eine Ära ein, in der die Globalisierung nicht mehr das dominante Thema ist“, sagte Stopford. „Ich bin mir sicher, dass wir mehr Kurzstreckenseeverkehr und lokale Fertigung erleben werden.“ Stopford äußerte sich auf einer Veranstaltung im Vorfeld der internationalen Schiffbau-Messe SMM, die eigentlich für September geplant war. Sie soll nun im Februar 2021 in Hamburg stattfinden.

  • Ifo-Analyse: Deutsche Wertschöpfungsketten regional geprägt

Donnerstag, 14. Mai
Eine aktuelle Analyse des Ifo-Instituts zeigt, wie stark Deutschland auf einen freien Warenverkehr innerhalb Europas angewiesen ist. In Deutschland finden demnach 17 Prozent der Produktion über internationale Wertschöpfungsketten statt. Das ist deutlich mehr als in vielen anderen Ländern. Dabei nimmt das Produktionsnetz Europa eine überragende Rolle ein, die deutschen Wertschöpfungsketten seien vor allem regional geprägt, heißt es in dem Aufsatz „Status quo und Zukunft globaler Lieferketten“ von Rahel Aichele, Martin Braml und Prof. Lisandra Flach, designierte Leiterin des Zentrums für Außenwirtschaft am Ifo Institut.

Deutschland und die EU seien zudem stärker in internationale Lieferketten eingebunden als China und die USA, aber auch als der Durchschnitt aller Länder weltweit. So habe im Jahr 2015 etwa 69 Prozent der deutschen und 71,8 Prozent der EU-Wertschöpfung keine Grenze überquert. Dies sei im internationalen Vergleich wenig. Der Weltdurchschnitt lag bei 80 Prozent, in China lag er bei rund 83 Prozent, in den USA sogar bei knapp 90 Prozent.

Deutschland sei aber grundsätzlich gut auf mögliche Lieferausfälle vorbereitet. Etwa 89 Prozent aller Güter werden demnach aus elf oder mehr Ländern importiert, nur 3,6 Prozent bezieht Deutschland aus fünf oder weniger Ländern. Davon stammen 44 Prozent aus Ländern innerhalb der EU. Unter den Produkten, die aus fünf oder weniger Ländern importiert werden, werden die USA und die Schweiz häufiger genannt als China oder Mexiko. Die Güter, die ausschließlich aus einem Land importiert werden, umfassten weniger als 1 Prozent aller Produkte und weniger als 0,1 Prozent des gesamten Importwerts. Gerade bei sensiblen Importen wie Medizingütern sei eine stärkere Diversifizierung jedoch empfehlenswert, da hier Lieferausfälle drastische Folgen haben könnten, heißt es in dem Aufsatz, der in der Zeitschrift „Ifo Schnelldienst“ erschienen ist.

  • Umfrage: Industriefirmen wollen mehr Lieferanten

Donnerstag, 14. Mai
Einer internationalen Umfrage zufolge will die Mehrheit der Industrieunternehmen (55 Prozent) die Zahl der Lieferanten vergrößern, um die Risiken breiter zu streuen. Vier von zehn planen zudem eine stärkere Steuerung ihrer Partner in der Lieferkette. Das Ziel: Mehr Stabilität erreichen und Lieferausfälle künftig vermeiden. Für die Untersuchung hat die Unternehmensberatung Staufen im April etwa 730 Unternehmen befragt. Die Teilnehmer kamen aus Deutschland, USA, China, Brasilien, Mexiko, Schweiz, Italien, Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei und Rumänien. Als Reaktion auf die unterbrochenen Wertschöpfungsströme streben die Befragten darüber hinaus auch den Aufbau von Lagerbeständen (36 Prozent) und eine größere Fertigungstiefe (26 Prozent) an. Drei von zehn Unternehmen räumen größere Probleme mit ihrer Supply Chain ein.

  • Mehr Verbraucher bestellen Lebensmittel jetzt online

Mittwoch, 13. Mai
Die Coronakrise hat den Lebensmitteleinkauf in Deutschland verändert. Laut einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom bestellen mittlerweile drei von zehn Verbrauchern ihre Lebensmittel (auch) online. Vor Corona gaben erst 7 Prozent der Befragten an, Onlineservices wie Rewe.de oder Bringmeister.de zu nutzen – seit der Pandemie sind es nun 19 Prozent. Der Anteil der Verbraucher, die Lebensmittel auf Internetseiten für landwirtschaftliche Produkte einkaufen, ist von 10 auf 14 Prozent gestiegen, wie die Statista-Grafik zeigt. Dagegen ist der Anteil der Kunden, die in stationären Supermärkten einkaufen, entsprechend gesunken: von 75 Prozent vor der Coronakrise auf nun 65 Prozent.

Eine Zunahme gibt es hingegen bei denjenigen, die auf Supermärkten und in Hofläden einkaufen. Viele Verbraucher gaben an, sich in stationären Supermärkten nun unbehaglich zu fühlen – 65 Prozent stimmten der Aussage zu, sie hätten beim Betreten ein mulmiges Gefühl. Die Umfrage stammt aus dem April 2020, Mehrfachangaben waren möglich.

Infografik: Mehr Verbraucher bestellen Lebensmittel jetzt online | Statista
  • Die Warenlager im Non-Food-Handel sind voll

Mittwoch, 13. Mai
Nach einer eine Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) haben fast 60 Prozent der Nicht-Lebensmittelhändler aufgrund der zwischenzeitlichen Ladenschließungen volle Warenlager. Vier von zehn geben als Ursache des Warenüberhangs die insgesamt schwache Nachfrage an. Der Einzelhandel macht trotz der Wiedereröffnung weiter hohe Umsatzverluste, wie die Umfrage unter rund 500 Nicht-Lebensmittelhändlern in der vergangenen Woche zeigt. Demnach erwarteten 55 Prozent der Befragten in der Woche höchstens die Hälfte des Vorjahresumsatzes. Vor allem im Segment Bekleidung laufe es sehr schwach. Hier erreicht der Umfrage zufolge ein Fünftel der Unternehmen nicht mehr als ein Viertel der Erlöse des Vorjahreszeitraums.

  • Logistikweise erwarten 2020 Einbruch um 5 Prozent

Mittwoch, 13. Mai
Die Logistikweisen haben am Mittwoch eine erste Einschätzung zu den Auswirkungen der Coronakrise auf die deutsche Logistikwirtschaft vorgelegt. Der 32-köpfige Expertenkreis um Prof. Christian Kille von der Hochschule Würzburg rechnet demnach für 2020 in Deutschland mit einem Rückgang von real 5 Prozent. Im folgenden Jahr sei auf Basis der aktuellen Entwicklung ein Wachstum im Wirtschaftsbereich Logistik von plus 3 Prozent zu erwarten. Lesen Sie hier mehr zu der Einschätzung.

  • KfW erwartet BIP-Einbruch um 6 Prozent

Dienstag, 12. Mai
Nach neuesten Analysen gehen die Forscher der Förderbank KfW davon aus, dass die Wirtschaftsleistung Deutschlands 2020 um 6 Prozent einbricht. In den anderen großen Eurostaaten Frankreich, Italien und Spanien dürfte die Rezession laut KfW-Konjunkturkompass aufgrund einer stärkeren Betroffenheit durch das Coronavirus noch deutlich stärker ausfallen, sodass die Wirtschaftsleistung der Eurozone in diesem Jahr um 7 Prozent schrumpfen wird. Für 2021 erwarten die Experten ein Wachstum von 5 Prozent in Deutschland und von 6 Prozent in der Eurozone.

Unter der Bedingung, dass eine zweite Infektionswelle vermieden werden kann, sollte die Wirtschaftsaktivität demnach im April ihren Tiefpunkt erreicht haben. Mit der Rücknahme vieler Einschränkungen dürfte sie sich bis zum Sommer zumindest teilweise normalisieren, was zu einem sehr hohen Wachstum im dritten Quartal führe. „Eine Erholung dürfte zwar schon in der zweiten Jahreshälfte einsetzen, aber dennoch wird das Vorkrisenniveau voraussichtlich erst im Herbst 2021 wieder erreicht“, sagt KfW- Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Die Kosten der Krise im Sinne der verlorenen Wirtschaftsleistung betragen ihr zufolge dann etwa 300 Mrd. EUR. Das entspricht in etwa dem Bruttoinlandsprodukt von Dänemark.

Für die aktuellen Prognosen von KfW Research überwiegen die Abwärtsrisiken. Am offensichtlichsten sei die Gefahr einer zweiten Infektionswelle. Aber auch ökonomische Zweitrundeneffekte seien möglich, wenn es infolge der steigenden Verschuldung zu Staatsschulden- oder Bankenkrisen in Europa kommen sollte.

Vergangene Woche erst hatte die EU-Kommission für das BIP Deutschlands einen Rückgang um 6,5 Prozent für 2020 vorhergesagt. Einen derart starken Einbruch gab es zuletzt nach der weltweiten Wirtschaftskrise. Sollten die Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung des Coronavirus und das schrittweise Hochfahren der Wirtschaft Wirkung zeigen, so rechnen die Experten damit, dass das Vorkrisenniveau gegen Ende 2021 wieder erreicht werden kann. Das BIP-Wachstum schätzen sie für 2021 auf etwa 6 Prozent.

Die EU-Wirtschaft steht laut EU-Kommission in diesem Jahr vor einer Rezession „historischen Ausmaßes“. In ihrer Frühjahrs-Konjunkturprognose sagt sie voraus, dass die Wirtschaftsleistung der EU-Staaten 2020 um 7,4 Prozent und die der Euro-Staaten um 7,7 Prozent schrumpfen wird. Für 2021 sagt die Kommission dann ein Wachstum des BIP von 6,1 Prozent für alle Mitgliedstaaten und von 6,3 Prozent für die Euro-Länder voraus.

Infografik: Deutschland steht Rezession bevor | Statista
  • Autohandel: Kunden halten sich stark zurück

Dienstag, 12. Mai
Die Corona-Krise hat den Verbrauchern in Deutschland die Lust am Autokauf verdorben. Mehr als die Hälfte der Autohändler klagte bei einer am Dienstag veröffentlichten Blitzumfrage des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), seit der Wiedereröffnung des Autoläden vor drei Wochen liege die Zahl der Neuwagenverkäufe um 50 Prozent oder mehr unter dem Vorjahresniveau. Fast ein Drittel berichtete von Rückgängen zwischen 30 und 50 Prozent. Nicht einmal jeder Zwanzigste Händler meldete Rückgänge von weniger als 10 Prozent.

Wegen des Verkaufseinbruchs in der Coronakrise muss Volkswagen die Arbeit nach dem jüngsten Wiederanlauf stellenweise schon wieder herunterfahren. Im Stammwerk Wolfsburg soll die Produktion des kleinen SUV Tiguan sowie des Touran und des Seat Tarraco demnächst an vier Tagen komplett ruhen. Dies gelte an diesem Freitag (15. Mai) sowie für den 20., 25. und 29. Mai, hieß es am Dienstagabend aus Unternehmenskreisen.

Etwas besser stellt sich laut ZDK die Lage im Gebrauchtwagenhandel dar. Doch auch hier berichteten gut 38 Prozent der Händler über Einbußen von 50 Prozent oder mehr. Bei der Umfrage wurden nach Angaben des ZDK vom 4. bis 11. Mai 1.357 Autohändler befragt.

  • Autoverkäufe in Russland eingebrochen

Dienstag, 12. Mai
Die Autoverkäufe in Russland sind wegen der Coronakrise um fast drei Viertel zurückgegangen. Im April sei der Absatz gegenüber dem Vorjahresmonat um 72,4 Prozent auf nur 39.000 Personenwagen und Kleintransporter eingebrochen, teilte die Vereinigung Europäischer Unternehmen (AEB) am Dienstag in Moskau mit. Das sei der stärkste Verkaufsrückgang in einem Monat seit Beginn der Aufzeichnungen der Vereinigung, sagte AEB-Autoexperte Thomas Stärtzel.

Die Autoindustrie hat in Russland durch die strengen Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus gelitten. Viele Zulieferer und Hersteller mussten ihre Produktionen für viele Wochen beinahe ganz einstellen. Ab Dienstag wurde die Produktion bei einigen Herstellern wieder aufgenommen, darunter auch bei Russlands größtem LKW-Hersteller Kamaz. „Die Verkäufer bereiten sich auf den Neustart vor, ich erwarte mir aber nicht viel bessere Verkaufsergebnisse für den Mai“, sagte Stärtzel, der Porsche-Chef in Russland ist. Die deutschen Autobauer VW und Porsche verkauften nach der AEB-Statistik 68 beziehungsweise 63 Prozent weniger. Der russische Hersteller Avtovaz verzeichnete bei der bekannten Automarke Lada 71 Prozent weniger Verkäufe.

  • E-Commerce legt im April stark zu

Dienstag, 12. Mai
Im April haben die deutschen Onlinehändler den im März verzeichneten Umsatzrückgang deutlich aufholen können. Insgesamt lag der E-Commerce mit Waren um 17,9 Prozent über dem Vorjahresmonat und erreichte ein Volumen von 6,82 Mrd. EUR inklusive Umsatzsteuer. Das zeigt eine Sonderauswertung des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel (BEVH). Allerdings konnten noch nicht alle Sortimente das im März verzeichnete Minus kompensieren. Kumuliert man die Monate März und April, so liegt der Umsatz im wichtigen Segment „Bekleidung“ mit 1,75 Mrd. EUR noch um 8,8 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum (siehe Tabelle). Bei Schuhen fällt das Minus mit 11,3 Prozent noch deutlicher aus. Dass insgesamt durch den April der schwache März mit einem kumulierten Plus von 2,3 Prozent überkompensiert wurde, liegt laut BEVH vor allem am starken Wachstum der Kategorien Lebensmittel (plus 101 Prozent), Medikamente (plus 87,3 Prozent), Drogeriewaren (plus 55,1 Prozent) und Tierbedarf (plus 20,2 Prozent). Von Januar bis April hat der E-Commerce ein Volumen von 23,3 Mrd. EUR erzielt. Trotz der Corona-bedingten Delle im März liegt der Branchenumsatz damit inzwischen 5,8 Prozent über dem Vorjahreswert. Allein im März 2020 hatte der E-Commerce 18,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat verloren.

Seit Ende März steigen die Online-Transaktionen in Deutschland um zweistellige Prozentwerte im Vergleich zum Vorjahr, wie aus anhand von Aktivität bei Online-Geschäften gemessenen Daten des Statistischen Bundesamt hervorgeht. In der 16. Kalenderwoche erreichte die Veränderung einen Wert von ungefähr 61 Prozent (siehe Grafik). Als direkte Auswirkung der Coronakrise trugen die Ladenschließungen dazu bei, dass sich viele vorher physische Transaktionen auf das Onlinegeschäft verschoben. Was vor den Kontaktbeschränkungen noch persönlich gekauft wurde, wird nunmehr an die Haustür bestellt. Onlineshops wie beispielsweise Amazon verbuchten Bestellzuwächse wie sie in der Vorweihnachtszeit üblich sind.

Infografik: Pandemie kurbelt Online-Geschäfte an | Statista
  • Maschinenbau: Leichte Entspannung bei Lieferketten

Montag, 11. Mai
Inzwischen haben die deutschen Maschinenbauer offenbar etwas weniger mit Störungen in ihren Lieferketten zu kämpfen. Das geht aus einer Blitzumfrage des Branchenverbands VDMA unter 724 Mitgliedsunternehmen hervor. Demnach berichteten Anfang Mai noch knapp vier von zehn Unternehmen von merklichen oder gravierenden Beeinträchtigungen. Mitte April gab dies noch fast die Hälfte der Unternehmen an. „Viele Maschinenbauer melden, dass insbesondere die Schwierigkeiten bei Zulieferungen aus China nachlassen“, teilte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers am Montag mit. In Richtung der Kunden berichtet fast ein Drittel der Unternehmen Erschwernisse in der Transport- und Logistikabwicklung oder durch Gesundheits- und Hygieneauflagen.

Insgesamt verschieben sich die Probleme immer weiter hin zu nachfrageseitigen Störungen. Bereits Mitte April hatten gut drei Viertel der Befragten merkliche oder gravierende Auftragseinbußen oder Stornierungen verbucht. Anfang Mai liege der Wert nun bei 85 Prozent. Etwas Hoffnung macht die Einschätzung über die Entwicklungen in den kommenden drei Monaten. Anfang Mai gingen nur noch gut 30 Prozent der Unternehmen von einer Zunahme der nachfrageseitigen Störungen aus. Mitte April erwarteten 43 Prozent eine Verschärfung der Auftragslage. Knapp die Hälfte der Unternehmen rechnet mit einer gleichbleibend angespannten Situation für die nächsten drei Monate. Weiterhin erwarten knapp zwei Drittel der Unternehmen einen Umsatzrückgang von 10 bis 30 Prozent für das Jahr 2020. Das vom VDMA Anfang März prognostizierte Produktionsminus von 5 Prozent für das laufende Jahr lasse sich nicht mehr aufrechterhalten, sagte Wiechers.

  • Krise schlägt auf den Arbeitsmarkt durch

Montag, 11. Mai
Aus einer Umfrage der Wirtschaftsforscher vom Ifo-Institut geht hervor, in welchen Branchen Beschäftigte von Kündigungen bedroht sind. Auch ein Viertel der Transportunternehmen stellt sich demnach auf einen Stellenabbau ein. Lesen Sie hier mehr dazu.

Wie sich die Coronakrise auf dem Arbeitsmarkt auswirkt, zeigt auch der neueste Sonderbericht zu den Auswirkungen auf den deutschen Güterverkehrsmarkt, den das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) wöchentlich veröffentlicht. Demnach ist die Zahl der Arbeitslosen in der Berufshauptgruppe „Verkehr und Logistik (außer Fahrzeugführung)“ im April 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 24,7 Prozent sprunghaft gestiegen. In der Berufshauptgruppe „Führung von Fahrzeug- und Transportgeräten“ gar um 26,5 Prozent. Die Anzahl der gemeldeten offenen Stellen ging laut BAG in beiden Berufshauptgruppen um weit über 20 Prozent zurück.

  • Kreditversicherer erwartet riesige Insolvenzwelle

Montag, 11. Mai
Auf die Coronakrise folgt nach Einschätzung des Kreditversicherers Euler Hermes eine tiefe Rezession und eine riesige Insolvenzwelle. Weltweit dürften die Insolvenzen in diesem Jahr um 20 Prozent steigen, heißt es in einer Analyse der Allianz-Tochter. Haupttreiber seien die USA mit einem Anstieg von 25 Prozent und Europa mit 19 Prozent mehr Insolvenzen. Für Deutschland erwartet Euler Hermes mindestens 10 Prozent mehr Pleiten gegenüber dem Vorjahr, ohne staatliche Maßnahmen noch wesentlich mehr. „2020 bricht die Weltwirtschaft voraussichtlich doppelt so stark ein wie in der Finanzkrise“, sagte Ludovic Subran, Chefvolkswirt von Allianz und Euler Hermes. „Die Verluste sind so hoch wie die Wirtschaftskraft (BIP) von Deutschland und Japan zusammen.“ Ein Rückgang der weltweiten Wirtschaftsleistung um 3,3 Prozent oder 9 Bio. USD sei zu erwarten. „Das hinterlässt Spuren wie bei einem Meteoriteneinschlag, die nicht von heute auf morgen wieder verschwinden.“

Die deutschen Unternehmen würden durch die staatlichen Hilfen stabilisiert, sagte Deutschland-Chef Ron van het Hof. „Die Kehrseite dieser Medaille ist allerdings, dass die Schuldenlast für viele Unternehmen deutlich größer sein wird als vorher. Damit die Unternehmen davon nicht erdrückt werden, müssen in einem zweiten Schritt Lösungen gefunden werden, wie sie diese Schulden anschließend wieder abbauen können.“ In der Eurozone gebe es schon jetzt schätzungsweise 13.000 sogenannte Zombie-Unternehmen mit Gesamtumsätzen von rund 500 Mrd. EUR, die sich nur durch die andauernde Niedrigzinsphase über Wasser halten könnten. „Doch durch Corona könnte es für viele eng werden“, sagte van het Hof.

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