Seeverkehr steht vor Zäsur

Der internationale Seeverkehr, die Reedereien und Häfen sowie die Werften und ihre Zulieferer stehen vor erheblichen Herausforderungen – auch das eine der vielen Folgewirkungen der Corona-Pandemie. Der Brite Martin Stopford, Präsident von Clarkson Research, nennt die drei größten Herausforderungen, welche die maritime Industrie nun fast zeitgleich bewältigen muss.

Zu den Opfern dieser Krise gehört auch die Welt-Leitmesse SMM, die eigentlich für den September geplant war, jetzt für dieses Jahr abgesagt werden musste und nun auf das Frühjahr 2021 verschoben wird. Über die Details dazu informierte jetzt die Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress GmbH im Rahmen einer digitalen Presseveranstaltung. Messechef Bernd Aufderheide sagte, dass „die immer noch sehr dynamische Entwicklung der Pandemie sowie die damit einhergehenden Verbote von Großveranstaltungen uns dazu bewogen, die SMM auf Februar 2021 zu verschieben“. Ermutigend aus seiner Sicht: „Die überwiegende Mehrheit der Aussteller zieht bei dem neuen Termin mit. Wir bekommen viel positives Feedback.“

Die drei großen Herausforderungen

Die Informationsveranstaltung wurde durch namhafte maritime Experten begleitetet, darunter auch der Brite Martin Stopford, Präsident von Clarkson Research.

Für Stopford steht die maritime Industrie fast zeitgleich vor drei großen Herausforderungen: Erstens, dem globalen Klimawandel. Zweitens, der Digitalisierung und jetzt drittens vor der Bewältigung der Folgen der Coronakrise. Für den international gefragten maritimen Experten sind es in der Summe Veränderungen, die „ein ähnliches Ausmaß erreichen werden wie der Wechsel vom Segel- zum Dampfschiff“.

Man dürfe dabei nämlich nicht übersehen, dass sich das weltweite Handelswachstum bereits vor dem Ausbruch des Coronavirus verlangsamt habe. „Wir treten in eine Ära ein, in der die Globalisierung nicht mehr das dominante Thema ist. Ich bin mir sicher, dass wir mehr Kurzstreckenseeverkehr und lokale Fertigung erleben werden“, sagt Stopford.

Der Brite hält derzeit drei Szenarien für die Schifffahrtsbranche nach Corona für möglich. So könnte „im besten Fall“ der Seeverkehr im Jahr 2023 wieder zunehmen. Ein Mengenwachstum von dann gut 3,2 Prozent pro Jahr hält er dabei für erreichbar.

Ausgedehnte Rezession

Das zweite Szenario beinhaltet indes eine ausgedehnte Rezession. Heißt: Ein Rückgang des Welthandels um ein Prozent im Zeitraum 2020-2024 und ein sich daran anschließendes Wachstum von 2,2 Prozent.

„Im letzten und schlimmsten Fall kommt es zu einer ausgedehnten Rezession mit einem Rückgang des Seehandels um 17 Prozent bis 2024“, lautet das Worst-Case-Szenario, das der Brite für vorstellbar hält.

Beim Thema „Schiffstreibstoffe der Zukunft“ erwartet der maritime Experte drei Innovationswellen. „Marinediesel ist ein wunderbarer Stoff, und es wird nicht einfach sein, ihn zu ersetzen.“ Zunächst werde es dabei Schiffe geben, deren Antriebe verbrauchsoptimiert sind.

Als zweite Welle erwartet Stopford Seeschiffe mit Kombinations-Antrieben, die auf diese Weise die Emissionsbelastungen wirksam verringern können. Als dritter Teilschritt sei dann die flächendeckende Einführung von Schiffen mit einem Brennstoffzellen-Antrieb vorstellbar. Damit werde das große Ziel „Null Emissionen“ praktisch erreicht. (eha, THB/ ds)

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