Onlinehandel und wie es wirklich um seine CO2-Bilanz steht

Der stetig wachsende Onlinehandel  hat immer noch mit dem Vorurteil zu kämpfen, stark umweltschädigend zu sein. Seven Senders veröffentlichte zu diesem Thema  eine Nachhaltigkeitsstudie, die zeigt, wie es wirklich um die Umweltbilanz steht und was in Zukunft noch verbessert werden kann.

Vor allem die Retouren tragen einen großen Teil zu den CO2-Ausstößen des Onlinehandles bei. Rund ein Viertel der Emissionen von online gehandelten Waren entfällt auf Rücksendungen. (Foto: dpa/Christin Klose)

In den vergangenen Jahren verzeichnete der Onlinehandel ein immenses Wachstum. Der Umsatz wuchs im Jahr 2019 bis 2020 von 621 Mrd. Euro auf 757 Mrd. Euro, also rund 20 Prozent. Für 2021 ergibt sich immerhin noch ein zweistelliges Plus von 11,1 Prozent. Auch die Pandemie hat zu dieser Entwicklung beigetragen und das trotz stockender Lieferketten. Doch obwohl 87 Prozent der Deutschen gerne online shoppen, leidet der E -Commerce unter der Annahme, er wäre im Vergleich zum stationären Handel extrem umweltschädigend.

Die Kunden stellen viele Erwartungen an die Händler. Welche das sind, wie es tatsächlich um die Umweltbilanz des E-Commerce bestellt ist und was in Zukunft noch getan werden kann, zeigt eine von Seven Senders in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Appinio durchgeführte Studie. Ziel der Studie ist es, Potenziale aufzudecken damit die Händler ihre Konzepte verbessern können.

Entgegen der Annahme von hohen CO2-Ausstößen durch die Auslieferung der im Onlinehandel bestellten Pakete, spart der E-Commerce nach wissenschaftlichen Hochrechnungen tatsächlich das 4- bis 9-fache des Verkehrs, den er verursacht. Der Kauf eines Produkts im Internet erzeugt in der Regel sogar durchschnittlich 36 Prozent weniger CO2-Emissionen als der Erwerb im Handel. Für die Berechnung werden alle Einzelbeiträge von der Lagerung über den Verkauf, die Verpackung und den Transportweg der Ware zum Kunden nach Hause erhoben. Daraus ergibt sich das Gesamtbild, dass in mehr als 80 Prozent der Fälle ein ökologischer Vorteil des Onlinehandels gegenüber dem stationären Handel besteht. Gründe hierfür sind die Umweltwirkungen des Ladens und des Geschäfts sowie die Umweltschäden durch die individuelle Anfahrt der Kunden.

Gerade in Deutschland besteht eine hohe Ladendichte im stationären Handel. Einer der Gründe für den geringeren Ressourcenverbrauch im Onlinehandel. Der Anteil der letzten Meile ­ entspricht nach einer aktuellen Studie etwa dem Zweifachen der auf die Versandverpackung entfallenden Emissionen. Bis zu 66,8 Prozent kann der Anteil der CO2 Emissionen der letzten Meile, also die Zustellung zum Kunden, am gesamten Handelsvorgang ausmachen. Daraus könne man laut Seven Senders folgenden Schluss ziehen: Die Vermeidung von Leerfahrten, die Elektrifizierung der Fahrzeugflotten sowie eine Bündelung von Lieferungen durch KI können in Zukunft helfen,  den CO2-Ausstoß in der E-Commerce-Logistik zu verringern.

Vor allem die Retouren tragen einen großen Teil zu den CO2-Ausstößen des Onlinehandles bei. Rund ein Viertel der Emissionen von online gehandelten Waren entfällt auf Rücksendungen. Um CO2-Emissionen einzusparen, ist das ein wichtiger Punkt zur Veränderung. Doch hier liegen noch Herausforderungen. Rücknahmekreisläufe für wiederverwertbare Verpackungskonzepte müssen erst abgestimmt und aufgebaut werden. Hinzu kommt: Viele Onlinehändler bieten kostenlose Retouren an, was eine Rücksendung für die Kunden attraktiver macht.en Kunden und Händler nun aber in Zukunft ergreifen, um die Umweltbilanz des Onlinehandels zu verbessern? Ein massiver Schritt wäre die Out-of-Home-Zustellung. Also die Abholung der Ware in einer Packstation. Im Schnitt spart die Out-of-Home-Zustellung durch Vermeidung von Haltezeiten, Mehrfachzustellungen und vor allem die vielen Zwischenstopps bei der Anfahrt rund 300 Gramm CO2 pro Paket gegenüber der Zustellung an eine Wohnadresse. Außerdem sollen bis voraussichtlich 2030 etwa 30 Prozent der europäischen Lkw-Langstrecken-Flotten CO2-Neutralität erreicht haben. Seven Senders schätzt diese Entwicklung für das Erreichen der Klimaziele als zu schwach ein. Umso besser wäre es, die Retouren deutlich zu vermindern.

So handeln die Kunden

Um sich ein allgemeines Bild von der Meinung der Kunden machen zu können, befragte Seven Senders in Zusammenarbeit mit Appinio 3.500 Onlineshopper in Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich, Spanien und der Schweiz. 91 Prozent der Schweizer berichten in einer Befragung von 2021 von einer grundsätzlichen Bereitschaft, zugunsten der Umwelt Kompromisse einzugehen, aber nur einer von fünf Onlinekäufern ist bereit, mehr zu zahlen. Dennoch ist Bewusstsein ein erster Schritt zur Veränderung.

Von den Achtzehn- bis Vierundzwanzigjährigen sagen 90 Prozent zudem, dass Unternehmen einen positiven sozialen Beitrag leisten und Verantwortung für den Schutz der Umwelt übernehmen sollten. Insgesamt schätzen allerdings 56 Prozent der Befragten die bisherigen Bemühungen als zu gering ein. Interessant ist aber auch, dass die Aussagen der Kunden über ihr eigenes Verhalten stark von dem tatsächlichen Verhalten abweichen. Der Unterschied liegt zwischen 10 und 40 Prozentpunkten.

Welche Maßnahmen können Kunden und Händler nun aber in Zukunft ergreifen, um die Umweltbilanz des Onlinehandels zu verbessern? Ein massiver Schritt wäre die Out-of-Home-Zustellung. Also die Abholung der Ware in einer Packstation. Im Schnitt spart die Out-of-Home-Zustellung durch Vermeidung von Haltezeiten, Mehrfachzustellungen und vor allem die vielen Zwischenstopps bei der Anfahrt rund 300 Gramm CO2 pro Paket gegenüber der Zustellung an eine Wohnadresse. Außerdem sollen bis voraussichtlich 2030 etwa 30 Prozent der europäischen Lkw-Langstrecken-Flotten CO2-Neutralität erreicht haben. Seven Senders schätzt diese Entwicklung für das Erreichen der Klimaziele als zu schwach ein. Umso besser wäre es, die Retouren deutlich zu vermindern.

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