Logistiker können an vielen Stellen CO2-Emissionen vermindern

Die Transportwirtschaft produziert ständig mehr Treibhausgase. Wie Unternehmen das ändern können, wurde im Rahmen der Online-Konferenz „transport logistic 2021“ diskutiert.

Vertreter von Transporeon, T-Systems, Rhenus Logistics und Home24 stellten Beispiele vor, wie Unternehmen ihre Klimabilanz verbessern können. (Screenshot: Messe München)

Während die Wirtschaft in der EU ihre Treibhausgasemissionen seit 1990 insgesamt vermindern konnte, steigt der CO2-Ausstoß der Transportwirtschaft weiter. Dennoch antworteten die Teilnehmer einer Diskussionsrunde bei der Messe „transport logistic“ auf die Frage „CO2-Einsparungen in der Logistik – ein Ding der Unmöglichkeit?“ eindeutig mit „Nein“.

Serge Schamschula, Senior Partner Manager bei der Transporeon GmbH, sieht viele Bereiche, wo Unternehmen den Hebel ansetzen können. Spediteure und Transportunternehmen könnten zum Beispiel die Disposition und Transportabwicklung optimieren, umweltschonende Fahrzeuge anschaffen und ihre Fahrer schulen. Durch spritsparendes Fahren ließen sich Kosten und 10 bis 20 Prozent CO2-Emissionen sparen. „Manchmal geht es um so banale Dinge wie höheren Reifendruck“, sagte Schamschula.

Große Hoffnungen ruhen auf multimodalem Verkehr

Auch Industrie, Handel und Logistikdienstleister könnten einiges tun. Besonders viel Potenzial sieht Schamschula im multimodalen Verkehr. Dadurch seien CO2-Einsparungen von zwei Dritteln möglich. Die digitale Technik ermögliche es auch, sich unter den etwa 550.000 Transportdienstleistern in der EU einen auszusuchen, der zum Beispiel Ware aus dem Antwerpener Hafen mit einer möglichst günstigen Klimabilanz abholen könne. „Wahnsinn“ nennt es Schamschula, dass laut EU-Kommission durchschnittlich etwa 20 Prozent der in der EU gefahrenen Transportkilometer leer zurückgelegt werden. Verbesserungen hier nutzten der Umwelt und den Unternehmensbilanzen, sagte der Manager.

Wie Rhenus Logistics versucht, das Klima zu schützen, beschrieb Isa Kohn, die bei dem Unternehmen für „Green Logistics“ verantwortlich ist. Im niederländischen Tilburg unterhält die Firma ein besonders nachhaltiges Lagerhaus, für das es schon mehrere Auszeichnungen gab. 13.000 Solarmodule auf dem Dach ermöglichten eine CO2-neutrale Energieversorgung und die Stromproduktion für 750 Haushalte. Die Halle sei dreifachverglast, hochgedämmt, das Licht werde automatisch gedimmt und das Regenwasser für die Sanitäranlagen genutzt.

Aircargo-Kunden sucht Rhenus auf Wunsch möglichst umweltfreundliche Flugzeuge heraus. Dadurch lassen sich laut Kohn 10 bis 40 Prozent CO2 sparen. Im Straßenbereich experimentiert das Unternehmen mit sechs batterieelektrischen 40-Tonnern, Oberleitungs- und LNG-Lkw. In der Citylogistik gehören Kleinlaster mit CNG- und Elektroantrieb zur Flotte. Und in der Binnenschifffahrt hat Rhenus Logistics die „MS Duisburg“ im Einsatz, die über unterschiedlich starke Motoren für die Fahrt mit und gegen die Strömung verfügt, berichtete Kohn.

Digitaler Lieferschein in Arbeit

Der Online-Möbelhändler „home24“ setzt laut Chefin Brigitte Wittekind derzeit vor allem darauf, den CO2-Ausstoß der eigenen Logistik durch Beteiligung an Klimaschutzprojekten zu kompensieren. Das Unternehmen suche aber auch nach Einsparungsmöglichkeiten, etwa durch die Nutzung von Ökostrom in Lagerhallen und Tourenoptimierung. Viele Kilometer konnten laut Wittekind eingespart werden, seit Retouren nicht mehr in ein Zentrallager gebracht werden, sondern in regionale Hubs.

Die Deutsche Telekom arbeitet gemeinsam mit 21 Unternehmen aus Handel und Logistik daran, durch einen digitalen Lieferschein viel Papier zu sparen. Weitere Vorteile seien eine schnellere Abwicklung bei allen Beteiligten, mehr Effizienz an der Rampe und Erleichterungen für den Fahrer, sagte Anton Schäfer von T-Systems. Schon bei einem Versender ließen sich pro Jahr 60.000 Lieferscheine mit 400.000 Blatt Papier sparen, was 2 Tonnen CO2-Emissionen vermeide. Im Juli oder August soll der digitale Lieferschein einsatzbereit sein.

Logistikunternehmen könnten das Klima auch schützen, indem sie etwa Plastikbecher verbannen oder darauf achten, wie häufig und mit welchem Verkehrsmittel Mitarbeiter ins Büro fahren. „Auch die kleinen Dinge bringen viel“, sagte Schäfer. (fh)

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