Christiane Bauer: Ihre Wege führen nach Westafrika

Der Fachkräftemangel ist ein alltägliches Thema in der Spedition. Gerade im gewerblichen Bereich sinkt das Interesse seit Jahren. Die Kölner Spedition Emons geht mit ihrem Ausbildungsprojekt „Why not Logistics“ neue Wege. Ideengeberin und Kopf ist Christiane Bauer, seit vielen Jahren Personalchefin des Unternehmens. Die 53-Jährige ist Speditionskauffrau, hat ein Sozialpädagogik-Studium abgeschlossen und sich mit interkulturellen Kompetenzen beschäftigt.
Da sie und ihr Team mit aus Osteuropa rekrutierten Fahrern nicht zufrieden waren, entstand die Idee, sich nach anderen Regionen in der Welt als Quellen neuer Arbeitskräfte umzusehen. Bei einem internen Pitch innerhalb der Unternehmensgruppe hat sie Geschäftsführung und Aufsichtsrat sofort begeistert. In Westafrika, in der Demokratischen Republik Kongo, stieß sie auf Interesse an der Logistik und die Bereitschaft junger Menschen, nach Deutschland zu kommen. Das Projekt startete durch, auch weil sie ungeduldig ist und „machen will“. Pitch im Herbst 2022, das Pilotprojekt mit den ersten acht Auszubildenden aus dem Kongo startet bereits am 1. August 2023. Zwölf Monate später beginnen 28 junge Menschen in Deutschland ihre Lehre, weitere 35 in diesem Jahr. Inzwischen kommen sie aus Burkina Faso und der Côte d’Ivoire und werden zu Berufskraftfahrern, Fachlageristen, Fachkräften für Lagerlogistik und Mechatronikern ausgebildet. Vier Frauen sind übrigens auch dabei.
Sprache ist der Schlüssel zum Erfolg
Drei zentrale Elemente sind für Bauer entscheidend für den Projekterfolg: Da ist zum einen die Sprache. „Das ist der Schlüssel“, sagt sie. Kooperationen mit den Goethe-Instituten vor Ort bereiten die jungen Menschen auf ihren Weg nach Deutschland vor. Dann zweitens die Kommunikation innerhalb des Unternehmens und mit Behörden. Und drittens die Integration in Deutschland an sich, in den Orten, wo die jungen Menschen leben und ausgebildet werden: Wohnen, Onboarding im Ausbildungsbetrieb, Kontakte zu den Menschen in den Wohn- und Arbeitsorten – die Azubis werden vor Ort eng betreut. Dieses hilft auch bei einem mancherorts sehr sensiblen Thema: der Hautfarbe. „Es hat noch keinen richtigen rassistischen Vorfall gegeben“, stellt sie erleichtert fest.
So abenteuerlich die Idee zur Personalrekrutierung in Westafrika anfangs klingen mochte – es funktioniert. Bisher hat noch keiner der jungen Menschen die Ausbildung in Deutschland aus persönlichen Gründen wie Heimweh abgebrochen. Hinter "Why not logistics" steht mit Christiane Bauer eine weltoffene, zielstrebige, temperamentvolle und von ihrem Projekt total begeisterte Frau – und LEO-Preisträgerin 2025 in der Kategorie „Managerin“. (la)