Militärlogistik: Großer Bedarf und hohe Hürden

Die Streitkräfte und die Logistikwirtschaft müssen künftig enger, strukturierter und schneller zusammenarbeiten. Dienstleister stehen bereit, doch es gibt noch einige Hürden zu überwinden.

Generalmajor Jochen Deuer, Kommandeur des Logistikkommandos der Bundeswehr, nahm per Video an der Diskussion teil. Im Uhrzeigersinn von 12 Uhr: Michael Quaden, Program Director Defense Solutions, Fiege, Peter Scheid, Abteilungsleiter Dienstleistungen und Einkauf Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, Brigadegeneral Matthias Jozwiak, DCOS Support, Führungskommando Bundeswehr, Kai Althoff, BVL-Chef und Moderator, Klaus Lübbers, Leiter Defense Solutions, Dirks Group und Peter Glück, Direktor beim Bundesamt für Ausrüstung Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr. Foto: Dierk Kruse

Die Zeiten, in denen die Bundeswehr ihre Logistik weitgehend autark organisierte, sind vorbei. Angesichts geopolitischer Spannungen und wachsender Anforderungen an Landes- und Bündnisverteidigung rückt die zivile Logistikwirtschaft zunehmend ins Zentrum der militärischen Planungen. Auf der Supply Chain CX in Berlin wurde deutlich: Die Streitkräfte und die Branche müssen künftig enger, strukturierter und schneller zusammenarbeiten.

Generalmajor Jochen Deuer, Kommandeur des Logistikkommandos der Bundeswehr, brachte die neue Realität auf den Punkt: „Wir werden die Landes- und Bündnisverteidigung nur mit zivilen Partnern gewährleisten können.“ Die Bundeswehr verfüge zwar über eigene logistische Fähigkeiten, sei aber in Umfang und Reichweite auf die Infrastruktur, das Personal und das Know-how der Privatwirtschaft angewiesen. Wichtig sei, die Kräfte zu bündeln, statt in Konkurrenz zu treten. „Wir müssen die vorhandenen Ressourcen klug einsetzen – es geht nicht um Wettbewerb, sondern um gemeinsame Wirkung.“

Erwartungen der Dienstleister

Deutschland übernimmt im NATO-Bündnis eine doppelte Rolle: als Host Nation für verbündete Truppen und als Transitland für militärische Transporte in Richtung Osten. Brigadegeneral Matthias Jozwiak beschrieb die Herausforderung als „eine gewaltige Orchestrierungsaufgabe“, die nur im Zusammenspiel mit zivilen Akteuren gelingen könne. Dabei sei das Ziel, die liberale Demokratie durch glaubhafte Abschreckung zu schützen und im Ernstfall verteidigungsfähig zu sein.

Aus der Praxis kamen klare Erwartungen an die Strukturen dieser Zusammenarbeit. Michael Quaden, Program Director Defense Solutions beim Logistikdienstleister Fiege, machte deutlich, dass viele Unternehmen noch vor hohen Einstiegshürden stehen. „Wir müssen wissen, was auf uns zukommt – welche Sicherheitsauflagen, welche Qualifikationen, welche Prozesse. Nur dann können wir entscheiden, ob sich ein Engagement wirtschaftlich lohnt.“ Er plädierte für mehr Transparenz und Unterstützung, um auch mittelständischen Unternehmen den Zugang zur Verteidigungslogistik zu erleichtern.

In den vergangenen Jahren hat es bereits eine spürbare Intensivierung der Zusammenarbeit gegeben. So ist die Dirks Group schon seit Jahrzehnten für die Bundeswehr tätig. „Vor fünf Jahren hat niemand gefragt, wie schnell wir einen Fuchs wieder in den Einsatz bringen können – heute ist das Alltag“, berichtet Klaus Lübbers, Leiter Defense Solutions bei der Dirks Group. Das mittelständische Unternehmen unterstützt die Truppe von deutschen Häfen bis zu Stützpunkten im Baltikum. Doch Lübbers sieht die Branche an der Grenze der Belastbarkeit: „Sicherheitsüberprüfungen, Fachkräftemangel, Materialanforderungen – das alles wird anspruchsvoller. Wir müssen schneller und flexibler werden.“

Zusammenarbeit auf Augenhöhe

Auch die Bundeswehr selbst erkennt den Handlungsbedarf. Peter Scheid vom Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr betonte, entscheidend sei „eine verlässliche, dialogorientierte Zusammenarbeit auf Augenhöhe“. Verfahren müssten so gestaltet werden, dass Leistungsfähigkeit und Geschwindigkeit Vorrang vor Formalismus hätten.

Dafür könnte das neue Beschaffungsbeschleunigungsgesetz den entscheidenden Rahmen schaffen, „um endlich schneller zu werden – bei Ausschreibungen, Verträgen und Anpassungen im laufenden Betrieb“, ergänzte Peter Glück vom Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr.

Der Erfolg künftiger Verteidigungslogistik wird nicht an der Zahl der Vorschriften, sondern an der Qualität der Partnerschaft gemessen werden. General Deuer fasste es so zusammen: „Wir müssen gemeinsam üben, planen und handeln. Nur dann wird aus Zusammenarbeit eine echte Fähigkeit.“

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