Kundenansprüche an die Messelogistik steigen

Neben dem Standardrepertoire müssen die Spezialisten digitale Lösungen anbieten. Auch das Angebot an emissionsarmen Lösungen im Transport und beim Aufbau nimmt zu.

Umweltfreundliche Stapler, Slot-Management-sowie Staplerleitsysteme sollen zu einer nachhaltigen Messelogistik (hier bei der Bauma in München) beitragen. (Foto: Kühne + Nagel)

Der Markt ist klein, das Leistungsspektrum jedoch groß: Rund ein Dutzend Dienstleistungen umfasst der Begriff „Messelogistik“ bei DB Schenker, Kühne + Nagel (KN) und anderen Spezialisten. Dabei sind die Kundenansprüche zuletzt deutlich gestiegen. Neben dem Standardrepertoire wie Zeit- und Ablaufplänen für Transporte und der Konsolidierung von Standbaumaterialien, Exponaten und Werbemitteln inklusive möglicher Zwischenlagerungen „erwarten sie zunehmend nachhaltige Lösungen und Unterstützung durch digitale Angebote“, nennt Jörn Schneemann, Global Head Expo and Event Logistics von KN, die wohl wichtigsten Schwerpunkte.

In Sachen Digitalisierung ist bereits viel getan worden. Vor allem die beiden Platzhirsche in diesem Nischenmarkt der Logistik, DB Schenker und KN, haben in den vergangenen zehn Jahren IT-Lösungen entwickelt, die alle operativen Vorgänge von der Auftragsannahme bis zur Abrechnung digital abbilden.

Messelogistik ist ein oft sehr spontanes und kurzfristiges Geschäft. Jörn Schneemann, Global Head Expo and Event Logistics, KN

Mit „Fairlog“ können Messeaussteller und -logistiker Slots für Aufbau- und Abbauzeiten für ihren Messeauftritt buchen. Große Veranstalter wie die Messe München oder die Deutsche Messe AG in Hannover haben das ursprünglich von KN konzipierte System, das wegen seines hohen Abstimmungsaufwands erheblich komplexer ist als klassische Werklogistiklösungen, an ihre Anforderungen angepasst und weiterentwickelt. Mit „MyFairLog“ bietet KN einen Webshop, über den Aussteller, Lieferanten und Veranstalter Logistikequipment und -dienstleistungen aller Art einkaufen können. Gabelstapler können ebenso geordert werden wie Ladungsprozesse und Lagerdienstleistungen, IT-Services wie Tracking inklusive. Zwar nennt KN noch keine konkreten Nutzerzahlen, hat aber von dem internationalen Messeverband UFI bereits den Best Practice Award für den Webshop erhalten.

Improvisieren und umdisponieren

„Messelogistik ist ein oft sehr spontanes und kurzfristiges Geschäft“, begründet Schneemann die Einführung von MyFairLog. Die weitaus meisten Messetermine stehen zwar schon seit Jahren fest. Trotzdem müssen Messelogistiker bis kurz vor der Eröffnung improvisieren und umdisponieren, weil sie für Aufbauzeiten nur wenige Tage Zeit haben und gleichzeitig Schlussarbeiten für gerade beendete Messen stattfinden. Aktuelles Beispiel: So mussten die Messelogistiker parallel zu den Auf- und Abbauarbeiten für Messen im Mai noch die Arbeiten für die Bauma, die im April stattfand, abschließen. Die über 3.600 Aussteller dieses XXL-Events hatten alle 18 Hallen und das komplette Freigelände belegt. Allein die seit dem 30. April bekanntlich zu DSV gehörende DB Schenker, langjähriger akkreditierter Spediteur der Messe München, setzte für den Bauma-Auf- und -Abbau 115 Gabelstapler und 50 Kräne ein.

Bei der transport logistic ist das auch in diesem Jahr nicht anders. Die bis zu 2.500 Aussteller belegen zwölf Hallen und einen Teil des Freigeländes. Seit April laufen die Vorbereitungen für das Branchenevent auf Hochtouren. Vor allem internationale Aussteller haben bereits im April mit dem Versand ihrer Ausstellungsmaterialien begonnen.

Ende April seien bereits 20 Prozent der internationalen Sendungen auf dem Weg nach Deutschland gewesen, teilt KN, ebenfalls akkreditierter Spediteur der Messe München, mit. Die innereuropäischen Transporte folgten im Mai. Nachdem alle Sendungen im Lager angekommen sind, beginnt die eigentliche Aufbauarbeit – das war etwa ab dem 20. Mai.

Von deutschen Messeplätzen sind DB Schenker und KN nicht wegzudenken. Außer in München ist DB Schenker an 13 und KN an 5 weiteren Messeplätzen akkreditierter Spediteur. Manche Messegesellschaften arbeiten bereits jahrzehntelang mit den beiden Marktführern zusammen – wohl auch, weil sie wegen ihrer Größe auf Marktschwankungen flexibel reagieren können und ihre Dienstleistungen kontinuierlich weiterentwickelt haben.

Auf der Arab Health 2025 im Februar in Dubai war der Schweizer Logistikkonzern für 68 deutsche Aussteller tätig und transportierte deren Stände und Ausstellungsequipment überwiegend per Luftfracht an den Persischen Golf. Für solche Aufträge möchte der KN-Manager in Zukunft bevorzugt die wesentlich emissionsärmere Seefracht nutzen. „Wir beraten unsere Kunden, wie wir mit einer effektiven und pünktlichen Planung wechseln können“, sagt Schneemann.

CO2-Bilanz verbessern

Das Angebot ist Bestandteil einer neuen Book-and-Claim-Lösung. Jeder Kunde kann seine CO2-Bilanz mit nachhaltiger Messelogistik verbessern, indem er sein Equipment von Lkw mit E-Antrieb oder mit HVO-Tankfüllungen transportieren lässt. Auch der Dienstleister selbst ist gefordert. An allen Messestandorten, an denen KN offizieller Partner ist, fahren Gabelstapler, die ebenfalls E-Antrieb haben oder mit HVO betankt werden können. Dort setzt Schneemann zudem auf Verkehrsvermeidung. Dafür sollen ein Slot-Management- und ein Staplerleitsystem sorgen, die Be- und Entladezeiten koordinieren sowie Auftragsprozesse und Fahrzeugrouten optimieren. Das ist auch für die Messegesellschaften selbst interessant, die möglichst kurze Aufbau- und Abbauzeiten wünschen. (la)

 

 

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