So will Henkel mit nachhaltiger Logistik Emissionen reduzieren

Bis 2025 will Henkel den CO2-Fußabdruck seiner Produktion um 65 Prozent reduzieren. Ein besonders großes Interesse zeigt der Konsumgüterkonzern an alternativen Treibstoffen, vor allem an Wasserstoff.

Derzeit nutzt Henkel zwei LNG-Lkw im Piloteinsatz auf Strecken zwischen Düsseldorf und dem Zentrallager in Bönen, Nordrhein-Westfalen, sowie Barcelona. (Foto: Henkel)

Es liest sich gut: Bis 2025 will Henkel den CO2-Fußabdruck seiner Produktion um 65 Prozent reduzieren; bis 2030 will der Konsumgüterkonzern seine Geschäftsaktivitäten im Verhältnis zum ökologischen Fußabdruck – im Vergleich zum Basisjahr 2010 – dreimal effizienter gestalten, und bis 2040 möchte er klimapositiv werden. Dazu sollen, neben der kontinuierlichen Verbesserung der Energieeffizienz, 100 Prozent des in der Produktion verwendeten Stroms aus erneuerbaren Quellen bezogen, alle fossilen Brennstoffe, die in der Produktion eingesetzt werden, auf klimaneutrale Alternativen umgestellt und überschüssige klimaneutrale Energie an Dritte geliefert werden. Die Maßnahmen werden dafür in 5-Jahres-Etappen geplant und evaluiert.

„Wir wollen unsere Lagernetzwerke verbessern, die Verkehrswege kürzen und intermodale Transporte stärken“, sagt Christian Wolf, Leiter der Standort-Logistik in Düsseldorf.

Die mit Abstand größten CO2-Emissionen entlang Henkels Wertschöpfungskette resultieren aus der Herstellung von Rohstoffen und der Produktnutzung. Beide Emissionsquellen zählen zu den sogenannten Scope-3-Emissionen, die per Definition indirekt durch die Tätigkeit eines Unternehmens verursacht werden. Die von Henkel selbst emittierten Emissionen entstehen hauptsächlich durch Energieerzeugung und -verbrauch an den weltweit 184 Produktionsstandorten (Stand 2019). Sie machen rund 2 Prozent des Gesamtfußabdruckes des Unternehmens aus. 2019 betrug dieser etwa 44.000 Tausend Tonnen CO2/CO2-­Äquivalente. CO2-­Äquivalente dienen dazu, die Wirkung verschiedener Treibhausgase, wie beispielsweise Methan, vergleichbar zu machen. So hat Methan beispielsweise eine 28 Mal größere Klimawirkung als CO2.

Wie ernst es Henkel mit seinen Nachhaltigkeitsbestrebungen meint, spiegelt sich auch in der Umsetzung der ambitionierten Strategie des Unternehmens wider. So hat das Unternehmen laut seinem letzten 29. Nachhaltigkeitsberichtes zwei seiner Ziele für 2020 bereits ein Jahr früher erreicht: Der CO2-Ausstoß wurde um 31 Prozent und der Abfall pro Tonne Produkt um 40 Prozent zum Basisjahr 2010 reduziert - der Zielwert lag jeweils bei 30 Prozent. Wie gelingt das?

Die Verpackung macht viel aus

„In meiner Kindheit wurden Waschmittel in riesigen Kartons geliefert. In ihnen habe ich immer meine Legos aufbewahrt“, erinnert sich Uwe Bergmann, Leiter des Nachhaltigkeitsmanagements bei Henkel. Damals habe man Gläser mit 200 bis 300 ml Waschpulver für eine Waschladung verwendet. Seitdem hat sich viel getan: „Heute nutzen wir mit unseren kompaktesten Waschmitteln gerade mal 37,5 ml Flüssigdosierung“, sagt Bergmann. „Außerdem arbeiten wir kontinuierlich daran, unsere Verpackungen zu optimieren.“ Bei Persil, Spee und Weißer Riese seien durch den Umstieg auf noch kompaktere Waschmittelvarianten und Verpackungsoptimierungen ungefähr 3,5 Millionen Kilogramm Plastik pro Jahr und folglich 4,2 Millionen Kilogramm CO2 beim Transport der Produkte eingespart worden.

„Wir arbeiten kontinuierlich daran, unsere Verpackungen zu optimieren“, sagt Uwe Bergmann, Leiter des Nachhaltigkeitsmanagements bei Henkel.

Um es einmal vorzurechnen: Eine Flasche flüssiges Waschmittel enthält ungefähr 20 Waschladungen. Davon passen umgerechnet etwa 8.500 Waschladungen auf eine Palette. Eine Box Wasch-Discs, ein vorportioniertes Flüssigwaschmittel und Henkels bisher kompaktester Variante, hingegen beinhaltet 18 Waschladungen, es passen aber über 10.000 Waschladungen auf eine Palette. „Das sind ganze 15 Prozent mehr“, erklärt der Leiter des Nachhaltigkeitsmanagements.

„Die kompakte Form ist nachhaltiger für die Logistik und den Ressourceneinsatz“, sagt Bergmann, „doch der Verbraucher kauft unsere Wasch-Discs oft aus Gründen der Convenience und nicht, weil sie nachhaltiger sind“. Das mache aber nichts, denn letztendlich sei das Ergebnis entscheidend: ein geringerer Verbrauch von Ressourcen.

Sich am Wandel beteiligen

Das Verpackungsdesign ist nur eine von vielen Stellschrauben in Henkels Nachhaltigkeitsstrategie. Obwohl die Logistik für nur 1 Prozent des gesamten CO2-Fußabdrucks entlang der Lieferkette verantwortlich ist, sucht Henkel auch hier immer wieder nach nachhaltigeren Lösungen. „Wir wollen unsere Lagernetzwerke verbessern, die Verkehrswege kürzen und intermodale Transporte stärken“, sagt Christian Wolf, Leiter der Standort-Logistik in Düsseldorf. Dafür verlegt Henkel seine Lager beispielsweise näher an Produktionsstätten oder testet neue Belieferungskonzepte.

„Alles ist möglich, wenn man es nur will“, betont Wolf. Ein besonders großes Interesse besitzt Henkel an alternativen Treibstoffen, vor allem Wasserstoff. Im März 2019 haben sie das erste wasserstoffbetriebene Fahrzeug in ihren internen Fuhrpark am Hauptsitz in Düsseldorf aufgenommen. Im Januar zuvor hatte Henkel der Firma Air Liquide angrenzend an das Werksgelände in Düsseldorf einen Platz für eine Wasserstoff-Tankstelle zur Verfügung gestellt. „Wir wollen die Etablierung dieses Antriebskonzeptes mit vorantreiben und den Fuß früh in der Tür haben, sobald Wasserstoff marktreif wird“, so der Logistikleiter. Zusammen mit der Spedition Engemann will er die Entwicklung von Wasserstoffantrieben im Schwerlastverkehr eng beobachten. Vor allem die Hersteller Volvo und Iveco scheinen den Partnern vielversprechend. Volvo wolle zusammen mit der Daimler AG einen Wasserstoff-Lkw entwickeln und Iveco strebe die Einführung eines Wasserstoff-Lkw in Europa an.

Bis es allerdings soweit ist, nutzt man LNG als Brückentechnologie. „LNG ist für uns allerdings nur eine vorübergehende Lösung. Das reicht noch nicht aus“, so Wolf. Derzeit nutzt Henkel zwei LNG-Lkw im Piloteinsatz auf Strecken zwischen Düsseldorf und dem Zentrallager in Bönen, Nordrhein-Westfalen, sowie Barcelona. Mit dem aussagekräftigen Statement „Today gas, tomorrow H2“ (heute Gas, morgen Wasserstoff) auf der Trailerplane kommuniziert das Unternehmen so seine klare Position und Entschlossenheit für Entwicklung auch nach außen. (ds)

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