Energiewende bei Heppner: „Es ist sehr komplex mit den Subunternehmern“

Noémie Feldbauer, Projektleiterin für die Energiewende bei Heppner, verrät im Interview, wie die Transformation begann und was sich in den nächsten Jahren noch verändern soll. Der französische Logistiker baut Flotten um und verändert sein „Ökosystem an Subunternehmern“.

Die Heppner Group ist eine französische Transport- und Logistikgruppe mit einem starken Fokus auf den Landverkehr. (Foto: Heppner)

Noémie Feldbauer, Projektleiterin für die Energiewende bei Heppner, verrät im Interview, wie die Transformation begann und was sich in den nächsten Jahren noch verändern soll. Der französische Logistiker baut Flotten um und verändert sein „Ökosystem an Subunternehmern“.

DVZ: Frau Feldbauer, Sie gelten als Initiatorin für die Programme zur Energiewende bei Heppner. Gab es dort vorher gar keine Projekte in dieser Richtung?

Noémie Feldbauer: Doch, es gab bei Heppner bereits einige Initiativen zum Thema Nachhaltigkeit. Allerdings waren diese alle isoliert voneinander und über die ganze Organisation verstreut. Es fehlte also eine übergreifende Struktur. 2019 habe ich dann im Rahmen des internen Programms „Université Heppner“ mit Kollegen ein Projekt entwickelt, das die Energiewende des Unternehmens und die Auswirkungen auf die Umwelt im Fokus hat. Dabei wurden dann viele Fäden zusammengeführt.

Inzwischen haben Sie die Leitung für dieses Projekt inne. Welche Aufgaben bringt das mit sich?

Momentan habe ich sehr viel mit unseren Subunternehmern zu tun. Wir ändern die Art und Weise der Zusammenarbeit, um tiefere Partnerschaften aufzubauen. Zudem treffen wir uns regelmäßig mit Zulieferern und Technologieunternehmen, um technologische Innovationen zu integrieren. Wichtig sind auch das Arbeiten mit aktuellen Daten und ein reger Austausch innerhalb des Netzwerks von Subunternehmern und den Abteilungen bei Heppner.

Treten da manchmal Schwierigkeiten auf, etwa durch die Regelungen der französischen Behörden?

Schwierigkeiten bereiten uns vor allem die Regeln der französischen Regierung, die zum Teil noch unklar sind. Die Regierung verhandelt über neue Umweltstandards und Niedrigemissionszonen (LEZ) – allerdings oft nicht transparent genug, und es mangelt an der Koordination zwischen den Städten. Unsere Subunternehmer verzweifeln zum Teil an den Umweltzonen. In Paris wurde die nächste Frist für die Umweltzone bereits zweimal verschoben, so dass viele glauben, sie würde gar nicht mehr kommen. Dadurch werden dann wichtige Schritte noch nicht unternommen, wie beispielsweise die Ausstattung der Flotte mit emissionsärmeren Fahrzeugen. Außerdem kostet die Umstellung auf andere Energieformen natürlich auch etwas, und darüber sind nicht alle Kunden erfreut. Das ist aber ein grundsätzliches Problem bei der Energiewende.

Wie lassen sich diese Probleme lösen?

Ich denke, Kommunikation und Schulungen sind da sehr wichtig. Wir müssen unsere Subunternehmer regelmäßig über die neuen und künftigen Regelungen unterrichten. Wir suchen inzwischen unsere Zulieferer auch danach aus, wie innovativ sie sind.

Foto: Heppner

Noémie Feldbauer

Noémie Feldbauer ist seit knapp zwei Jahren als Directrice de la Transition Energétique für die Umsetzung der Energiewende bei der Heppner-Gruppe zuständig. Sie studierte Commercial Studies an der französischen ESSEC Business School und arbeitete danach unter anderem als Managerin bei Accenture. Für Accenture Strategy optimierte sie bei großen französischen Unternehmen die Abläufe und war bei der Neustrukturierung von Einkaufs- und Beschaffungsorganisationen, zum Beispiel durch Kreislaufwirtschaft, involviert.

Was lief denn in den vergangenen Jahren besonders gut?

Mit unserem Energiewende-Programm ist die Umwandlung unserer Flotte und auch der Flotten unserer Subunternehmer sehr gut vorangekommen. In Frankreich sind 11 Prozent der von Heppner genutzten Lkw bereits emissionsärmere Modelle, also kompatibel mit den Umweltzonen. Und von unseren 300 eigenen Lkw in Frankreich sind 70 CNG- oder Bio-CNG-Lkw (mit komprimiertem Erdgas betrieben). Darüber hinaus reduzieren wir den Energieverbrauch unserer Gebäude. In Frankreich gibt es nämlich das „Décret tertiaire“. Das ist ein Gesetz, welches die Senkung des Energieverbrauchs von Gebäuden des Dienstleistungssektors in Zehn-Jahres-Schritten vorschreibt: 40 Prozent Einsparung bis 2030, 50 Prozent bis 2040 und 60 Prozent bis 2050.

Wie sieht das Energiewende-Programm von Heppner denn konkret aus?

Es sind letztlich drei wichtige Säulen. Zum einen die Umstellung unserer Lkw von Diesel auf alternative Energien wie CNG und Bio-CNG, Elektrofahrzeuge, Biokraftstoff wie B100 oder XTL. Außerdem geht es um die Sensibilisierung unserer Subunternehmer für die Umweltvorschriften, die alternativen Energien und die technologischen Innovationen im Bereich der Lkw und die Bereitschaft, mit ihnen Partnerschaften mit einem Energiewendevertrag zu entwickeln, der unsere Beziehungen strukturiert und von der Nutzung emissionsarmer Fahrzeuge abhängt. Die dritte Säule besteht schließlich aus Investitionen in unsere Gebäude, um den Zugang zu alternativen Energien wie CNG-Tankstellen vor Ort und elektrische Arbeiten für die kommenden Ladeinfrastrukturen für Elektrofahrzeuge zu ermöglichen.

Wie senken Sie den Energieverbrauch Ihrer Gebäude?

Wir nutzen die Lösung „Deepki Ready“ zum Monitoring des Verbrauchs an allen Standorten von Heppner. Diese kann sehr detailliert für jedes Gebäude den Energieverbrauch erheben. So können wir geglückte Verbesserungen oder noch bestehende Schwachstellen auffinden und somit Investitionen effizienter planen. Die Software nutzen wir demnächst auch in Deutschland, den Niederlanden, Spanien, Großbritannien und in der Schweiz, weil es auch dort Niederlassungen von Heppner gibt.

Ist für den Landverkehr CNG die einzige neue Technologie, auf die sie sich aktuell fokussieren?

Nein, wir ziehen auch andere Technologien in Betracht und setzten auf einen Energiemix. CNG stand anfangs schon im Fokus, um möglichst schnell unsere CO₂-Emissionen zu reduzieren. Inzwischen nutzen wir beispielsweise auch Biokraftstoff und hybride Fahrzeuge. Sogar E-Bikes haben wir zum Teil integriert. Wir möchten vor allem unsere Elektromobilität in den nächsten Jahren ausbauen. Die Wasserstofftechnologie ist meines Erachtens noch nicht ausgereift genug, um damit zu planen. Tatsächlich entstammen die meisten unserer Emissionen aus dem Bereich unserer Subunternehmer, diese bremsen die Geschwindigkeit unserer Emissionsreduzierung momentan noch aus. Außerdem bieten wir unseren Fahrern Schulungen in „Eco Driving“ (energiesparende Fahrweise) an – das kann den Verbrauch tatsächlich auch signifikant reduzieren.

Welchen Einfluss haben Sie überhaupt auf den Verbrauch Ihrer Subunternehmer und darauf, welche Technologien diese nutzen?

Einfluss nehmen können wir vor allem über die Verträge. Wir bieten den Subunternehmern eine Vertragslaufzeit von fünf Jahren an, wenn diese im Gegenzug emissionsarme Trucks nutzen. Zudem können wir mit den Firmen, die diese umweltschonenderen Trucks bereitstellen, attraktive Preise verhandeln, die den Subunternehmern zugutekommen. Unser primärer Ansatz ist also, Partnerschaften mit unserem Ökosystem aus Subunternehmern zu schaffen. Es ist sehr komplex, die Transformation mit unseren Subunternehmern zusammen zu gestalten.

Heppner

Die Heppner Group ist eine französische Transport- und Logistikgruppe mit einem starken Fokus auf den Landverkehr. Die Gruppe verbindet mehr als 40 europäische Länder und kann mit einem internationalen Partnernetzwerk See- und Lufttransporte zwischen 157 Ländern weltweit abwickeln. Das Unternehmen beschäftigt derzeit mehr als 3.500 Mitarbeiter an rund 80 Standorten in Frankreich und 14 Vertretungen in Deutschland sowie Niederlassungen in den Niederlanden, Spanien, Belgien, der Schweiz, Ungarn, Großbritannien und dem Senegal. In den letzten Monaten kaufte Heppner mehrere Logistikunternehmen auf, so Ende vergangenen Jahres ABC-Logistik.

Welche Ziele hat Heppner sich für die kommenden Jahre gesetzt?

Es gibt bestimmte Standards und Zertifizierungen mit unterschiedlichen „Entwicklungsstufen“. Eine der bekanntesten Bewertungsplattformen ist Ecovadis. Heppner trägt die Auszeichnung in Silber, zählt zu den Top 20 Prozent der von Ecovadis bewerteten Unternehmen und hat das Ziel, bis 2024 Goldstatus zu erreichen.

Was fehlt Ihnen noch, um „Gold“ zu sein?

Wir könnten noch mehr Wasser einsparen, in unseren Filialen und bei der Reinigung unserer Lkw, beispielsweise durch das Auffangen von Regenwasser. Wir könnten mehr Einfluss auf die Biodiversität nehmen. Und wir können noch an weiteren Zertifizierungen arbeiten, wie dem ISO-Standard 14001.

In Deutschland setzen viele Unternehmen auf Emissionshandel. Gleicht Heppner auch Emissionen aus?

Wir würden das gerne machen, versuchen aber vorsichtig zu sein, was solche Programme angeht. Wir möchten lieber eigene Emissionen reduzieren und in unserer näheren Umgebung etwas bewirken. Zudem ist es untersagt, mehr als 10 Prozent unserer Kohlenstoffemissionen auszugleichen, daher liegt unsere Priorität zuerst darin, unsere Emissionen tatsächlich zu reduzieren.

Ihr Unternehmen will bis 2030 30 Prozent der Emissionen einsparen. Ist das angesichts der aktuellen Lage noch zu erreichen?

Nun ja, die Energiekrise erleichtert diese Aufgabe nicht gerade. Wir arbeiten daran, unsere Abläufe zu optimieren, um diese anspruchsvollen Ziele bis 2030 zu erreichen. Die Ziele für 2040 und 2050 erfordern jedoch eine Änderung des Geschäftsmodells. Bei den Emissionen spielen vor allem die See- und Luftfracht eine große Rolle. Emissionseinsparungen sind aber bisher eher im Landverkehr gut möglich, deshalb konzentrieren wir uns vor allem dort auf den Wandel hin zu neuen Technologien.

Und was sind Ihre persönlichen Ziele für die kommenden Jahre?

Ich bin sehr zufrieden mit meiner Rolle bei Heppner. Das Unternehmen ist sehr engagiert beim Thema Energiewende, und ich habe die Unterstützung unseres CEO, der Geschäftsleitung und der Shareholder. Ich würde mir wünschen, dass wir in fünf Jahren in der Lage sind, allerorts unsere Kunden emissionsarm zu beliefern. Und dass wir dann Partner haben, die nicht einmal daran denken würden, in fossile Energien zu investieren. Ja, es würde mir gefallen, wenn dann die gesamte Energie, die wir nutzen, von Biokraftstoff, Solar- und Windenergie käme. Es ist noch ein weiter Weg dorthin, aber ich denke, eines Tages werden wir dieses Ziel erreicht haben.

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