Es geht - Ökonomie und Ökologie schließen sich nicht aus

Das Streben nach mehr Klimaschutz und möglichst bald sogar „Klimaneutralität“ in der Logistikbranche ist das Gebot der Stunde. Doch Klima- und Unternehmensziele müssen sich nicht zwingend widersprechen.

Klima- und Unternehmensziele müssen sich nicht widersprechen.
 (Illustration: DVZ)

Der letzte Tropfen Öl gehört uns!“, reklamierte der Vertreter der Luftfahrtindustrie für sich. Keinesfalls, widersprachen die Vertreter der Speditionswirtschaft und der internationalen Schifffahrtsbranche. Keiner der Teilnehmer einer Logistikkonferenz vermochte sich so richtig vorstellen, wie es ohne fossile Brennstoffe einmal weitergehen könnte.

Dabei ist Weiterdenken in dieser Frage mittlerweile weit verbreitet und zwingend erforderlich. Klar ist doch: Der Klimawandel ist schon da und eine große Bedrohung für die Menschheit – auch in Deutschland, wie die Extremwetterereignisse im Sommer 2021 erschütternd gezeigt haben. Auch Logistikunternehmen waren unmittelbar betroffen. Alle seriösen Experten sagen eine Zunahme solcher Wetterereignisse mit großen Schäden voraus. Daher ist es zum einen wichtig, sich auf den Klimawandel vorzubereiten; noch dringlicher ist es jedoch, seinen Ursachen entschieden entgegenzutreten.

Das Streben nach mehr Klimaschutz und möglichst bald sogar „Klimaneutralität“ in der Logistikbranche ist das Gebot der Stunde, denn der Güterverkehr beansprucht die Umweltressourcen der Erde in vielfacher Hinsicht und großer Dimension. Etwa 20 Prozent der gesamten CO2-Emissi- onen erzeugt der Verkehrssektor. 80 Prozent des Primärenergieverbrauchs im Güterverkehr entfallen dabei auf die Straße. Der Straßenverkehr basiert jedoch zu weit über 90 Prozent auf endlichen fossilen Ressourcen. Nur dank der durch die Corona-Pandemie bedingten Sondereffekte konnte Deutschland das 40-Prozent-Klimagasminderungsziel für 2020 gerade eben noch schaffen. So kann es aber nicht weitergehen! Die Logistik- und Verkehrswirtschaft muss sich ihrer Aufgabe stellen und sich nachhaltig ausrichten. Das geht. Grüne Logistik treibt eine ganzheitliche, umweltgerechte und ressourceneffiziente Transformation des Logistiksektors voran. Ökologische und soziale sowie gesellschaftliche Aspekte müssen zwingend bei strategischen Entscheidungen und im betrieblichen Alltag mitgedacht werden.

Vorteile ziehen

Durch ausgereifte Logistikprozesse ist es Unternehmen möglich, große Mengen an Treibstoffkosten einzusparen und dadurch einen finanziellen Vorteil zu erwirtschaften. Viele Unternehmen aus dem B.A.U.M.-Netzwerk setzen bereits auf Green Logistics und eine klimaschonende Mobilitätsstrategie. Häufig stellt sich dadurch zusätzlicher Nutzen für das Unternehmen ein, etwa durch steigende Attraktivität als Arbeitgeber. So kann wertvolles Personal gehalten und leichter auch Nachwuchs gewonnen werden. Für viele, vor allem junge Menschen spielen das Image eines Unternehmens und dessen positiver Beitrag zur Gesellschaft bei der Arbeitgeberwahl eine wichtige Rolle.

Beispiel nehmen

Der Transport- und Logistikdienstleister Alpensped in Mannheim zeigt vorbildlich, wie Klimaschutz geht: Seit 2011 erstellt Alpensped eine Treibhausgasbilanz nach Scope 3. Das Ergebnis: 99,77 Prozent des Corporate Carbon Footprints (CCF) entstehen durch die angebotenen Transportdienstleistungen. Darum setzt Geschäftsführer Christian Faggin mit seinem Team hier an. Alpensped reduziert seinen CO2-Ausstoß durch den Einsatz von Lkw der neuesten Generation, durch Sendungsbündelung und durch Fahrerschulungen für besonders energieeffizientes Fahren. Hierbei bindet das Unternehmen auch die Frachtführer ein, mit denen es zusammenarbeitet. Zudem bemüht sich Alpensped um die Verlagerung von Transporten von der Straße auf die Schiene. Nicht vermeidbare Emissionen werden kompensiert.

Alpensped hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 klimaneutral zu sein. Geplant sind dafür der Einsatz gasbetriebener Lkw und eine noch stärkere Nutzung der Bahn als Verkehrsträger. Gemeinsam mit den Kunden soll die Kompensation von Transportemissionen verstärkt werden. Um bei den Kunden dafür ein Bewusstsein zu schaffen, weist Alpensped seit November 2012 den sendungsspezifischen CO2-Fußabdruck für jeden durchgeführten Transport auf der Rechnung aus.

Prozessoptimierung sowie die nachhaltige Vernetzung aller Mobilitätsaspekte und Akteure sind auf dem Weg zur Klimaneutralität die entscheidenden Erfolgsfaktoren. Nutzen auch Sie hier Ihre Chancen! Das Thema klimaschonende, nachhaltige Mobilität wird uns alle auch in Zukunft bewegen. (kl)

Dieter Brübach ist stellvertretender Vorsitzender von B.A.U.M. e. V. – Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften in Hamburg.

Abdruck

Die Logistikbranche und jedes ihrer Unternehmen wird sich künftig ihrem Emissionsbeitrag freiwillig oder auch durch Gesetze erzwungen stellen müssen. Ob dies je für einzelne Individuen der Fall sein wird, ist noch unklar. Dabei sind rund zwei Drittel der globalen Treibhausgasemissionen direkt oder indirekt auf die privaten Haushalte zurückzuführen. In einer internationalen Metastudie haben Forschende untersucht, welche Möglichkeiten jeder Einzelne hat, den persönlichen CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Deutliche Einsparpotenziale bietet etwa das individuelle Mobilitätsverhalten.

Wer zunächst ausrechnen möchte, wie groß der eigene CO2-Fußabdruck ist, kann dies beispielsweise mit dem Rechner des Umweltbundesamts tun. Hier lassen sich auch die Auswirkungen von Verhaltensänderungen berechnen.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass sich junge Menschen große Zukunftssorgen machen – 56 Prozent der Befragten treibt der Klimawandel um. Allerdings sind rund 60 Prozent der 14- bis 29-Jährigen regelmäßig privat in einem Auto unterwegs. Der Anteil der Befragten, die bereit sind, dauerhaft auf ein eigenes Auto (19 Prozent) oder auf Flugreisen (27 Prozent) zu verzichten, ist noch gering. Hoch ist dagegen der Anteil derer, die hin und wieder neue Verhaltensweisen erproben und möglicherweise auf lange Sicht bereit sind, ihr Verhalten zu verändern. Vielleicht gelingt dies mit politischer Unterstützung: Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) erwartet von der neuen Bundesregierung unter anderem, eine lebenswerte, klimagerechte Zukunft zu sichern.

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