DVZ Flash: Der LNG-Turbo kommt

Deutschland soll von russischen Gasimporten unabhängig werden - und Importstrukturen sollen rasch entstehen. Eine Chance für den alternativen Treibstoff LNG.

Illustration: DVZ

Die Diskussion um die hohen Kraftstoffpreise infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine bringt vieles in Bewegung. Gleichzeitig will die Regierung die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Gaslieferungen aus Russland so schnell wie möglich verringern. Eine Alternative zum Diesel gibt es – das Flüssigerdgas LNG, das langfristig durch Bio-LNG ersetzt werden kann. Welche Perspektive diese Lösung hat, diskutierte die DVZ am vergangenen Freitag mit Politik und Unternehmern beim 4. DVZ Flash unter der Überschrift: „Ist LNG als Kraftstoff wirklich aus dem Spiel?“ Im Mittelpunkt der Diskussion standen die Konsequenzen, die sich für die geplanten LNG-Terminals in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Stade ergeben.

Das Tempo zieht merklich an

Die gute Nachricht: Der Aufbau der Infrastruktur in den Häfen wird deutlich schneller erfolgen, dafür sorgt das beschlossene Planungsbeschleunigungspaket. „Damit bekommen wir ein Tempo, das überhaupt nicht mehr mit dem bisherigen vergleichbar ist“, erklärte Olaf Lies (SPD), Energieminister von Niedersachsen. Derzeit werde mit Hochdruck daran gearbeitet, Verfahrensfragen zu vereinfachen, die Auslegung der Fristen zu verändern und vor allem auf digitale Formate umzusteigen. Zudem gehe es darum, ob man den Bau der dringend benötigten Terminals im europäischen Vergabeverfahren ausschreibt oder mit dem Argument einer nationalen Notlage schneller in Gang setzt.

Brunsbüttels Hafenchef Frank Schnabel, der sich seit über zehn Jahren für den Bau des LNG-Terminals an der Elbemündung einsetzt, freut sich über das merklich schärfere Tempo, das jetzt vorgelegt wird. „Wir befinden uns gerade im Sprint – und zwar von null auf hundert.“ Seinem Standort komme dabei zugute, dass die notwendigen Unterlagen für den Bau des Terminals bereits vor Jahresfrist eingereicht wurden.

Dennoch wird es noch eine Zeit lang dauern, bis die landgestützten Terminals gebaut sind. „Das Beschleunigungspaket ermöglicht es, dass die Anlagen in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Stade schon 2025 in Betrieb gehen können“, erklärte Lies und nannte eine noch schnellere Lösung: „Bereits ab Anfang 2023 wollen wir über ein schwimmendes Terminal in Wilhelmshaven Gas importieren. Wir reden da von 20 bis 30 Prozent der Menge, die bisher aus Russland kommt“, sagte der Energieminister. Bis 2025 könne dann die gesamte Gasmenge, die derzeit aus Russland importiert werde, substituiert werden.

Einen weiteren wichtigen Aspekt brachte Jörg Fischer, erster Vorsitzender des Biogasrats und CFO der Envitec Biogas, einem Unternehmen, das Biogasanlagen plant, baut und betreibt, ein: „Das Thema Gas gibt uns die Chance, später auf Biogas oder synthetisches LNG umzusteigen und so eine vernünftige Treibstoffalternative aufzubauen.“ Aber damit das funktioniere, sei es notwendig, verlässliche und vor allem langfristige Rahmenbedingungen zu schaffen. Zudem gehe es auch darum, ein Signal in Richtung Transportunternehmen zu senden, die sich bereits für den Einsatz von Gas-Lkw entschieden hätten. Sie stünden derzeit vor der Entscheidung, in welche Antriebstechnik sie künftig investieren sollen. Zwar habe sich die Gaspreisentwicklung der letzten Wochen und Monate als Stopper erwiesen, doch geht Fischer davon aus, dass sich über den Markt günstigere Preise bilden, wenn in zwei bis drei Jahren deutlich mehr Bioenergie verfügbar ist.

2. DVZ Sustainability Day

Am 4. April 2022 richtet die DVZ Deutsche Verkehrs-Zeitung den 2. Sustainability Day in Düsseldorf aus. Angesichts steigender Energiepreise lautet eine zentrale Frage: Wer soll das bezahlen? Es diskutieren: Florian Wecker (Deutscher Nachhaltigkeitspreis), Jochen Quick (BWVL), Moritz Petersen (Kühne Logistics University) und Gerhard Schulz (Toll Collect). Anmeldungen sind hier noch möglich.

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