DHL versorgt Impfzentren in Niedersachsen

In Niedersachsen sollen bis Mitte Dezember landesweit 50 Zentren für Impfungen gegen das Coronavirus bereitstehen. DHL wurde mit der Versorgung beauftragt.

In Niedersachsen hat der Aufbau von 37 Impfzentren bereits begonnen, bis Mitte Dezember sollen landesweit 50 Zentren für Impfungen gegen das Coronavirus bereitstehen. Das sagte Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) am Montag in Hannover. Um den Jahreswechsel werde mit einem Start der Impfungen gerechnet. Für Lagerung und Transport des Impfstoffes habe das Land einen Vertrag mit DHL geschlossen. Von zwei Zentrallagern aus solle er in die Zentren geliefert werden. Der besonders kühlbedürftige Impfstoff wird laut Reimann von einem Lager in den Niederlanden aus angeliefert, übrige Impfstoffe von einem Lager in Hessen aus.

Movianto will bei Bedarf Spezial-Tiefkühlschränke anschaffen

Auch der auf Pharmaprodukte spezialisierte Logistikdienstleister Movianto Deutschland bereitet sich auf die Verteilung eines Covid-19-Impfstoffs vor. Das Unternehmen hat sich die Option auf den Kauf spezieller Ultra-Tiefkühlschränke gesichert. Hintergrund ist, dass die neuen Impfstoffe gegen Covid-19 möglicherweise bei bis zu minus 80 Grad Celsius gelagert werden müssen. „In anderen EU-Ländern gab es diese Lageranforderung schon früher und deshalb können wir die bewährte Lösung von dort sehr leicht auf unsere deutschen Lagerstandorte übertragen“, sagt Thomas Creuzberger, Geschäftsführer von Movianto Deutschland. Diese Länder sind UK, die Niederlande und Dänemark.

Für die Anschaffung der notwendigen Spezialkühlschränke hält das Unternehmen einen sechsstelligen Euro-Betrag bereit, heißt es in einer Mitteilung. Der Hersteller ist Panasonic Healthcare Europe B.V. Ein Gerät kostet über 30.000 Euro. Die Tiefkühlschränke sind nur für den Temperaturbereich von -50 bis -90 Grad geeignet und somit sehr eingeschränkt in der Nutzung. Ein Gerät kann etwa 170.000 Impfdosen einlagern.

Bei der Implementierung der Lösung wird das deutsche Movianto-Team von dänischen, englischen und niederländischen Kollegen unterstützt, die bereits Erfahrung im Umgang mit der Lagerung bei extremer Kälte haben. Movianto verfügt in elf europäischen Ländern über eigene Standorte, in Deutschland in Neunkirchen (Saarland), Ginsheim-Gustavsburg (Hessen) und Kist/Würzburg (Bayern). „Andere europäische Länder sind teilweise schon deutlich weiter in der Auftragsvergabe für die Impfstofflogistik als Deutschland“, fügt Creuzberger hinzu. So seien Movianto-Gesellschaften in mehreren anderen Ländern bereits von der jeweiligen Regierung mit Lagerung und Verteilung von Corona-Impfstoffen beauftragt worden.

In welchem Temperaturbereich die sich im Zulassungsverfahren befindenden verschiedenen Corona-Impfstoffe letztendlich gelagert und verteilt werden müssen, steht derzeit noch nicht fest. „Es kann sein, dass die Logistik ausschließlich bei zwei bis acht Grad Celsius erfolgt“, sagt Creuzberger. Diese Temperatur ist der Standard für die meisten Impfstoffe. „Es kann aber auch sein, dass die Stabilitätsdaten diesen Temperaturbereich nur für wenige Tage zulassen und deshalb für eine längere Haltbarkeit die Tiefkühlung bis zu minus 80 Grad Celsius erforderlich ist.“ Movianto kann nach eigenen Angaben alle erforderlichen Temperaturbereiche abdecken. Zur Kundschaft gehören gleich mehrere der Pharmakonzerne, die aktuell führend in der Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid-19 sind, teilt das Unternehmen mit.

Expertin sieht Lücken bei globaler Verteilung der Impfstoffe

Das internationale Logistiknetz zur Verteilung der Corona-Impfstoffe weist nach Einschätzung der Betriebswirtschafts-Professorin Yvonne Ziegler deutliche Lücken auf. Die Verteilung werde voraussichtlich mit den Verkehrsmitteln Flugzeug und Lastwagen stattfinden, erklärte die Expertin von der Frankfurter University of Applied Sciences am Montag.

Der derzeit eingeschränkte Flugverkehr sei dabei einer von mehreren kritischen Faktoren. „Manche Länder, zum Beispiel in Mittel- und Südamerika, werden aktuell nur von wenigen Passagierflugzeugen mit relativ wenig Frachtkapazität angebunden“, sagte Ziegler. Auch wo es bessere Frachtverbindungen gebe, seien zunächst nur die großen Wirtschaftszentren angebunden. Die übrigen Regionen müssten per Lastwagen oder mit speziellen Charterflügen im Auftrag der Regierungen versorgt werden.

Ziegler machte auf die Anforderungen aufmerksam, die verschiedenen Impfstoffe stets auf einer konstanten Temperatur zu halten. Grundsätzlich seien Kühlkapazitäten vorhanden, im Ultra-Tiefkühlbereich von minus 70 Grad gebe es aber nur wenige Anbieter und Kapazitäten. Bei Einsatz von Trockeneis sei eine separate Infrastruktur notwendig.

Die Impfstoffe müssten wegen ihres hohen Schwarzmarktwertes während der Verteilung aufwendig gesichert werden, erklärte die Professorin mit dem Schwerpunkt Internationales Luftverkehrsmanagement. Notwendig seien aus ihrer Sicht Zugangskontrollen und Überwachungssysteme sowie Drohnenabwehrsysteme an den Lagerhallen. (rok)

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