Die Supply-Chain-Besten: Börsenstar Nvidia schafft es unter die Top 10

Das Geschäft von Nvidia wächst durch den KI-Boom rasant. Der Chipkonzern ist damit zum Newcomer im Lieferketten-Ranking von Gartner geworden – und auf Anhieb auf Rang sieben gelandet. Auch zwei deutsche Konzerne gehören zu den Top 25, während Tesla herausgefallen ist.

Der Aktienkurs von Nvidia am Donnerstag auf einem Mobiltelefon in China. Die Aktie hatte im nachbörslichen US-Handel am Mittwoch sogar erstmals die Marke von 1.000 Dollar überschritten. (Foto: picture alliance / CFoto)

Das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Gartner hat die Ergebnisse seiner Global Supply Chain Top 25 bekanntgegeben. Wie bereits im Vorjahr steht Schneider Electric ganz oben. Der französische Industriekonzern hatte 2023 Cisco Systems verdrängt. Der Netzwerkausrüster mit Sitz im kalifornischen San José hatte in den drei Jahren zuvor jeweils den Spitzenplatz belegt. Dritter bleibt unverändert der US-Konsumgüterkonzern Colgate-Palmolive.

Dahinter gibt es ordentlich Bewegung. So rückt der US-Tech-Konzern Microsoft von Rang sieben auf den vierten Platz vor und verdrängt damit den Pharma- und Medizintechnik-Hersteller Johnson & Johnson. Es folgt der britische Spirituosen-Riese Diageo, der vom 12. auf den 6. Rang springt.

Zu den Neulingen in der diesjährigen Liste gehört der US-amerikanische Tech-Konzern Nvidia, der aufgrund einer starken finanziellen Performance für die Analyse relevant wurde und direkt den siebten Platz belegt.

Der Tech-Konzern mit Sitz im kalifornischen Santa Clara profitiert von der Nachfrage nach speziellen KI-Chips, die unter anderem durch das im März 2023 von OpenAI veröffentlichte Sprachmodell GPT-4 in die Höhe geschnellt ist. Auch die analysierten Großkonzerne prüfen laut Gartner das Potenzial der generativen KI (GenAI), insbesondere in den Bereichen Kundenservice, Planung und Fertigung. Aber viele tun sich den Experten zufolge schwer, klare Anwendungsfälle zu finden.

Künstliche Intelligenz (KI) beflügelt derzeit die Fantasie in fast allen Branchen. Der Boom lässt sich an den jüngsten Zahlen des Chipriesen Nvidia ablesen. Der Börsenstar, laut Goldman Sachs „die wichtigste Aktie auf dem Planeten Erde“, setzte im vergangenen Quartal 26 Milliarden US-Dollar um und damit 262 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Und die Nachfrage bleibt hoch: Bei Nvidias neuen Chipsystemen zeichnen sich Engpässe bis ins kommende Jahr hinein ab. Für das laufende Quartal stellte der Konzern gerade erst einen weiteren Umsatzanstieg auf 28 Milliarden Dollar in Aussicht. Analysten hatten im Schnitt eine Prognose von knapp 27 Milliarden Dollar erwartet.

„Schneider Electric hat erneut in jeder Komponente der Methodik stark abgeschnitten und die meisten Stimmen der Gartner-Experten erhalten“, sagt Simon Bailey. „Das Unternehmen erntet die Früchte einer dreijährigen Transformationsinitiative, die die Beziehungen zu Kunden und Lieferanten gestärkt und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit der Abläufe verbessert hat“, fügt der Gartner-Supply-Chain-Analyst hinzu.

In allen Branchen sehen sich die Unternehmen laut Gartner mit einem volatilen, unsicheren, komplexen und ambivalenten (VUCA) Umfeld konfrontiert. Dies erfordert von den Supply-Chain-Chefs und ihren Teams, „antifragile Lieferketten“ zu entwickeln.

Gartner hat die Supply Chain Top 25 bereits zum 20. Mal ermittelt. Seit 2015 gibt es auch eine „Masters“-Kategorie. Diese Konzerne gelten quasi als die Besten der Besten. Um als „Masters“ eingestuft zu werden, müssen Unternehmen in mindestens sieben der vergangenen zehn Jahre eine der fünf Top-Bewertungen erreicht haben. Amazon, Apple, P&G und Unilever haben in diesem Jahr alle ihren Status in der Kategorie „Masters“ behalten.

Wieder drin im Ranking ist BMW (23), nachdem der Autobauer im Vorjahr herausgefallen war. Das am besten eingestufte Unternehmen aus Deutschland ist erneut Siemens, auch wenn der Mischkonzern um einen Rang auf Platz 16 zurückgefallen ist. In Europa landet Siemens inzwischen sogar auf Platz 4, ohne die Berücksichtigung von „Master“ Unilever (London). BMW folgt in der europäischen Betrachtung immerhin auf dem 8. Rang, hinter Nestlé, Inditex und Danone.

Aus den Top 25 herausgefallen ist der E-Autobauer Tesla, trotz Platz 14 im Vorjahr. Mit McDonald’s ist nun sogar ein Ex-Meister nicht mehr unter den 25 Supply-Chain-Besten, nach Rang 20 im Vorjahr. Ebenfalls raus sind erst einmal AB Inbev, der chinesische Onlineriese Alibaba, Glaxo Smith Kline sowie das US-Chemieunternehmen Dow. Für Alibaba ist nun der chinesische Onlinehändler JD.com in die Top 25 aufgestiegen. 

Zur Methodik

Für den Supply-Chain-Leistungsvergleich identifiziert Gartner zunächst Unternehmen auf Basis der „Fortune Global 500“ und der „Forbes Global 2000“. Sie müssen einen Jahresumsatz von mehr als 15 Milliarden US-Dollar haben. Zudem fallen Unternehmen raus, die keine Lieferketten für physische Produkte haben oder deren Lieferketten einzigartige Merkmale aufweisen, welche die betrachteten finanziellen Kennzahlen verzerren. Ab 2022 wurden die Aufnahmekriterien allerdings um ein neues Segment erweitert, und zwar um anlagenintensive Serviceunternehmen. Gemeint sind Firmen, die ihre Angebote als Dienstleistung verkaufen, aber auch eine beträchtliche Infrastruktur managen, die eine kontinuierliche Planung, Beschaffung und Logistik durch ein Supply-Chain-Team erfordert. Diese Unternehmen müssen aber auch über physische Bestände von mehr als 1 Milliarde Dollar verfügen, was ein Indikator für eine physische Lieferkette ist.

Das Ranking basiert auf zwei Komponenten: einer quantitativen Messung der Unternehmensleistung und einer qualitativen Darstellung der Analystenmeinungen von Gartner und anderen Experten. Letztere sind in der Regel zwischen 150 und 200 Supply-Chain-Fachleute, die als Kunden und/oder Lieferanten mit den Unternehmen interagieren und direkte Erfahrungen mit ihnen haben.

Diese Informationen werden auf eine 10-Punkte-Skala normiert und dann gewichtet aggregiert:

  • Befragung von Supply-Chain-Experten und Gartner-Analysten (jeweils 25 Prozent),
  • ESG/Nachhaltigkeit (20 Prozent),
  • ROPA – Rendite auf physische Vermögenswerte (5 Prozent),
  • Veränderung Dreijahresdurchschnitts-ROPA (10 Prozent),
  • Umsatzwachstum (10 Prozent),
  • Lagerumschlag (5 Prozent).
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