Gräfenhausen: Neue Ereignisse im Fahrerstreik

Am Freitag erreichte der Streik georgischer und usbekischer Fahrer des polnischen Transportunternehmens einen neuen Höhepunkt: Nachdem ihr Arbeitgeber ein Ultimatum zur Auszahlung der restlichen Beträge verstreichen ließ, veröffentlichten sie Transportpapiere mit Namen von Versendern, Speditionen und Frachtführern der Aufträge, mit denen ihre Fahrzeuge beladen sind.
Zudem bestehen neue Vorwürfe gegen das polnische Transportunternehmen, berichtete Verhandlungsführer Edwin Atema von der niederländischen Transportgewerkschaft FNV im Gespräch mit der DVZ. Die Staatsanwaltschaft Flandern mit Sitz im belgischen Brügge habe ihn zu den Einsatzbedingungen der georgischen und usbekischen Fahrer befragt, nachdem sie zuvor einen Lkw derselben Firma beschlagnahmt hatte. Für den Fahrer des dortigen Sattelzugs bestehe nach einer Prüfung seiner Papiere sowie der Frachtdokumente nun offiziell der Verdacht, ein Opfer von Menschenhandel zu sein. Nach Angaben von Atema sei er vom beschuldigten Transportunternehmen in vergleichbarer Konstellation eingesetzt wie seine in Gräfenhausen streikenden Kollegen.
Die Lkw-Fahrer in #Gräfenhausen zeigen heute der Presse, dass sie u.a. Waren von @generalelectric transportieren. Der Konzern hat den @globalcompact unterzeichnet. Warum übernimmt er keine Verantwortung?@dgb_news @AtemaEdwin @SKoerzell @gabischoff @TerryReintke pic.twitter.com/m3vH9CrYa9
— Faire Mobilität (@FaireMobilitaet) April 21, 2023
Dort sei im Laufe der Nacht ein weiterer usbekischer Fahrer mit seinem Lkw eingetroffen, nachdem er sich an einem nahegelegenen Standplatz von den Insassen eines Kleinbusses bedroht gefühlt habe, der mit Logo des polnischen Transporteurs beschriftet war. Dieser Fahrer habe, so Atema weiter, gemäß der Frachtpapiere in den vergangenen Tagen wohl mehr als die erlaubten Kabotagefahrten durchgeführt. Er werde seit rund vier Monaten von dem Unternehmen eingesetzt und habe in dieser Zeit erst einmal eine Zahlung über 900 Euro erhalten. Ein anderer Fahrer des Unternehmens, der in Österreich eine Ladung für ein Ziel in der Schweiz aufgenommen habe, sei ebenfalls an die hessische Raststätte gekommen, um in der Gemeinschaft seiner Kollegen Schutz zu suchen.
Im Tagesverlauf habe außerdem ein Auftraggeber, dessen Fracht in einem der Fahrzeuge in Gräfenhausen liegt, über die Polizei angekündigt, die Ladung von einer anderen Spedition abholen zu lassen. Die Polizei habe deshalb Lkw, Ladung und Papiere kontrolliert, zur Abholung sei es aber nicht gekommen, berichtet der niederländische Gewerkschafter.