Welche Entwicklungen das Logistikjahr prägten

2025 hielt wieder zahlreiche Herausforderungen für die Logistikbranche bereit. Viele waren geopolitischer Natur, aber auch operativ gab es die eine oder andere Aufgabe zu lösen. Ein Überblick.

Das Logistikjahr 2025 brachte viele wichtige Ereignisse und neue handelnde Personen. (Montage/Fotos: Imago)

Am 20. Januar wird Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt. Damit liegt das wichtigste und wohl auch prägendste Ereignis gleich zu Beginn des Logistikjahres – mit signifikanten Folgen. Er droht in den folgenden Monaten immer wieder mit Zöllen, nimmt sie wieder zurück, verhängt sie dann doch, um schließlich Deals zu erzielen. Signifikante Auswirkungen auf die Logistikbranche drohen insbesondere durch die geplanten Strafgebühren in US-Häfen, auf die China im Handelsstreit wiederum mit eigenen Abgaben reagiert. Schlussendlich kommen sie dann aber doch nicht.

Ein weiteres politisches Großereignis ist die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar. Friedrich Merz wird zum Bundeskanzler gewählt und zaubert mit Patrick Schnieder einen ziemlichen Nobody als Verkehrsminister aus dem Hut. Der „Eifelturm“ hat diverse Herausforderungen vor der Brust: Nutzung des Sondervermögens für den Infrastrukturausbau – dafür stehen immerhin 500 Milliarden Euro zur Verfügung – oder auch die Restrukturierung der Deutschen Bahn.

Stress auf der Schiene

Der Kombinierte Verkehr (KV) gerät 2025 immer wieder in die Schlagzeilen. In der Nacht vom 6. auf den 7. Januar muss ein Intermodalzug der DB Cargo in Dänemark Not halten, da sich eine Wechselbrücke im Tragwagen gefährlich zur Seite neigt. Eine Katastrophe wie 2019, als sich Sattelanhänger aus der Verankerung lösten und einen schweren Unfall mit acht Toten auslösten, bleibt aus. Aber der erneute Zwischenfall setzt den Ton für ein unglückliches KV-Jahr, welches von Mengenrückgängen und operativen Schwierigkeiten geprägt ist und in der Gründung der Initiative „Rettet den KV“ im Dezember gipfelt.

DB Cargo beschäftigt die Eisenbahnbranche das ganze Jahr über. Anfang 2025 soll eine neue Struktur mit neuen verantwortlichen Managerinnen und Managern für acht Divisionen die Wende und vor allem mehr Kundennähe bringen. Vorstandschefin Sigrid Nikutta versucht, durch ein ganzes Maßnahmenpaket – inklusive Veräußerungen – die Schienengüterverkehrssparte wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen. Am Ende nützt es alles nichts. Im Zuge einer großen Personalrochade bei der Deutschen Bahn muss auch sie ihren Posten räumen. Ihr Nachfolger wird der Sanierer Bernhard Osburg.

Weitere wichtige Themen sind die Korridorsanierungen und ein Bericht der schweizerischen Sicherheitsbehörde SUST zum Unfall im Gotthardbasistunnel 2023. Das Ergebnis: Nicht mangelnde Wartung, sondern ein systematisches Problem mit dem Bremssystem der Güterzüge sei die Ursache für den Radscheibenbruch gewesen. Die Folge: Die Schweiz verhängt rigide Sicherheitsregeln. Die Branche läuft dagegen Sturm und das Bundesamt für Verkehr (BAV) schwächt sie dann zumindest etwas ab.

Neue Kooperationen auf den Weltmeeren

Das Schifffahrtsjahr ist geprägt von den neu zusammengewürfelten Allianzen. Spannend ist insbesondere die Frage, ob Maersk und Hapag-Lloyd mit ihrem neuartigen Hub-and-Spoke-System im Rahmen von Gemini erfolgreich sind. Gegen Ende des Jahres sind zumindest die Pünktlichkeitsquoten mit über 90 Prozent laut den beiden Carriern im grünen Bereich. Derweil kündigt Indien Anfang Februar an, mit der Bharat Container Line einen eigenen nationalen Liniencarrier gründen zu wollen.

Eine weitere wichtige Entwicklung ist das Scheitern der Verhandlungen bei der UN-Sonderorganisation für Seeschifffahrt (IMO) für einheitliche Klimaschutzregeln in der internationalen Schifffahrt. Die USA blockieren die Verabschiedung eines entsprechenden Maßnahmenpakets und sorgen dafür, dass es zunächst um ein Jahr verschoben wird. Und dann sind da natürlich noch die Angriffe der Huthi-Rebellen auf Seeschiffe im Roten Meer. Gegen Jahresende zeichnet sich allmählich ab, dass 2026 wieder reguläre Dienste durch den Suezkanal möglich werden könnten.

Den Luftfrachtsektor beschäftigt vor allem ein Thema: die Streichung der Zollfreigrenze für Importe aus China in den USA und in der EU. Dies wirbelt vor allem die internationalen E-Commerce-Lieferketten gewaltig durcheinander.

Verteidigungslogistik wird zum Geschäftsfeld

Die Zeitenwende nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat das Thema Verteidigung ganz nach oben auf die Agenda gebracht. Wie wichtig dies ist, zeigen die diversen Drohnensichtungen an kritischen Infrastrukturen wie Häfen und Flughäfen in ganz Europa. Im Gegenzug kann die zunehmende Aufrüstung auf dem Kontinent ein Geschäft für Logistiker werden. „Defence Logistics“ ist eines der Schlagworte des Jahres. Damit entsprechendes Material vernünftig grenzüberschreitend transportiert werden kann, arbeitet die EU an einem Military Mobility Package.

Im KEP-Sektor ist die Übernahme der altehrwürdigen Royal Mail durch den tschechischen Milliardär Daniel Křetínský das einschneidendste Ereignis. Er sichert sich über deren Muttergesellschaft International Distribution Services (IDS) auch deren internationale Pakettochter GLS. Später im Jahr legt die Hamburger Otto Group den Rückwärtsgang ein und kauft alle Anteile an der Hermes Germany vom Finanzinvestor Advent International zurück. Dieser war 2020 bei Hermes eingestiegen.

Passable Stimmung, schwierige Lage

Das Jahr 2025 hat gleich zwei wichtige Branchenevents zu bieten. Anfang Juni öffnet in München die transport logistic ihre Tore. Dabei zeigt sich der neue Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder erstmals der Branche. Im Oktober findet zum zweiten Mal die Supply Chain CX der Bundesvereinigung Logistik statt. 2.300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer finden dabei den Weg ins Estrel zu der wichtigsten Branchenkonferenz des Jahres.

Insolvenzen in der Transport- und Logistikbranche sind wieder deutlich präsenter als in den Vorjahren. Dies zeigt sich an den Zahlen, aber auch an einigen Beispielen. So geht Cargonexx in die Insolvenz und der Schienengüterverkehrspionier Helrom muss zumindest vorläufige Insolvenz anmelden; die Unternehmensberatung PwC soll später einen Investor suchen.

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