Ein Jahr voller personeller Umbrüche

2025 war geprägt von großen personellen Veränderungen in der Transport- und Logistikbranche. Es gab zahlreiche überraschende Abgänge und Neubesetzungen. Hier einige der prominentesten Personalien auf einen Blick.

(Illustration: yuoak/iStock)

Das Jahr 2025 startete im Januar mit einem Novum beim Binnenhafenbetreiber Duisport. Erstmals in der Geschichte des Unternehmens zog mit Giordana Sperling-Doppstadt eine Frau in den dreiköpfigen Vorstand ein. Die 42-Jährige übernahm als Chief People & Corporate Services Officer die Verantwortung für die Bereiche Personal, Einkauf, Informationstechnik, Recht & Versicherungen, Marketing, Rechnungswesen sowie Prozessmanagement. Sperling-Doppstadt wechselte vom Essener Energiekonzern RWE, wo sie zuvor Director HR bei RWE Offshore Wind war. Über ihr erstes Jahr in der Logistik und ihre An- und Einsichten hat die Managerin Anfang Dezember mit DVZ-Redakteurin Amelie Bauer im HR-Podcast der DVZ („Vom Energiekonzern in den Duisburger Hafen“) gesprochen.

Stefan Borggeve (Foto: Hellmann)
Madhav Kurup (Foto: Hellmann)

Zum 1. Januar 2025 hat es auch bei Hellmann Worldwide Logistics eine markante Änderung gegeben. CEO Jens Drewes hat Stefan Borggreve, bis dahin Chief Digital Officer des Unternehmens, und Madhav Kurup, der zuvor die Geschäfte in Indien, dem Nahen Osten und Afrika geleitet hatte, als Chief Operating Officers in den Vorstand geholt. Sie teilen sich die Aufgaben, die der aus dem Unternehmen ausgeschiedene COO Jens Wollesen bisher wahrgenommen hatte. Borggreve verantwortet die Bereiche Straße, Schiene, KEP sowie strategische Themen wie IT und Digitalisierung. Kurup ist für die Sparten Luftfracht, Seefracht und Kontraktlogistik zuständig. 
 

Helmut Schweighöfer (Foto: Jørgen True)

Nach einem eher ruhigen Frühjahr 2025 markierte der Vollzug der Schenker-Übernahme durch DSV im Mai eine Zäsur: Knallhart entschied DSV-CEO Jens Lund nach dem Prinzip des „besten Sportlers“, welche Top-Manager von Schenker und auch von DSV künftig in seinem Team spielen sollten. So zogen Helmut Schweighofer als CEO der Sparte Road, Vishal Sharma als CCO und Saskia Blochberger als Personalverantwortliche (CPO) in den Gesamtvorstand des dänischen Konzerns ein.  Für Schenker-CEO Jochen Thewes war ein Platz im Aufsichtsrat vorgesehen, doch es kam anders: Im Juli bei der Präsentation der Halbjahreszahlen hieß es von Lund ganz lapidar, dass Thewes DSV den Rücken kehre, weil er eine aktivere Rolle anstrebe – was Lund gut verstehen könne. Mitte November dann wurde auch klar, wohin es Thewes gezogen hatte: Er zeichnet mittlerweile als CEO für die Aktivitäten des Logistics Clusters des emiratischen Hafen- und Logistikkonzerns AD Ports verantwortlich. Kern dieses Clusters ist die 2023 von AD Ports übernommene Gruppe Noatum, die 16 Terminals und 143 Niederlassungen betreibt.
 

Kenza Ait Si Abbou (Foto: Fiege)

Ebenfalls im Mai gab es bei Fiege eine überraschende Personalie: Nach knapp 20 Monaten im Vorstand der Gruppe hat die KI-Expertin Kenza Ait Si Abbou das Unternehmen zum 31. Mai 2025 verlassen, um wieder als selbstständige Beraterin zu arbeiten. Die Entscheidung wurde in gegenseitigem Einvernehmen getroffen. Co-CEO Felix Fiege übernahm innerhalb des Vorstands ihren Verantwortungsbereich. Ait Si Abbou hat die Weiterentwicklung der technologischen Infrastruktur der Fiege-Gruppe vorangetrieben und zentrale Innovationsprojekte angestoßen – und das wird sie auch weiterhin tun, allerdings als externe Beraterin.
 

Joren Eijsink (Foto: HHLA)

Im Juni eskalierte der Streit um die Beteiligung des Reederei-Riesen MSC an der Hamburger Hafen und Logistik AG: Die seit neun Jahren an der Spitze stehende Angela Titzrath wurde aus der HHLA hinauskomplimentiert und sollte spätestens zum 31. Dezember 2025 ihren Posten als Vorstandsvorsitzende abgeben. Die Trennung ist Schlusspunkt einer schleichenden Entwicklung, die bereits im September 2023 ihren Anfang nahm. Titzrath wurde übergangen, als die Hamburger Regierung mit MSC-Chef Soren Toft den Vorvertrag für den Einstieg von MSC bei der HHLA unterzeichnete. Letztlich ging es schneller als erwartet: HHLA-Aufsichtsratschef Rüdiger Grube präsentierte Ende Juli mit Jeroen Eijsink den Nachfolger von Titzrath, der das Ruder bereits zum 1. Oktober 2025 übernehmen konnte. Eijsink selbst hatte bereits im April den Posten des CEO des litauischen Transportdienstleisters Girteka abgegeben, woraufhin dessen Inhaber und Gründer Edvardas Liachovičius als Nachfolger seines Nachfolgers aus dem Verwaltungsrat die Geschäftsführung übernahm.
 

Oskar de Bok (Foto: DHL)

Der nächste große Umbruch in der Branche traf die DHL Group: Das Ausscheiden von Speditionsvorstand Tim Scharwarth zog im Juli einige Personalien nach sich. So übernahm Oscar de Bok, bis dahin Chef der Kontraktlogistiksparte, den Posten von Scharwarth, und auf de Bok folgte Hendrik Venter, der schon zuvor das Kontraktlogistikgeschäft in Europa, dem Nahen Osten und Afrika verantwortete. Auch bei der Sparte Straßentransport gab es einen Wechsel. Uwe Brinks, der langjährige CEO, wechselte als Chef der Region DACH zu DHL Freight und übergab seinen bisherigen Posten an Markus Voss, der zuvor unter de Bok als Chief Development Officer bei DHL Supply Chain tätig war. Voss’ alter Chef bleibt auch sein neuer Chef.

Anfang Oktober gab sich auch der erst im März von Nippon Express übernommene Kontraktlogistikspezialist Simon Hegele eine neue Führungsstruktur: CEO Stefan Ulrich zog sich aus dem operativen Geschäft zurück und übergab seine Aufgaben an die Doppelspitze Michael Wahl und Mike Winter, die schon zuvor Spartengeschäftsführer waren. Winter kümmert sich um das Kerngeschäft Healthcare-Logistik, Wahl verantwortet die kaufmännischen Disziplinen und das Geschäft in den Bereichen Industrie, Handel und Pharma.
 

Bernhard Osburg (Foto: DB)
Oliver Tietze (Foto: DB)

Ende Oktober folgte der große Ruck bei DB Cargo: Nachdem die Unternehmensberatung Oliver Wyman ihr Sanierungskonzept als „nicht geeignet“ bewertet hatte, musste Vorstandschefin Sigrid Nikutta ihren Posten räumen – und ein Nachfolger wurde recht schnell gefunden. Der ehemalige Thyssenkrupp-Steel-Manager Bernhard Osburg soll das Unternehmen bis Ende 2026 in die schwarzen Zahlen bringen. Osburg gilt als führungs- und durchsetzungsstark, soll aber gleichzeitig auch umgänglich und bodenständig sein. Er kann mit Gewerkschaften umgehen und weiß aus seiner früheren Tätigkeit, was es heißt, einen Riesen-Konzern zu sanieren. Dafür hat er sich auch kompetente Unterstützung geholt: Oliver Tietze, mit dem Osburg schon früher eng zusammengearbeitet hat, ist als Chief Restructuring Officer (CRO) mit an Bord gekommen.
 

Hakan Bicil (Foto: Duvenbeck)

Im November 2025 gab es einen überraschenden Abgang bei Duvenbeck: Der im September 2022 angetretene CEO Hakan Bicil hat das Unternehmen verlassen. Sein Ausscheiden ist der vorläufige Höhepunkt einer seit längerer Zeit schwelenden Krise hinter den Kulissen des Unternehmens. So soll das Management mit dem Vorgehen des Mehrheitsgesellschafters Waterland Private Equity Investments unzufrieden sein und Bicil selbst galt wegen verschiedener Personalentscheidungen als umstritten.

Den Schlusspunkt des Jahres markiert eine ebenfalls überraschende Personalie bei Rail Cargo Austria: Vor einer Woche hat CEO Clemens Först, der zehn Jahre lang die Geschicke von RCA geleitet hat, seinen Ausstieg aus dem kriselnden Unternehmen erklärt. Sein Posten wird nicht neu besetzt, seine Aufgaben teilen sich die beiden verbliebenen Vorstände Bettina Castillo und Christoph Grasl.
 

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