Konjunktur-Update vom 27. Juli bis 2. August
Der Wochenüberblick wird laufend aktualisiert. Weitere Daten finden Sie hier.
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Ifo: Logistikbranche weiter negativ gestimmt
Freitag, 31. Juli
Die Stimmung unter den Straßengüterverkehrsunternehmen und Spediteuren war im Juli weiterhin schlecht. Die Lage wurde etwas positiver beurteilt. Die Erwartungen verbesserten sich nur leicht. So bleibt das Geschäftsklima letztlich immer noch deutlich im Minus. Das geht aus den ausführlichen Ergebnissen der monatlichen Konjunkturumfragen des Ifo Instituts hervor, die die Wirtschaftsforscher am Freitag veröffentlicht haben. Lesen Sie hier mehr dazu.
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E-Commerce wächst im Juni erneut stark
Freitag, 31. Juli
Der Versandhandel, der in Deutschland nahezu vollständig online stattfindet, verzeichnete im Juni erneut ein kräftiges Umsatzwachstum. Das Plus gegenüber dem Vorjahresmonat betrug real 30,7 Prozent nach bereits rund 29 Prozent im Mai. Das geht aus vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervor. „Veränderungsraten dieser Größenordnung sind selbst in dieser sehr dynamischen Branche ungewöhnlich und somit zu einem erheblichen Teil auf einen Sondereinfluss der Corona-Pandemie zurückzuführen“, teilen die Statistiker mit. In den ersten sechs Monaten lag das Plus im Internet- und Versandhandel bei fast 20 Prozent.
Auch insgesamt stieg der Umsatz im Einzelhandel im Juni vergleichsweise deutlich. Die Einzelhandelsunternehmen setzten im Juni preisbereinigt 5,9 Prozent mehr um als im Vorjahresmonat. Allerdings hatte der Juni 2019 einen Verkaufstag weniger. Gegenüber Mai 2020 verringerte sich der Umsatz um 1,6 Prozent. Im Vergleich zum Februar, dem Monat vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland, war der Umsatz im Juni real um 1,4 Prozent höher, wie Destatis weiter mitteilt. Im ersten Halbjahr lag das Plus real bei 2 Prozent.
Der Einzelhandel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren setzte im Mai real 2,3 und nominal 5,7 Prozent mehr um als im Vorjahresmonat. Im Nicht-Lebensmittel-Handel stiegen die Umsätze real um 8,4 und nominal um 8,3 Prozent, liegen aber nach sechs Monaten im Vergleich zur Vorjahreshälfte noch leicht im Minus. Deutlich zugenommen hat laut der Statistik wiederholt der Handel mit Einrichtungsgegenständen, Haushaltsgeräten und Baubedarf mit einem realen Plus von 14,6 Prozent (Mai: 8,6 Prozent).
Noch nicht wieder auf dem Vorjahresniveau sind dagegen der Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren sowie der Einzelhandel mit Waren verschiedener Art, womit zum Beispiel die Waren- und Kaufhäuser gemeint sind. Hier lag das Minus real bei 16,0 (Mai: 22,6) beziehungsweise 11,1 (Mai: 8,3) Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Vor allem die Bekleidungshändler durchleben schwere Zeiten. Nach sechs Monaten betrug das Minus in dem Segment fast 30 Prozent im Vergleich zur Vorjahreshälfte.
Eine aktuelle Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) unter 500 Nicht-Lebensmittelhändlern zeigt, dass rund zwei Drittel der Unternehmen in der laufenden Woche mindestens 75 Prozent des Umsatzes der Vergleichswoche des Vorjahres erreichen. Hauptgrund dafür seien die langsam ansteigenden Kundenfrequenzen. Bei 27 Prozent der Händler allerdings sei die Lage nach wie vor sehr ernst: Sie sehen ihre Existenz bedroht. Den meisten Handelsunternehmen werde es nicht gelingen, in den letzten Monaten aufgelaufene Umsatzverluste aufzuholen. Dementsprechend kalkulieren zwei Drittel der Nicht-Lebensmittelhändler auch im zweiten Halbjahr mit einem Umsatzminus.
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Containerumschlag zieht wieder an
Freitag, 31. Juli
Der Welthandel nimmt etwas Fahrt auf. Der Containerumschlag-Index des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) ist im Juni auf 111,5 gestiegen. Im Mai war er noch leicht auf 107,7 Punkte gefallen. Lesen Sie hier mehr dazu.
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BIP bricht im zweiten Quartal zweistellig ein
Donnerstag, 30. Juli
Die deutsche Wirtschaft hat auf dem Höhepunkt der Coronakrise einen noch nie da gewesenen Einbruch erlebt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 10,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in einer ersten Schätzung mitteilte. Es war der stärkste Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen BIP-Berechnungen im Jahr 1970. Bereits zum Jahresanfang war die Wirtschaftsleistung deutlich gesunken. Europas größte Volkswirtschaft steckt in einer tiefen Rezession.
Im Vorjahresvergleich brach die Wirtschaftsleistung um 11,7 Prozent ein. Den bisher stärksten Rückgang gegenüber einem Vorjahresquartal hatte es während der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise mit minus 7,9 Prozent im zweiten Quartal 2009 gegeben. Den BIP-Rückgang im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal haben die Statistiker indes von minus 2,2 auf minus 2,0 revidiert. Im Vergleich zum ersten Quartal 2019 sank das BIP um 1,8 Prozent (bisher: minus 1,9 Prozent).
Nach Angaben der Wiesbadener Behörde sind im zweiten Quartal die Exporte und Importe von Waren und Dienstleistungen erheblich eingebrochen sowie die privaten Konsumausgaben und die Investitionen der Unternehmen in Ausrüstungen wie Maschinen. Der Staat erhöhte dagegen seine Konsumausgaben während der Krise.
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Bierabsatz stark rückläufig
Donnerstag, 30. Juli
Auch die Getränkelogistik bleibt von der Coronakrise nicht ganz verschont. So haben sich nach Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) geschlossene Bars und Restaurants, abgesagte Feste und sonstige Großveranstaltungen besonders in den Monaten April und Mai beim Absatz von Bier bemerkbar gemacht. Dieser brach im Vergleich zu den Vorjahresmonaten um 17,3 Prozent beziehungsweise um 13 Prozent ein. Seitdem die Beschränkungen im Mai wieder gelockert wurden, erholt sich der Bierabsatz aber langsam wieder, wie die Statistiker mitteilen. Im Juni wurde im Vergleich zum Vorjahresmonat nur noch 1,9 Prozent weniger Bier abgesetzt.
Im ersten Halbjahr betrug das Minus im Vorjahresvergleich 6,6 Prozent. Das entspricht 302,5 Mio. l. Wie Destatis weiter mitteilt, haben die in Deutschland ansässigen Brauereien und Bierlager in den ersten sechs Monaten rund 4,3 Mrd. l Bier abgesetzt. In den Zahlen sind alkoholfreie Biere und Malztrunk sowie das aus Ländern außerhalb der EU eingeführte Bier nicht enthalten.
Etwa 82 Prozent waren für den Inlandsverbrauch bestimmt. Der Inlandsabsatz sank im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 um 5,9 Prozent auf 3,5 Mrd. l. Steuerfrei – als Exporte und als sogenannter Haustrunk – wurden 758,8 Mio. l Bier abgesetzt (minus 9,5 Prozent). Davon gingen 366,8 Mio. l (minus 17,8 Prozent) in EU-Staaten, 386,2 Mio. l (minus 0,1 Prozent) in Nicht-EU-Staaten und 5,7 Mio. l (minus 1,9 Prozent) unentgeltlich als Haustrunk an die Beschäftigten der Brauereien.
Langfristig betrachtet geht der Bierabsatz in Deutschland seit Jahren kontinuierlich zurück. Brauereien und Bierlager setzten 2019 fast 18 Prozent weniger Bier ab als 1993. Im vergangenen Jahr war der Bierabsatz um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken.
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Ifo: Zahl der Firmen mit Kurzarbeit sinkt nur langsam
Donnerstag, 30. Juli
Die Zahl der Unternehmen, die in der Coronakrise Kurzarbeit nutzen, geht weiter zurück – wenn auch langsam. Im Juli fuhren noch 42 Prozent der Unternehmen Kurzarbeit, die an der Konjunkturumfrage des Ifo Instituts teilnehmen. Im Juni waren es 46 Prozent und im Mai sogar 53 Prozent.
In der Industrie liegt der Anteil mit 57 Prozent immer noch am höchsten, nach jeweils 64 Prozent im Mai und im Juni. Dabei gibt es große Unterschiede in den einzelnen Branchen. In der Autobranche betrug der Anteil im Juli rund 68 Prozent, in der Chemie hingegen setzt noch jeder Dritte auf Kurzarbeit, bei den Herstellern von Nahrungsmitteln 16,7 Prozent und in der Pharmaindustrie 0,6 Prozent. Bei den Herstellern von Bekleidung sind es 78,3 Prozent und bei den Metallerzeugern und –bearbeitern sogar 80,8 Prozent.
Bei den Dienstleistern nutzten im Juli noch 39 Prozent der Firmen Kurzarbeit, im Juni waren es 47 und im Mai sogar 48 Prozent. Im Handel waren es 31 Prozent im Juli, nach 29 Prozent im Juni und 55 Prozent im Mai. Vergleichsweise wenig betroffen war der Bau, wo nur 11 Prozent der Firmen Kurzarbeit im Juli fuhren, nach 25 Prozent im Juni und immerhin 32 Prozent im Mai.
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Analyse: 13.000 Textilhersteller in Europa gefährdet
Mittwoch, 29. Juli
Euler Hermes rechnet als Folge der Coronakrise mit einer Pleitewelle in der Textilindustrie in Europa. Etwa 13.000 Unternehmen in den EU-Staaten und in Großbritannien werden nach Einschätzung des Kreditversicherers bis Ende 2021 verschwinden. Damit seien rund 158.000 Jobs in Gefahr. Das entspricht in etwa 8 Prozent der Gesamtbeschäftigung in der Industrie und 6 Prozent der Hersteller in Europa.
Die Umsätze der europäischen Textil- und Bekleidungsindustrie dürften im Zuge der Covid-19-Pandemie 2020 um voraussichtlich 19 Prozent einbrechen, hat Euler Hermes analysiert. Hauptgründe seien die Unterbrechungen im Handel und der Produktion, „gefolgt von einer großen Wirtschaftskrise, durch die das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Länder der Eurozone um voraussichtlich 9 Prozent schrumpft“, heißt es.
„Wir gehen aber davon aus, dass sich der Umsatz 2021 wieder etwas erholt und um etwa 15 Prozent zulegen dürfte“, sagt Aurélien Duthoit, Branchenexperte bei Euler Hermes und fügt hinzu: „An das Vorkrisenniveau dürfte er aber wohl nicht vor 2023 anknüpfen – vorausgesetzt, dass es zu keiner zweiten Welle kommt, sich die Situation mit Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen allmählich normalisiert und die Wirtschaft weiterhin finanziell und monetär erheblich unterstützt wird.“
In Deutschland dürften die Umsatzeinbußen der Analyse zufolge mit minus 12 Prozent im Jahr 2020 geringer ausfallen als beispielsweise in Italien (minus 22 Prozent) oder Frankreich (minus 17 Prozent). Die Gründe dafür sind laut Euler Hermes zum einen der wesentlich kürzere und weniger strikte Lockdown und die vergleichsweise schnellere Wiedereröffnung der textilen Einzelhandelsgeschäfte. Zudem spiele auch der höhere Anteil an industrieller Textilherstellung eine Rolle. Durch die stärkere Diversifizierung und zahlreiche Nischenhersteller sei die Abhängigkeit vom textilen Einzelhandel hierzulande etwas geringer.
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DIW: Deutsche Wirtschaft wird sich deutlich erholen
Mittwoch, 29. Juli
Nach dem beispiellosen Einbruch im Frühjahr für die Wirtschaft in Deutschland sieht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Hinweise auf eine Besserung. „Die Zeichen stehen eindeutig auf Erholung“, teilt das DIW mit. Im Zeitraum von Juli bis September werde das Bruttoinlandsprodukt um 3 Prozent wachsen – verglichen mit dem Vorquartal. Von April bis Juni dürfte die Wirtschaftsleistung wegen der Corona-Pandemie zweistellig eingebrochen sein, wie das Institut erwartet. Die konkrete Zahl will das Statistische Bundesamt am Donnerstag veröffentlichen.
„Trotz nun wieder kräftiger Zuwächse wird es wohl zwei Jahre dauern, bis der historische Einbruch vom Frühjahr wettgemacht ist“, erklärt der Konjunkturforscher Claus Michelsen. Wenn es keine zweite Infektionswelle gibt, ist aus seiner Sicht ein kräftiges Aufholwachstum zu erwarten. Dabei dürften demnach aber die Exporte unter dem Wirtschaftseinbruch in vielen Ländern leiden.
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Frühindikator: Umsätze steigen weiter
Mittwoch, 29. Juli
Der Umsatz der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland hat im Juni weiter zugelegt, liegt aber noch immer fast 10 Prozent unter Vorkrisenniveau. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, stieg der nominale Umsatz um 2,8 Prozent gegenüber dem Vormonat. Er liegt aber noch 9,6 Prozent unter dem Niveau des Vorkrisenmonats Februar.
Für den Mai wurde das Umsatzplus durch jetzt nahezu vollständige Daten auf 6,6 Prozent gegenüber dem Vormonat revidiert (vorläufiger Wert: 3,3 Prozent). Der Grund für die hohe Korrektur sei, dass die Steuerpflichtigen ihre Umsatzsteuervoranmeldungen einen Monat später abgeben können. Im April war der nicht preisbereinigte Umsatz gegenüber dem Vormonat um 10,8 Prozent gesunken, im März um 7,5 Prozent.
Der Frühindikator wird aus den monatlichen Umsatzsteuervoranmeldungen ermittelt. Er ermöglicht Destatis zufolge frühzeitige Aussagen zur Umsatzentwicklung, bevor die amtlichen Ergebnisse vorliegen. Die gewerbliche Wirtschaft umfasst die Bereiche Industrie, Bau sowie Handel und Dienstleistungen.
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Nachfrage nach Arbeitskräften zieht leicht an
Mittwoch, 29. Juli
Die Nachfrage nach Arbeitskräften in Deutschland hat im Juli wieder leicht zugenommen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist diese aber immer noch deutlich niedriger. Der Stellenindex BA-X der Bundesagentur für Arbeit stieg im Juli im Vergleich zum Juni um einen auf 92 Punkte, liegt aber 35 Punkte unter dem Vorjahreswert.
Damit könne sich nach dem Einbruch wegen der Coronakrise der Beginn einer Aufwärtsbewegung auf niedrigem Niveau andeuten, teilte die Bundesagentur für Arbeit mit. Allerdings waren im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat in allen Branchen weniger freie Stellen gemeldet – bis auf den öffentlichen Dienst gab es einen Rückgang im zweistelligen Prozentbereich. Besonders betroffen war das Gastgewerbe, wo 44 Prozent weniger Stellen gemeldet waren. Bei Verkehr und Logistik sanken diese um 38 Prozent.
Der Stellenindex beruht auf den Stellengesuchen, die bei der Arbeitsagentur gemeldet sind. Als Referenzwert dient der Durchschnitt des Jahres 2015, der mit 100 angegeben wurde. Im April lag der Stellenindex erstmals unter dem Referenzwert.
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Ifo: Arbeitsmarkt entspannt sich ein wenig
Mittwoch, 29. Juli
Die deutschen Unternehmen planen, weniger Mitarbeiter zu entlassen, wie das Ifo Institut auf Basis seines aktuellen Beschäftigungsbarometers mitteilt. Das ist im Juli auf 93,2 Punkte gestiegen, von 92,3 Punkten im Juni. „Der Arbeitsmarkt ist aber noch nicht über den Berg“, schreiben die Wirtschaftsforscher. Entlassungen seien vielerorts noch vorgesehen, vor allem in der Industrie. Der Pessimismus habe aber in den vergangenen zwei Monaten merklich nachgelassen, heißt es weiter.
In der Industrie hat das Barometer erneut zugelegt. Jedoch stehen die Zeichen in vielen Firmen weiterhin auf Stellenabbau. Im Handel entspannt sich die Lage langsam. Die Anzahl der Unternehmen, die Mitarbeiter entlassen wollen, ist zwar noch in der Überzahl, aber weniger stark als noch im Vormonat, wie es heißt. Im Dienstleistungssektor sollen sich Entlassungen und Einstellungen in etwa die Waage halten. Nur im Bauhauptgewerbe hat das Beschäftigungsbarometer nachgegeben.
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Luft- und Seefracht mit blauem Auge davongekommen
Dienstag, 28. Juli
Luft- und Seefracht kommen bislang sehr gut durch die Coronakrise. Zwar sind die Volumen massiv eingebrochen, doch die stark steigenden Raten gleichen diese Entwicklung aus. Das wirkt sich auf die Stimmung innerhalb der beiden Industrien aus – allerdings auf sehr unterschiedliche Weise. Lesen Sie hier mehr dazu.
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Exporteure wieder leicht optimistisch
Dienstag, 28. Juli
Unter den deutschen Exporteuren macht sich mit Blick auf die kommenden drei Monate vorsichtiger Optimismus breit. Die vom Ifo Institut erhobenen Exporterwartungen der Industrie sind im Juli von minus 2,2 auf plus 6,9 Punkte gestiegen. Damit ist der Saldowert der Planungen – die Differenz der Prozentanteile der Antworten „zunehmen“ und „abnehmen“ – erstmals seit Januar wieder positiv. „Die Erholung der Wirtschaft in vielen Ländern kommt der deutschen Exportwirtschaft zugute“, kommentiert Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Einer der größten Gewinner war demnach die Autobranche. „Nach sehr schwierigen Monaten dürfte das Exportgeschäft wieder gut anlaufen“, teilen die Wirtschaftsforscher weiter mit. Auch in der Elektroindustrie sei die Zuversicht wieder zurückgekehrt. Gleiches gelte für die Chemieindustrie. Im Maschinenbau habe der Pessimismus merklich abgenommen, steigende Umsätze würden aber noch nicht erwartet. Weiterhin schwierig sei der Exportmarkt für die Bekleidungs- und Lederwarenindustrie, heißt es weiter.
Die Ergebnisse basieren auf circa 2.300 monatlichen Meldungen von Industrieunternehmen. Sie werden gebeten, ihre Exporterwartungen für die nächsten drei Monate mitzuteilen.
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Ifo-Konjunkturuhr zeigt auf Aufschwung
Montag, 27. Juli
Die Stimmung unter den Unternehmen in Deutschland hat sich im Juli weiter verbessert und nach drei Monaten den Bereich der Rezession wieder Richtung Aufschwung verlassen. Das geht aus der aktuellen Umfrage für den Geschäftsklimaindex des Ifo Instituts hervor. Laut Konjunkturuhr (Grafik anklicken) ist die deutsche Wirtschaft im Aufschwungsquadranten angekommen. Dafür müssen die Einschätzungen der etwa 9.000 befragten Unternehmen zu den Erwartungen per saldo im Plus sein, bei sich verbessernder, aber per saldo noch schlechter Geschäftslage. Im Juli erreichte der Erwartungsindikator ein Plus von 3,4 Punkten nach minus 7,8 Punkten im Monat zuvor. Und die Lage verbesserte sich von minus 14,6 auf minus 7,5 Punkte. Das Geschäftsklima, ein transformierter Mittelwert aus den Salden der Geschäftslage und der Erwartungen, lag mit 2,1 auch im Juli noch im Minus (Juni: minus 11,3).
Zur Berechnung der Indexwerte werden die transformierten Salden schließlich jeweils auf den Durchschnitt des Jahres 2015 normiert. Demnach ist der Ifo Geschäftsklimaindex Deutschland im Juli auf 90,5 Punkte gestiegen, nach 86,3 Punkten im Juni. Dies ist der dritte Anstieg in Folge. Die Unternehmen waren mit ihrer aktuellen Lage merklich zufriedener. Zudem blicken sie vorsichtig optimistisch auf die kommenden Monate. „Die deutsche Wirtschaft erholt sich schrittweise“, kommentiert Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Im verarbeitenden Gewerbe hat sich das Geschäftsklima erneut deutlich verbessert. Die aktuelle Lage wird von den Industrieunternehmen nicht mehr ganz so schlecht eingeschätzt wie in den Vormonaten. Zudem erwarten die Unternehmer in den kommenden Monaten bessere Geschäfte. Die Kapazitätsauslastung konnte den Angaben zufolge von 70,4 auf 74,9 Prozent gesteigert werden. Der langfristige Durchschnitt liege allerdings bei 83,5 Prozent.
Im Dienstleistungssektor ist das Geschäftsklima per saldo nach einem starken Anstieg wieder im positiven Bereich angekommen. Die Dienstleister waren merklich zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Zudem verbesserte sich der Ausblick auf die kommenden Monate deutlich. Auch im Handel setzte sich die Aufwärtsbewegung fort. Die Händler korrigierten ihre Einschätzungen zur aktuellen Lage und die Erwartungen für die kommenden Monate merklich nach oben. Vor allem im Einzelhandel hat sich die Lage der Umfrage zufolge verbessert. Im Bauhauptgewerbe hat sich das Geschäftsklima erneut verbessert. Die Baufirmen waren mit ihrer aktuellen Lage zufriedener. Auch ihre Erwartungen fielen weniger pessimistisch aus.
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Chef der Wirtschaftsweisen warnt vor Rückschlägen
Montag, 27. Juli
Der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, bleibt mit Blick auf die Konjunktur vorsichtig. „Die wirtschaftliche Erholung in Deutschland ist beträchtlich“, sagte Feld angesichts guter Frühindikatoren dem „Handelsblatt“. Allerdings warnte er vor zu viel Euphorie: Nach dem extrem tiefen Absturz der Wirtschaftsleistung im April und Mai sei der Weg aus der Rezession lang. „Wie die Erholung weitergehen wird, hängt maßgeblich vom Infektionsgeschehen ab“, betonte Feld. Wenn die Zahlen der Neuinfektionen stark stiegen, könnten neuerliche Beschränkungen die Erholung bremsen.
„Was mich nachdenklich stimmt, sind die härteren Maßnahmen etwa in der Schweiz, Österreich und Frankreich, wo die Öffnung teilweise zurückgenommen wird“, sagte Feld. Wirklich besorgniserregend sei aber die Entwicklung in den USA. „Sie könnte auf die Exportwirtschaft durchschlagen“, erklärte Feld und fügte hinzu: „Ich rate deshalb weiter zur Vorsicht bei Konjunkturprognosen.“
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Corona schwächt Hamburger Logistiker
Montag, 27. Juli
Rund 80 Prozent der Unternehmen aus der Hamburger Logistikbranche rechnen im laufenden Jahr mit einem Umsatzrückgang, teilweise um mehr als die Hälfte, teilten die Handelskammer und verschiedene Verbände als Ergebnis einer Umfrage mit. „Der Hamburger Hafen und mit ihm die Seehafenspediteure leiden unter einem starken Einbruch des Umschlags“, sagte Willem van der Schalk, Vizepräses der Kammer und Vorsitzer des Vereins Hamburger Spediteure. Die Einschränkungen in vielen Industriebetrieben und der rückläufige Im- und Export über den größten deutschen Hafen seien nicht spurlos vorübergegangen.
Es zeichne sich jedoch ein Lichtblick ab, da 29 Prozent der Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage rechneten. Dennoch sei es zu früh, von einer Trendwende zu sprechen, sagte Christian Koopmann, Vorsitzender des Vereins Hamburger und Bremer Schiffsmakler. „Die Logistikbranche wurde durch die Pandemie recht hart getroffen, wenngleich die konkreten Auswirkungen je nach Verkehrsträger und Handelsgebiet unterschiedlich ausfallen können.“ Die Branche müsse sich darauf einstellen, mit den wirtschaftlichen Folgen auch noch im Jahr 2021 zu tun zu haben.
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Weltbank: Afrikas Freihandelszone könnte Millionen aus Armut holen
Montag, 27. Juli
Die künftig weltgrößte Freihandelszone in Afrika könnte nach Ansicht der Weltbank bis 2035 rund 30 Mio. Menschen von Armut befreien. Zudem könne die Freihandelszone AfCFTA das Einkommen des Kontinents um 450 Mrd. USD (385 Mrd. EUR) steigern, hieß es in einem am Montag veröffentlichten Bericht. Exporte innerhalb des Kontinents würden demnach um 81 Prozent steigen. Die Länder, die derzeit hohe Handelskosten haben, würden am meisten von der Freihandelszone profitieren, etwa die Elfenbeinküste und Simbabwe, wie es hieß.
Der Handel innerhalb Afrikas ist derzeit durch hohe Einfuhrzölle und Bürokratie-Hürden erschwert. Das soll sich aber bald ändern: Mit allen afrikanischen Staaten wird AfCFTA einen Markt von 1,2 Mrd. Menschen umfassen und somit die weltgrößte Freihandelszone sein. Bislang haben fast alle Länder Afrikas das Abkommen unterschrieben, 30 haben es zudem bereits ratifiziert. Der Start des Handels wurde wegen der Corona-Krise vom 1. Juli 2020 auf den 1. Januar 2021 verschoben.
Die geplante Freihandelszone ist nach Angaben der Weltbank wegen der Coronakrise besonders wichtig. Denn die Pandemie wird für Afrika verheerend sein: In diesem Jahr droht dem Kontinent laut dem Internationalen Währungsfonds ein Schrumpfen der wirtschaftlichen Leistung um 3,2 Prozent. AfCFTA könne die negativen Folgen der Krise auf das Wirtschaftswachstum abfedern, indem der regionale Handel und Wertschöpfungsketten unterstützt werden, teilte die Weltbank mit.
Allerdings warnen Experten, dass die Mitglieder die Einigung auch tatsächlich umsetzen müssten, was aber oftmals bei Abkommen der Afrikanischen Union (AU) ein Problem sei.