Software unterstützt den Hallenumschlag

Das Start-up Cargocast prognostiziert die Umschlagzeiten von Stückgutspeditionen. Cargoline-Partner Hartmann International kann damit seine Personalplanung steuern.

Dieser Artikel stammt aus dem DVZ-Themenheft „Digitalisierung“. Für die visuelle Darstellung kam ein auf Deep Learning basierender Text-zu-Bild-Generator zum Einsatz. (Illustration: KI-generiert: Stability.AI/DreamStudio/DVZ)

Hallenmeister sind wichtige Personen in Stückgutspeditionen: Sie kennen fast alle Details und behalten gleichzeitig den Blick für das große Ganze. Das Paderborner Start-up Cargocast fordert sie deshalb gar nicht erst heraus, sondern will die erfahrenen Fachkräfte mit Werkzeugen unterstützen, die Komplexität reduzieren und Risiken minimieren.

„Wir unterstützen Speditionen bei der Ressourcenplanung“, erklärt Mitgründer und Geschäftsführer Pascal Dietrich im Gespräch mit der DVZ. Die Hauptaufgabe der Anwendungen des Technologieunternehmens ist es deshalb, den Blick für die entscheidenden Faktoren zu schärfen, die den konkreten Bedarf ausmachen. Ausgangspunkt dieser Entwicklung ist das Prognosetool Cargo-WP, mit dem Cargocast aus historischen Daten Rückschlüsse darüber ermöglicht, wie viele Mitarbeiter und Fahrzeuge eine Stückgutspedition für eine konkrete Arbeitswoche benötigt. „Unsere Allzweckwaffe“ nennt Dietrich das Stammprodukt.

In der Zusammenarbeit mit mehreren großen Partnern des Stückgutverbunds Cargoline haben die Datenanalysten schrittweise erkannt, dass eine noch höhere Datenqualität die Steuerungsoptionen der Speditionen weiter verbessert. Deshalb setzen sie bei ihrem neuen Produkt Cargo-Up für den Hallenumschlag auf eine exakte Datenerfassung und permanentes Prozessmonitoring. Die Anwendung verfolgt das Ziel, Geschwindigkeit und Präzision im Hallenumschlag abgestimmt auf den Personaleinsatz zu optimieren.

„Das System schafft Transparenz über den Ladeaufwand, kann Entladedauer und -zeitpunkte kalkulieren“, verrät Dietrich. Das versetze die Anwender einerseits in die Lage, die Volatilität des Tagesgeschäfts auszugleichen und andererseits die mittelfristige Personaleinsatzplanung genauer auf den tatsächlichen Bedarf abzustimmen. „In der Software können wir durch künstliche Intelligenz ermitteln, wie sich Krankheiten oder die Urlaubszeit auf die Umschlaggeschwindigkeit auswirken“, verdeutlicht er und erklärt den Nutzen: „Damit schaffen wir die Entscheidungsgrundlage dafür, wann sie ihre Zeitkonten ausgleichen können, und bieten unseren Kunden die Option, ihre Personalkosten datenbasiert zu justieren.“

Beobachtung und Datenanalyse

Wie ein genauer Beobachter verfolgt die Software die Abläufe im Tagesgeschäft: Verkehre, Sendungsmengen, Güterstruktur und Abfertigungszeiten. Sie prognostiziert, zu welchen Zeitpunkten die Fahrzeuge auf ihre Touren gehen können, und überwacht dafür den Be- und Entladeverlauf ganz exakt. So lernt das System einzuschätzen, welche Güter- und Sendungsstruktur mit welchem Bearbeitungsaufwand verbunden ist.

„Mit den Ergebnissen können wir unsere Personalplanung exakt steuern“, berichtet Uwe Lachmann, Geschäftsführer beim Cargoline-Partner Hartmann International in Paderborn. Sein Umschlagteam hat den Prototypen der neuen Anwendung ausführlich getestet und mit direkter Rückmeldung aus der Praxis verbessert. Die Software erlaube beispielsweise, Mitarbeiter aus der Kontraktlogistik zu Schwerpunktzeiten zusätzlich in der Umschlaghalle einzusetzen. Das Monitoring bei Ankünften, Ent- und Beladung zeige jederzeit den aktuellen Handlungsbedarf.

Mit den Ergebnissen können wir unsere Personalplanung exakt steuern. Uwe Lachmann, Geschäftsführer Hartmann International

„Wir wissen jetzt genauer, wie sich die Struktur der Transportgüter auf die Verteilungszeiten in unserer Halle auswirkt“, beschreibt Lachmann den Effekt. An der Software lasse sich der manuelle Aufwand ablesen, sie zeige außerdem, wenn zwei Mann für die Entladung benötigt würden. Nach einer gewissen Trainingszeit mit den Echtdaten der Spedition sowie den Bewegungsdaten aus der jeweils bewirtschafteten Halle könne die Anwendung die Umschlagzeiten bereits anhand der Sendungsdaten sehr genau vorhersagen.

Wachstumsreserven vergrößern

Die Anwendung schaffe ein neues Instrument zur Datenanalyse, das die Zuverlässigkeit von Prozessen stabilisieren könne. „Wir versprechen uns davon natürlich, in unserer Anlage und mit unserem Mitarbeiterstamm künftig noch mehr Aufträge bearbeiten zu können“, verrät der Speditionsgeschäftsführer. „Unsere Halle ist noch recht neu und bietet uns Wachstumsreserven“, sagt er. Um ein jährliches Wachstumsziel von 5 bis 10 Prozent im Stückgut auch mittelfristig halten zu können, seien aber weitere Optimierungen erforderlich, die dafür dauerhaft den nötigen Spielraum schafften. Die Kennzahlenanalyse mit Cargo-Up biete dafür die erforderliche Grundlage. Aus der kontinuierlichen Prozessbeobachtung könne Hartmann International in Kombination mit den Auslastungsprognosen konkrete Maßnahmen ableiten.

Für die Weiterentwicklung des Prototypen hat Lachmann konkrete Wünsche: „Es wäre toll, wenn uns die Software direkt Handlungsempfehlungen ausspricht, beispielsweise die Personalzuordnung in einem bestimmten Bereich anzupassen.“ Auf dem Weg zu einer stärkeren Prozessautomatisierung verspricht er sich auch Erkenntnisse darüber, wie die Spedition automatische Flurförderzeuge im Umschlag einsetzen kann. Denkbar sei außerdem, in Kombination mit einer Tourenoptimierungslösung die Auslastung der Nahverkehrsfahrzeuge weiter zu erhöhen und durch Stoppverdichtung die Ressourcen noch effizienter zu nutzen.

Für Cargocast geht es dagegen zunächst darum, die praxistaugliche Anwendung in den Markt zu bringen und bis zum Sommer bei ersten Pilotkunden auszurollen. Vom flächendeckenden Einsatz verspricht sich Geschäftsführer Dietrich Rückschlüsse auf das Entwicklungspotenzial. „Die Zugriffszahlen des Prototypen sind mehr als zufriedenstellend“, verrät er.

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