Lkw-Führerschein mit 17: Branche sieht Chancen

Unternehmer sehen in der Initiative im niedersächsischen Landtag durchaus eine Chance, schon 16-jährige Schulabgänger für eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer zu gewinnen. Entscheiden darüber wird aber die entsprechende EU-Führerschein-Richtlinie, die derzeit diskutiert wird.

Fahrer werden dringend gesucht. (Foto: Istock)

Nach Einschätzung von Georg Dettendorfer, Geschäftsführer bei der Spedition Johann Dettendorfer, könnte der Lkw-Führerschein ab 17 Jahren in der Ausbildung zum Berufskraftfahrer (BKF) zumindest ein Weg sein, um Schulabgänger für diesen Job zu begeistern. Als einziges Risiko führt er an, dass in diesem Alter womöglich noch die nötige Reife fehle, um einen großen Lkw zu lenken.

Die DVZ hatte Unternehmer befragt, nachdem die CDU- und SPD-Fraktionen im Mai eine Initiative im niedersächsischen Landtag gestartet hatten, um die Altersgrenze für BKF-Auszubildende auf 17 Jahre herabzusetzen. Bisher gelten 18 Jahre. Außerhalb der Ausbildung zum Berufskraftfahrer dürfen junge Leute erst mit 21 Jahren ans Lkw-Steuer.

Patrick Böse, Geschäftsführer der Oetjen Logistik im niedersächsichen Rotenburg/Wümme, sagt zu dem Vorstoß der Politiker: „Sollte der Antrag bewilligt werden, sehe ich eine Chance, die jungen Leute schon früher in die Speditions- und Logistikunternehmen zu locken.“ Er gibt aber zu bedenken, dass der Begleiter ja ebenfalls einen Führerschein der Klasse C/CE besitzen müsse und es dementsprechend bei der Umsetzung zu Problemen kommen könne, weil nicht jeder Betrieb einen Fahrtrainer beschäftigt oder beschäftigen möchte.

Risiko fährt mit

Zudem spielt Böse auf das Thema Verantwortungsbewusstsein an. „Je jünger die Fahrer, desto risikoreicher das Fahrverhalten“, sagt er. Allerdings könne dieses Risiko durch die Begleitung, die bei Gefahrensituationen gegebenenfalls eingreifen kann, aufgefangen werden.

Auch Gerd Röttger, Geschäftsführer von Intime Express Logistik, findet die Idee des begleiteten Fahrens „grundsätzlich sehr gut“. Insbesondere die vergangenen Jahre hätten positive Effekte im Pkw-Bereich gezeigt: „Gerade für die Speditionen und Logistikdienstleister kann es von Vorteil sein, 16-jährige Schulabgänger frühzeitig an die Ausbildung heranzuführen.“

Schiefner vergleicht mit Pkw-Führerschein

In dieselbe Kerbe schlägt Udo Schiefner, Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Bundestag: „Begleitetes Fahren im Pkw ist ein großer Erfolg. Begleitetes Fahren im Lkw ab 17 im Rahmen der Ausbildung kann ebenfalls gut funktionieren und Hürden zur Ausbildung senken. Es wird den Fahrermangel nicht beheben, aber es kann ein Baustein sein“, sagt der SPD-Mann. Der deutsche Verkehrssicherheitsrat empfahl bereits im Juli 2017 die Einführung des begleiteten Fahrens ab 17 Jahren in Klasse C/CE in der dualen Ausbildung zum Berufskraftfahrer.

Auch wenn Unternehmer die Initiative im niedersächsischen Landtag begrüßen, hängt die Einführung des Lkw-Führerscheins mit 17 von der Europäischen Kommission ab. Die entsprechende Richtlinie befindet sich in der Überarbeitung. (sl)

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