Letzte Meile: Mit Drohne und Lastenrad zum Verbraucher

Im hessischen Odenwald sollen künftig Flugdrohnen und Lastenräder probeweise Supermarkteinkäufe zu den Menschen bringen, die in entlegeneren Ortsteilen zu Hause sind. An dem Projekt sind unter anderem Wingcopter, Vodafone und Rewe beteiligt.

Bis zu 4 Kilogramm schwere Pakete kann der Wingcopter befördern. (Foto: dpa/Uwe Anspach)

Im hessischen Odenwald sollen künftig Flugdrohnen und Lastenräder probeweise Supermarkteinkäufe zu den Menschen bringen, die in entlegeneren Ortsteilen zu Hause sind, wo es kaum oder keine lokalen Geschäfte gibt. Die Frankfurt University of Applied Sciences (UAS), der Drohnenhersteller und -betreiber Wingcopter, Vodafone, der Lastenradproduzent Riese & Müller und der örtliche Rewe-Händler haben in Michelstadt ein entsprechendes Pilotprojekt mit dem Namen „DrolEx“ („Drohnen-Lastenrad-Express-Belieferung“) an den Start gebracht.

Versorgung aus der Luft

Für die Öffentlichkeit haben die Betreiber den griffigeren Namen „LieferMichel“ gewählt. Dabei können die Nutzer über die neue Website www.liefermichel.de Güter des täglichen Bedarfs wie haltbare Milch, Eier, Obst und Gemüse, Konserven und viele weitere ungekühlte Produkte bestellen und sich zum Wunschtermin nach Hause liefern lassen. Für kleinere Besorgungen können sie künftig das Auto stehen lassen.

Die georderten Waren werden im Supermarkt verpackt und anschließend per Lastenrad zum Drohnenflugfeld am Stadtrand gebracht. Dort werden die bis 4 Kilogramm schweren Pakete in das Frachtabteil der Drohne geschoben, die sich anschließend auf den Weg macht. Derzeit landen die Wingcopter-Fluggeräte etwas abseits der Zielpunkte, so dass die Pakete am Zielort ebenfalls per Lastenrad ausgeliefert werden müssen. Laut Wingcopter-CEO Tom Plümmer wäre es zwar langfristig sinnvoller, die Lieferungen bis vor die Tür zu fliegen, doch müssten dafür noch rechtliche Fragen geklärt werden.

Datensammeln bis Dezember

Das Pilotprojekt mit drei Stadtteilen von Michelstadt soll bis zum 20. Dezember laufen, dann sollen die Daten ausgewertet werden. Wird die Dienstleistung, für die die Projektpartner noch keinen Preis nennen wollen, gut angenommen, soll das Projekt fortgeführt werden. Die Verantwortlichen haben für vier fest geplante Strecken eine Fluggenehmigung für 25 Monate.

„Wir glauben, dass ein drohnenbasierter Lieferdienst im ländlichen Raum eine Win-win-Situation sein kann: Anwohner profitieren von besseren Versorgungsmöglichkeiten, Händler können ihr Kundeneinzugsgebiet vergrößern, ohne selbst Lieferangebote aufbauen zu müssen. Wir erwarten auch ökologische Vorteile, da insbesondere Fahrten für kleinere Besorgungen so substituiert werden können“, erläutert Prof. Kai-Oliver Schocke, Präsident der Frankfurt UAS.

Im brandenburgischen Wusterhausen, nordwestlich von Berlin, gibt es ferner das Projekt „Stadt-Land-Drohne“. Erprobt werden soll laut Gemeinde, ob Transportdrohnen dafür geeignet sind, Anwohnerinnen und Anwohner in abgelegenen Ortsteilen mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs zu versorgen. Die ersten Lieferdrohnen sollen ab dem Frühjahr 2024 in Wusterhausen fliegen. Finanziell unterstützt wird das Projekt vom Bundesministerium für Landwirtschaft.

Voller Himmel

In Deutschland sind nach einer Marktstudie des Verbands Unbemannte Luftfahrt mehr als 400.000 Drohnen im Umlauf. Der weitaus größte Teil (359.000 Stück) davon werde privat genutzt. Während sich dieser private Anteil seit Jahren rückläufig entwickelt, nimmt die kommerzielle Nutzung von Drohnen zu, so der Verband – zuletzt waren gut 56.000 kommerzielle Drohnen im Einsatz. Im internationalen Vergleich gilt Deutschland als viertgrößter Drohnenmarkt hinter China, den USA und Japan. (ben)

Artikel mit dpa-Material.

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