Deutsche Wirtschaft in der digitalen Abhängigkeit

Die deutsche Wirtschaft bleibt bei digitalen Schlüsseltechnologien stark vom Ausland abhängig. Unternehmen sehen hohe Risiken vor allem durch die Beschaffung aus China und den USA. Europa könnte profitieren. Das geht aus einer aktuellen Unternehmensbefragung des Digitalverbands Bitkom hervor.

Chipfertigung in China: Aufbau europäischer Kapazitäten ist langwierig. Foto: kynny/iStock

Von importierenden Unternehmen sehen sich laut Bitkom 9 von 10 „stark“ oder „eher“ abhängig von digitalen Gütern aus dem Ausland. Nur 4 Prozent wären demnach langfristig überlebensfähig, wenn diese Importe komplett entfallen würden. Der Digitalverband Bitkom hat im Vorfeld des „Gipfels für europäische digitale Souveränität“ am 18. November in Berlin 605 Unternehmen zu dem Thema befragt. Demnach besteht die größte Abhängigkeit bei Gütern und Technologien aus den USA und China. 51 Prozent berichten von einer „starken Abhängigkeit“ sowohl von den USA als auch von China. Ohne US-Technologien könnten die Unternehmen im Schnitt zwölf Monate weiterarbeiten, ohne China-Importe elf Monate.

„Deutschland und Europa müssen sich aus einseitigen Abhängigkeiten befreien und ihre digitale Zukunft selbst gestalten“, sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst bei der Vorstellung der Zahlen am Donnerstag. Das Vertrauen der Unternehmen in zentrale Bezugsstaaten fällt laut Bitkom unterschiedlich aus. Besonders hoch ist es demnach gegenüber Frankreich (76 Prozent) und Japan (72 Prozent). Für China geben 26 Prozent der Unternehmen an, Vertrauen zu haben. Den USA vertrauen aktuell 38 Prozent – im Januar lag dieser Wert laut Bitkom noch bei 51 Prozent.

Als Grund für den Vertrauensverlust in die USA nennt der Verband die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten vor einem Jahr. 79 Prozent der Unternehmen sehen demnach negative Auswirkungen seiner Präsidentschaft auf das eigene Geschäft. „Die Unberechenbarkeit der US-Regierung verunsichert deutsche Unternehmen“, schlussfolgert der Bitkom.

Insgesamt importieren 96 Prozent der Unternehmen digitale Technologien. Dazu zählen Smartphones und Notebooks (93 Prozent), Hardware-Komponenten wie Chips oder Sensoren (74 Prozent), Software-Anwendungen (72 Prozent) und Cybersicherheits-Anwendungen (67 Prozent). 60 Prozent beziehen digitale Maschinen und Geräte aus dem Ausland, 41 Prozent digitale Dienstleistungen.

Wichtigste Herkunftsländer bleiben die USA und China. Zudem spielt Taiwan eine große Rolle: Fast jedes zweite importierende Unternehmen sieht sich laut Bitkom von taiwanesischen Lieferungen abhängig. Wintergerst verweist darauf, dass Schlüsselindustrien wie die Automobil- und Elektronikbranche auf taiwanische Chips angewiesen seien.

Mehr Investitionen gefordert

Vor dem anstehenden Gipfeltreffen sprechen sich fast alle Unternehmen für eine deutsch-französische Führungsrolle bei der Stärkung der digitalen Souveränität aus. Aus Unternehmenssicht braucht es dafür unter anderem mehr Investitionen in Schlüsseltechnologien sowie den Aufbau großer europäischer Cloud-Anbieter. Der Bitkom fordert zudem eine leistungsfähige Cloud- und Rechenzentrums-Infrastruktur sowie Fortschritte bei künstlicher Intelligenz, Quantencomputing, IT-Sicherheit und Chip-Fertigung. Auch die Einführung der European Digital Identity Wallet (EUDI-Wallet) müsse vorangetrieben werden. Mehr als 60 Unternehmen haben laut Bitkom eine Absichtserklärung für entsprechende Anwendungen unterzeichnet. (rok)

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