Das vielleicht wichtigste Thema auf der Supply Chain CX
Bereits jetzt deutet einiges darauf hin, dass die Logistikbranche ein weiteres schwieriges Jahr vor sich hat. Exportorientierte Industriezweige wie Automotive und Maschinenbau stehen massiv unter Druck. Auch für die Chemielogistiker sieht es weiterhin mau aus. Die allgemeine wirtschaftliche Lage, geopolitische Spannungen und die Angst vor einem Jobverlust verunsichern die Verbraucher – deren Anschaffungsneigung bleibt niedrig. Die Mittel für Verteidigung und Infrastruktur dürften nur langsam abfließen. Der Verteidigungssektor ist zudem gesamtwirtschaftlich gesehen zu klein für einen größeren Nachfrageschub in der Logistik. Und in der Baubranche fehlt es allein schon am Fachpersonal für schnelle Projektumsetzungen.
Aber: Noch größere Sorgen, und zwar über 2026 hinaus, sollten diese News aus den vergangenen Wochen machen:
- Der neue Planetary Health Check zeigt: Sieben der neun kritischen Belastungsgrenzen des Erdsystems sind überschritten – neu im Gefahrenbereich: die Ozeanversauerung.
- Vier zentrale Klimakomponenten des Erdsystems destabilisieren sich laut einer neuen Studie, an der das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung beteiligt ist.
- Die Deutsche Meteorologische Gesellschaft und die Deutsche Physikalische Gesellschaft warnen, dass es bereits bis 2050 zu einer Erderwärmung um 3 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau kommen kann.
- Im Global Tipping Points Report 2025 warnen 160 Klimaforscher aus 23 Ländern, dass das Erdsystem rapide auf mehrere Kipppunkte zusteuere, mit zerstörerischen Folgen für Menschen und Natur. Demnach wurde der erste Klimakipppunkt bereits erreicht – und zwar bei den Warmwasser-Korallen.
- Weltweit ist 2024 Wald auf einer Fläche so groß wie ungefähr halb England zerstört worden. Die Fläche, die dauerhaft verloren ging, vergrößerte sich im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 auf 8,3 Millionen Hektar, wie der von Forschungsorganisationen und Verbänden veröffentlichte Waldzustandsbericht zeigt. Besonders alarmiert zeigen sich die Expertinnen und Experten über den Zustand der Tropenwälder.
- Die Zwischenbilanz der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (Irena): Trotz Rekordwachstum beim Ausbau erneuerbarer Energien kommen die Staaten weltweit nicht schnell genug voran, um ihre selbst gesteckten Ziele zu erreichen.
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Mit dem Emissionsniveau von 2023 wird das Kohlenstoffbudget der Mittelmeerländer im Jahr 2035 erschöpft sein, berechnet eine neue Studie des Basque Centre for Climate Change (BC3) im Auftrag von Ocean Care, einer Organisation, die Partner zahlreicher UN-Abkommen und internationaler Konventionen ist.
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Die Konzentration von klimaschädlichem CO2 in der Atmosphäre ist 2024 drastisch gestiegen – so stark wie seit Beginn der modernen Messungen 1957 nicht. Die jährliche Zunahme habe sich seit den 1960er Jahren verdreifacht, berichtete die Weltwetterorganisation (WMO) in ihrem jährlichen Treibhausgas-Bulletin.
Extremwetterereignisse stören Lieferketten
Damit wächst der Druck auf die Weltgemeinschaft vor der UN-Klimakonferenz in Brasilien im November. Zur Erinnerung: Mit Blick auf die Folgen der Klimakrise hatten sich die Teilnehmer der UN-Klimakonferenz in Paris 2015 darauf geeinigt, die menschengemachte globale Erderwärmung auf maximal 2 und möglichst 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Damit soll das Abschmelzen der Pole, die Überflutung von Siedlungsgebieten und die Zunahme von Extremwetterereignissen eingedämmt werden.
Experten der aktuellen Studie „Climate Risks to Global Supply Chains“ erwarten, dass Extremwetterereignisse künftig häufiger und massiver auftreten und so Produktion und Logistik sowie den internationalen Handel beeinträchtigen.
Und bei Hitzewellen etwa gelten Beschäftigte im Sektor Verkehr und Logistik heute bereits als überdurchschnittlich hoch belastet. An Hitzetagen, von denen es wegen der Klimakrise künftig immer mehr geben wird, ist mit einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit zu rechnen. Die Arbeitsproduktivität sinkt bei hohen Temperaturen – schlimmer noch: Die Zahl der Fehler nimmt zu und damit steigt auch die Gefahr von Unfällen.
1,5-Grad-Ziel in Gefahr
Die Zeit drängt. Das Zeitfenster, um die Pariser Klimaziele einzuhalten, schließt sich Experten zufolge rapide. Das 1,5-Grad-Ziel gilt als kaum noch erreichbar. Das Jahr 2024 hat bereits die 1,5-Grad-Grenze gerissen. Als verfehlt gilt das Ziel aber offiziell erst nach einer mehrjährigen Überschreitung.
Aber selbst 1,5 Grad wären nichts Gutes. Die Klimakrise ist in vollem Gange. Sie wird das Leben aller verändern und alle bis an ihr Lebensende beschäftigen.
Und die Klimakrise wird Einfluss auf die globalen Supply Chains haben. Denn die komplexen Lieferketten, die für die heutige Zivilisation notwendig sind, existieren nur dank des seit etwa 11.000 Jahren stabilen Klimas. Doch das verändert sich jetzt so schnell, dass sich weder Mensch noch Tier- und Pflanzenwelt anpassen können, wenn die Erwärmung ungebremst weitergeht. (mit dpa)