So lässt sich der Arbeitsalltag für Lkw-Fahrer im Nahverkehr erleichtern

Um dem Fahrermangel entgegenzuwirken und die Motivation und Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern, müssen Arbeitsbedingungen und Prozesse verbessert werden. Eine Studie von Wissenschaftlern und Unternehmen hat jetzt eine Handlungshilfe mit 50 Maßnahmen erarbeitet.

(Foto: PixelsEffect/iStock)

Wie lassen sich Arbeitsbedingungen und Prozesse verbessern, damit sich Lkw-Fahrer im Nahverkehr wohler fühlen und motivierter sind? Damit haben sich Wissenschaftler des Fraunhofer IIS, des Lehrstuhls für Psychologie im Arbeitsleben PiA an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Forschungsgruppe für optimierte Wertschöpfung der Technischen Hochschule Augsburg gemeinsam mit Unternehmen im Projekt „LeitFahr³“ beschäftigt und eine Handlungshilfe entwickelt.

Die Empfehlungen bestehen aus neun Maßnahmenpaketen mit insgesamt 50 Einzelmaßnahmen. Diese beziehen sich auf die Handlungsfelder Mensch, Prozess, Ausrüstung und Ware. Die Empfehlungen sind so formuliert, dass sie von Unternehmen an das jeweilige Umfeld angepasst und spezifiziert werden können.

Interessentinnen und Interessenten können die kostenfreie Studie mit allen Projektergebnissen unter folgendem Link beziehen:
www.tha.de/Wirtschaft/Projektstudie-LeitFahr.html

Erkenntnisse und Methodik

„Die Erkenntnisse unseres Forschungsprojekts lassen sich prägnant in vier Sätzen zusammenfassen“, sagt Prof. Dr. Michael Krupp, Professor für Logistik und Supply Chain Management sowie Leiter der Forschungsgruppe für optimierte Wertschöpfung an der Technischen Hochschule Augsburg. „Gelebte Wertschätzung ist der zentrale Baustein. Einbindung in das Unternehmen und Verbesserung des Arbeitsumfelds sollten parallel laufen. Gute Prozesse an internen und externen Schnittstellen sind notwendig. Digitale Technik muss stabil funktionieren.“

Drei wesentliche Aspekte, die im Arbeitsalltag von Nahverkehrsfahrern eine Rolle spielen, wurden in der Studie berücksichtigt: die Interaktion mit dem Management, an den Rampen und mit der Disposition. Methodisch basiert die Studie auf Telefoninterviews mit Fahrern sowie mit Experten aus den beteiligten Berufsgruppen.

Die Befragung konzentrierte sich auf das Befinden und die Motivation sowie auf Stressoren und motivierende Faktoren (Ressourcen) im Arbeitsalltag der Fahrer sowie auf deren Wechselwirkungen. Darüber hinaus wurden in Workshops die Arbeitsroutinen der Fahrer analysiert. Das Projekt wurde von 2022 bis 2024 durchgeführt und zu 50 Prozent durch das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr gefördert. Die verbleibenden 50 Prozent wurden durch beteiligte Unternehmen kofinanziert.

Die Leitlinien

Die in der Studie formulierten Handlungsempfehlungen orientieren sich an den folgenden fünf Leitlinien: Lkw-Fahrer sind umso motivierter …

  • je besser sie in die Kommunikation des Unternehmens eingebunden werden und je klarer ihnen Entwicklungsperspektiven aufgezeigt werden.

  • je strukturierter und verlässlicher arbeitsteilige Arbeitsabläufe organisiert sind, insbesondere an der Schnittstelle zu anderen Unternehmen (Be-/Entladesituation).

  • je effizienter und verlässlicher IT-basierte Kommunikation die Abläufe unterstützt und je besser sie für die Lkw-Fahrer zugänglich ist.

  • je verlässlicher und anforderungsspezifischer die Ausrüstung (Fahrzeug und Hilfsmittel) der Lkw-Fahrer gestaltet ist.

  • je besser vorbereitet das Transportgut für den eigentlichen Transport vorzufinden ist.

Gründe für den Fahrermangel

Neben Aspekten wie dem demografischen Wandel identifiziert die Studie auch folgende Faktoren als Gründe für den Fahrermangel in Deutschland:

  • Image: Die Branche und der Beruf der Lkw-Fahrer gelten als deutlich weniger attraktiv als noch vor einigen Jahren.

  • Gehalt: Im Vergleich zu anderen Berufen ist das Gehalt wegen der hohen körperlichen Belastung, der Auswärtstätigkeit et cetera zu gering.

  • Aussetzung der Wehrpflicht: Seit 2011 ist der Wehrdienst als kostengünstige Möglichkeit zum Erwerb einer Lkw-Fahrerlaubnis weggefallen.

  • Familienfreundlichkeit: Besonders auf der Langstrecke sind Fahrer oft über mehrere Tage weit entfernt von zu Hause unterwegs.

  • Arbeitsbedingungen: Zeit- und Leistungsdruck, rechtliche Vorschriften sowie mangelnde Wertschätzung mindern die Attraktivität des Berufs.

  • Gesundheit: Eine überwiegend sitzende Tätigkeit, mangelnde Bewegung und eine lückenhafte Versorgungslage können zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.

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