Schmechel Transport: Gut geschützt und kaum zu knacken

Der Spezialdienstleister aus Bad Oldesloe hat sich auf empfindliche Güter mit hohem Warenwert spezialisiert. Trailer mit einem selbst entwickelten Sicherheitskonzept sind als rollende Tresore unterwegs.

Als rollende Tresore bezeichnet Dirk Schmechel seine temperaturgeführten Trailer mit selbst entwickeltem Sicherheitskonzept. (Foto: Schmechel Transport)

Qualität verkauft. Davon ist Dirk Schmechel fest überzeugt. Für den geschäftsführenden Gesellschafter von Schmechel Transport aus Bad Oldesloe bedeutet das, überall in Europa jederzeit die gleiche Leistung auf demselben technischen Niveau anbieten zu können. „Wir betreiben eine der größten sicheren europäischen Fahrzeugflotten“, berichtet er. Damit meint er Lkw-Trailer, die ohne Übertreibung als rollende Tresore zu bezeichnen sind. Eine Qualität, die der niederländische Zoll einmal als unfreiwilliger Materialprüfer bestätigte: Als ein unbegleiteter Trailer vor der Überfahrt nach Großbritannien kontrolliert werden sollte, benötigte die Behörde trotz Einsatz von schwerem Gerät mehr als eineinhalb Stunden Zeit, um den Auflieger unter großem Lärm öffnen zu können, berichtet Schmechel.

Das Familienunternehmen in der dritten Generation hat sich auf den Transport besonders wertvoller und anspruchsvoller Waren fokussiert, die auf extrem zuverlässige Fahrzeugtechnik angewiesen sind. Um welche Produkte es sich dabei genau handelt, will und darf Schmechel nicht verraten, Verträge mit seinen Auftraggebern verpflichten ihn dazu. Er lässt aber durchblicken, dass einige der Güter temperaturgeführt transportiert werden müssen.

Deshalb haben Schmechel und sein Team ein eigenes Fahrzeugkonzept entwickelt, das auch die Anforderungen der für die Pharmabranche geltenden GDP-Richtline erfüllt. Zu den selbstgewählten Sicherheitsmaßstäben der Firma zählen außerdem die Zertifizierung nach dem höchsten Schutzstandard des Sicherheitszertifizierers TAPA sowie sämtliche Transporte im Selbsteintritt durchzuführen.

Energiewende muss warten

Um hohe Zuverlässigkeit und Qualität anbieten zu können, legt der Firmenchef Wert auf weitere Faktoren, die sein Unternehmen in einer Marktnische platzieren: 175 Fahrzeuge der Schmechel-Flotte sind identisch ausgestattet, sowohl die Sattelzugmaschinen als auch die Hochsicherheitstrailer. Dass einige wenige Lkw nicht immer problemfrei funktionieren, räumt Schmechel ein: „Wir haben Fahrzeuge mit LNG-Antrieb angeschafft, sind aber an der schwachen Versorgungslage und den enormen Preisschwankungen im vergangenen Jahr gescheitert.“

Zum Schmechel-Fuhrpark gehören 175 identische Sattelzugmaschinen. (Foto: Schmechel Transport)

Zweimal seien ihm Fahrzeuge liegengeblieben, weil theoretisch verfügbare Tankstellen ausgefallen waren. Eine Erfahrung, die Schmechel geprägt hat. Denn er kann es sich derzeit nicht vorstellen, Fahrzeuge mit alternativen Antrieben in seine Flotte aufzunehmen. Weder sei die Versorgungslage mit Energie für Elektro-Lkw oder Wasserstofffahrzeuge überzeugend, noch sehe er klar, welches Antriebskonzept sich durchsetzen werde. „Die Politik muss für Investitionssicherheit sorgen“, fordert der Unternehmer.

Solange es die nicht gibt, wird Schmechel an Bewährtem festhalten. So hat es der Unternehmer immer gemacht – und dabei dennoch moderne Technologien getestet. Er nennt Biodiesel, seine LNG-Fahrzeuge, die er nun ausschließlich in Deutschland und der Benelux-Region einsetze. Dazu kommen auf dem Dach der Trailer mit ihren festen Kofferaufbauten angebrachte Solarpaneele, die zumindest einen Teil der Energie emissionsfrei bereitstellen sollen, die für temperaturgeführte Transporte benötigt wird. Die Energiewende in seiner Firma muss er trotzdem noch verschieben. „Unsere ­Fahrzeuge sind in ganz Europa unterwegs, auch abseits der Hauptlinien, an denen es bereits Wasserstofftankstellen und Ladesäulen gibt. Und die Trailer müssen auch hin und wieder tagelang irgendwo stehen können, wo es keinen Zugang zu einer externen Stromversorgung gibt“, sagt Schmechel.

Die Politik muss in der Antriebsfrage Investitionssicherheit schaffen. Dirk Schmechel, geschäftsführender Gesellschafter Schmechel Transport

Das Transformationstempo ist ihm derzeit noch zu gering, es fehle an erschwinglichen Fahrzeugen. „Lkw, die fünfmal so teuer sind wie unsere derzeitigen, können wir nicht refinanzieren. Einen so hohen Aufpreis zahlt kein Kunde aus Imagegründen“, moniert der Unternehmer. Dabei ist sein Unternehmen in einem Segment unterwegs, das es ihm durch auskömmliche Frachtraten erlaubt, vollständig im Selbsteintritt zu fahren. Die Auftragsstruktur ermögliche selbst gelegentliche Leerfahrten zur Bereitstellung. Darüber hinaus hat er alle seine Fahrer mit deutschen Arbeitsverträgen ausgestattet und organisiert für seine osteuropäischen Mitarbeiter die Rückfahrten nach Hause sowie den Weg zur Arbeit nach der Heimatzeit.

Lagerneubau als Zweitgeschäft

Um sich ein zweites Standbein neben dem Transportgeschäft aufzubauen, betreibt Schmechel am Firmensitz in Bad Oldesloe bereits seit einiger Zeit ein temperaturgeführtes Pharmalager. Weil die Bestandsimmobilie vollständig ausgelastet ist, plant der Dienstleister nun mit einem Neubau. „Im vergangenen Jahr hatten wir so viele Anfragen, dass wir unser Bestandslager zweimal hätten auslasten können“, berichtet der Firmeninhaber. Er wolle für ungefähr 25.000 Palettenstellplätze bauen.

In der Kontraktlogistik arbeitet das auch für den Lagerbereich GDP-zertifizierte Unternehmen ebenfalls in einer ausgewählten Nische. Auch der Neubau solle wieder über temperaturgeführte Flächen verfügen. „Wir wollen das Lager bedarfsgerecht in mehrere Abschnitte unterteilen, die sich mit einem ­vertretbaren Maß an Gebäudetechnik betreiben lassen“, sagt Schmechel. Das schließe einige Gefahrstofflagerklassen aus, durch die sich die Projektkosten allzu sehr verteuern würden. Den Baubeginn hat er für das Jahr 2025 vorgesehen.

Schmechel geht ins Risiko, investiert viel in eine Leistung, die anerkannt wird. Aus Kalkül geht er dabei immer wieder über Standards und Mindestanforderungen hinaus, bei der Sicherheit genauso wie in der Pharmalogistik. „Wir leisten mehr als andere, die nach denselben Normen zertifiziert sind“, betont der Unternehmer. Der Lohn dafür ist ihm gewiss: Den Großteil seiner Aufträge hat er über die Jahre im Direktkontakt mit den Kunden erhalten, was sich bis ins Ergebnis zeigt. „In einem guten Jahr erzielen wir eine Marge von 5 Prozent“, verrät er. Die vergangenen Jahre bei Schmechel in Bad Oldesloe waren gut.

Schmechel Transport

  • 1938 gegründetes Familienunter­nehmen in der dritten Generation
  • Stammsitz in Bad Oldesloe
  • 276 Mitarbeiter
  • 175 eigene Sattelzugmaschinen
  • 218 Hochsicherheitstrailer
  • 4.000 Quadratmeter temperatur­geführte Lagerfläche
  • Zertifikate:
    AEO-S (zugelassener ­Wirtschaftsbeteiligter)
    GDP (Transport und Lager)
    Reglementierter Beauftragter (Transport und Lager)
    TAPA TSR 1 Kat. A (Sicherheit)
  • Branchenschwerpunkte: Pharma, High-Value, Lebensmittel, Metallurgie
  • Bilanz laut „Bundesanzeiger:
    Umsatz 2019/2020: 33 Millionen Euro
    Jahresüberschuss 2020: 1,6 Millionen Euro
    Umsatzmarge 2020 4,79 Prozent
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