Ranking: Top-30-Häfen wachsen stark

Die nach Containerumschlag größten Hubs der Welt haben im ersten Halbjahr teilweise große Mengenzuwächse verzeichnet. Auffällig ist das starke Wachstum der US-amerikanischen Häfen. Analysten vermuten, dass Importeure aus Angst vor einem bevorstehenden Streik an der US-Ostküste ihre Lager vorsorglich mit Ware füllen.

Der US-Westküstenhafen Los Angeles verbucht für die ersten sechs Monate dieses Jahres einen Zuwachs im zweistelligen Prozentbereich. Ursächlich dafür sind Analysten zufolge Importeure, die ihre Lagerbestände aus Angst vor drohenden Streiks in den Ostküstenhäfen vorsorglich füllen. (Foto: picture alliance / Design Pics | Rick Boden & Marilyn Ledingham)

Die nach Containerumschlag 30 größten Häfen der Welt haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres – bis auf wenige Ausnahmen – teilweise große Mengenzuwächse verzeichnet. Das durchschnittliche Wachstum aller Häfen zusammen beträgt 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das geht aus einer Analyse des Branchendienstes Alphaliner hervor.

Bezogen auf die Mengen im ersten Halbjahr 2024 ist die Rangfolge der Top 9 unverändert zum Vorjahreszeitraum, mit Shanghai an der Spitze. Der größte Hafen der Welt steigerte demnach seinen Containerumschlag um 7,5 Prozent – verglichen zum Vorjahreszeitraum – auf 25,5 Millionen TEU. Die Autoren erwarten, dass Shanghai im Gesamtjahr 2024 erstmals die 50 Millionen TEU-Marke erreichen werde. (Details siehe Grafik)

Trotz internationaler politischer Spannungen und regulatorischer Herausforderungen sei die Nachfrage nach Unterhaltungselektronik, Maschinen und Bekleidung aus der Volksrepublik stark gestiegen, erklären die Autoren das Wachstum nahezu aller chinesischen Häfen. Als weiteren Grund vermutet Jan Tiedemann, Analyst bei Alphaliner, dass China aus Angst vor weiter zunehmenden Handelsbarrieren Produktionsstätten ins Ausland verlege – zum Beispiel nach Mexico –, um von dort ohne Einschränkungen weiter den US-amerikanischen Markt bedienen zu können. Vorprodukte für die Produktion kämen ihm zufolge trotzdem aus der Volksrepublik und würden sich dementsprechend in der positiven Statistik niederschlagen.

Zudem würden sich intrachinesische Verkehre auf die Umschlagergebnisse auswirken, da sie quasi doppelt gezählt würden, sowohl bei der Be- als auch Entladung eines Schiffes.

US-Importeure stocken vorsorglich auf

Die US-Häfen Los Angeles und Long Beach (Rang 9), die in Statistiken gemeinsam aufgeführt werden, haben zwischen Januar und Juni gut 9 Millionen TEU umgeschlagen, ein Plus von 14,7 Prozent. In den nächst größeren US-Häfen – New York und New Jersey (Rang 22) – lag der Zuwachs bei rund 12,5 Prozent.

Alphaliner zufolge sei dies ein Hinweis darauf, dass Importeure in den USA ihre Lager zur Sicherheit bereits aufstocken würden, in Sorge vor möglichen Streiks in den Häfen der US-Ostküste und am Golf von Mexiko. Dort läuft Ende September der Tarifvertrag für die Hafenarbeiter aus, und bislang ist keine Einigung zwischen der Gewerkschaft ILA (International Longshoremen’s Association) und dem Arbeitgeberverband USMX (United States Maritime Alliance) über einen Anschlussvertrag in Sicht. Die Gewerkschaft droht daher seit Wochen mit Streiks in allen Häfen entlang der Ostküste ab dem 1. Oktober.

Zu dieser Einschätzung kommen aktuell auch die Analysten von Sea-Intelligence. Demnach sei der sprunghafte Anstieg der Volumina auf dem Transpazifik im Mai und Juni darauf zurückzuführen, dass Händler sich mit Ware bevorraten, und weniger darauf, dass die US-Amerikaner mehr konsumieren.

Hongkong verliert nahezu 1 Million TEU pro Jahr

Unter allen Häfen, deren Halbjahreszahlen bislang vorliegen, gehören die Standorte Hongkong (Rang 13), Xiamen (Platz 16) und Hamburg (Rang 23) zu den einzigen, die einen Mengenrückgang verbuchen. So hat Hongkong in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gut 6,7 Millionen TEU umgeschlagen, ein Minus von mehr als 5 Prozent. Beim Blick auf die Gesamtjahreszahlen der zurückliegenden zehn Jahre zeigt sich, dass der asiatische Hub nahezu 1 Million TEU pro Jahr verloren hat. Belief sich der Jahresumschlag in 2013 noch auf 22,3 Millionen Einheiten, betrug er im vergangenen Jahr nur noch 14,4 Millionen TEU. Entsprechend liegt Hongkong in der aktuellen Halbjahresrangliste bereits hinter Rotterdam (Rang 12), Europas größtem Hafen. Gleichzeitig sind die Häfen in unmittelbarer Umgebung zu Hongkong, wie Shenzhen und Guangzhou, über Jahre stark gewachsen. Sie würden über mehr Expansionsfläche verfügen und liegen näher an den großen Fabriken, als es im Hafen von Hongkong der Fall sei, der unmittelbar an die Wohnbebauung in der beengten Stadt grenze, erklärt Tiedemann eine der Ursachen für diese Entwicklung.

Der marokkanische Hub Tanger Med belegt den Schätzungen von Alphaliner zufolge aktuell Rang 19 der größten Containerhäfen weltweit, dieser veröffentlicht allerdings keine Zwischenergebnisse. Laut Aussagen der Hafenverwaltung erwartet der Standort erstmals mehr als 9 Millionen TEU Jahresumschlag in 2024. Das würde einem Zuwachs von nahezu 90 Prozent seit 2019 entsprechen. Tiedemann sieht den Erfolg des Hafens unter anderem darin begründet, dass von Beginn an verschiedene Reedereien (u. a. Maersk, Hapag-Lloyd, CMA CGM) durch Terminalbeteiligungen an den Standort gebunden wurden. Dieses Konzept sei sehr erfolgreich. Hinzu komme, dass der Standort aufgrund der aktuellen Schiffsumroutungen um Afrika herum von einem erhöhten Transshipment-Aufkommen profitiere, das von Tanger aus ins östliche Mittelmeer weitertransportiert werde.

Ähnlich ergeht es Colombo in Sri Lanka. Von dort liegen bislang nur die Daten für das erste Quartal dieses Jahres vor. In den ersten drei Monaten steigerte der Hafen seinen Umschlag um nahezu 24 Prozent verglichen zum Vorjahreszeitraum.

Ihr Feedback
Teilen
Drucken

Sie sind noch kein Abonnent?

Testen Sie DVZ oder DVZ-Brief 4 Wochen im Probeabo und überzeugen Sie sich von unserem umfassenden Informationsangebot.

  • Online Zugang
  • Täglicher Newsletter
  • Wöchentliches E-paper

 

Zum Probeabo

Jetzt DVZ oder DVZ-Brief 4 Wochen kostenlos testen

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Sie sind noch kein Abonnent?

Testen Sie DVZ oder DVZ-Brief 4 Wochen im Probeabo und überzeugen Sie sich von unserem umfassenden Informationsangebot.

  • Online Zugang
  • Täglicher Newsletter
  • Wöchentliches E-paper

 

Zum Probeabo

Jetzt DVZ oder DVZ-Brief 4 Wochen kostenlos testen

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben