DB stellt weitere Strecken zur Korridorsanierung vor

Die Korridorsanierung im Schienennetz ist das Großprojekt von DB Netz in den kommenden Jahren. Jetzt hat die DB-Tochter den Vorhang gelüftet und das gesamte Paket Branchenvertretern vorgestellt. Es stößt bei den Güterbahnen auf Kritik. 

Bis 2030 wird es zahlreiche Baustellen im Netz geben: Es sollen 4.200 Kilometer Gleise saniert werden. (Foto: DB AG/Stefan Wildhirt)

Die Deutsche Bahn (DB) hat heute weitere Streckenabschnitte zur Korridorsanierung auf einer Veranstaltung mit Vertretern der Bahnbranche vorgestellt. Außerdem hat sie Lösungen präsentiert, wie Umwegverkehre während der Baustellen im Schienengüterverkehr erfolgen sollen.

Sechs Korridorsanierungen im Jahr 2026 geplant

Bereits Ende vergangenen Jahres hatte die DB die ersten drei Korridore ihres bis 2030 währenden Sanierungsplans genannt. Bei diesen drei Routen handelt es sich um die Riedbahn (2024) sowie Hamburg–Berlin und Emmerich–Oberhausen (beide 2025). 2026 sollen dann laut einer DB-Präsentation, die der DVZ vorliegt, die Strecken Köln–Hagen, Hamburg–Hannover und Nürnberg–Regensburg sowie Obertraubling–Passau, Troisdorf–Koblenz, Koblenz–Wiesbaden dazukommen. Der „Tagesspiegel“ hatte als Erstes darüber berichtet.

In den darauffolgenden Jahren sind weitere wichtige Strecken für den Güterverkehr geplant, wie Bremen–Bremerhaven (2. Halbjahr 2027), Hamburg–Lübeck, Hamburg–Bremen, Würzburg–Nürnberg (2028), Bremen–Rotenburg /Wunstorf (2029) und Bremen–Osnabrück–Münster (2030). Insgesamt sollen von 2026 bis 2030 pro Jahr 750 Kilometer Strecke generalsaniert werden. In Summe geht es um 43 Abschnitte. Das entspricht nach Angaben von DB Netz 4.200 Kilometern. Dann wären 40 Prozent des hochbelasteten Netzes (9.000 Kilometer) saniert.

Totalsperrung von fünf Monaten pro Korridor

Das Unternehmen hat auch mitgeteilt, wie die Sanierung erfolgen soll. Je Korridor soll es eine Totalsperrung von fünf Monaten geben. Zwischen dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember und bis Mitte Februar soll es keine Sanierung geben.

Mit der Generalsanierung soll sich dann die Qualität auf den Strecken deutlich verbessern. Die Zustandsnoten sollen von 4 oder schlechter auf mindestens 1,8 angehoben werden. Das würde laut DB Netz bei der Riedbahn zu 80 Prozent weniger Störungen führen wie im Vergleich zum jetzigen Zustand. Als verbindliches Ziel wird auch eine weitgehende Baufreiheit für mehr als fünf Jahre angegeben.

Diesel-Shuttles sollen die Baustellen umfahren

Wichtig für die Branche sind während der Sanierung leistungsfähige Umleitungsstrecken. Dazu ist gerade auch für den Güterverkehr im Gespräch, adäquate Dieselstrecken zu finden. Zudem soll es laut der Präsentation Vorbereitungen geben, dass die Eisenbahnverkehrsunternehmen kostenfrei solche „Diesel-Shuttles“ in Anspruch nehmen können. So soll die nicht-elektrifizierte Strecke Hof-Schwandorf–Regensburg als Umleitungsstrecke dienen, wenn die Hochleistungskorridore Nürnberg–Regensburg, Würzburg–Nürnberg, Nordstemmen–Göttingen und Bebra–Fulda saniert werden. DB Netz will leistungsstarke, dieselbetriebene Triebfahrzeuge und Triebfahrzeugführer zur Verfügung stellen. An den Start- und Endpunkten der nicht-elektrifizierten Umleitungsstrecken muss das EVU dafür einen Halt zum An- und Ankuppeln der Diesellok von 30 Minuten berücksichtigen.

Ein Sprecher der DB Netz wollte die Inhalte der Präsentation gegenüber der DVZ nicht weiter kommentieren. „Es handelt sich um einen Arbeitsstand, der noch nicht final ist, sondern der DB als Grundlage für die weiteren Gespräche mit dem Bund dient“, sagte der Sprecher. Außerdem werde der Dialog mit der Branche in den kommenden Monaten auf regionaler Ebene weitergeführt und vertieft werden.

Güterbahnen reagieren skeptisch auf die Pläne

Skeptisch äußerte sich der Verband „Die Güterbahnen“ zu den Vorschlägen von DB Netz: „Auch wir werden nun gegenüber dem Bund Stellung zum Stand des Konzepts nehmen“, kündigte Geschäftsführer Peter Westenberger an. Der Dialog sei noch längst nicht abgeschlossen. „Unsere grundsätzliche Unterstützung für das beabsichtigte neue Vorgehen bei der Sanierung des bestehenden Schienennetzes wird gerade auf eine harte Probe gestellt. Wir haben Sorge, dass bei vielen der Sanierungsabschnitte eine vollständige Umleitung von Güterverkehren im bestehenden Netz mangels geeigneter Strecken nicht möglich ist“, hegte Westenberger Zweifel an dem Konzept. Bisher habe die DB diese Grundbedingung der Transporteure nur für einen Abschnitt, die Riedbahn, in Ansätzen durchgespielt. Zudem warnte er davor zu glauben, das Sanierungskonzept könne den Neu- und Ausbau des Schienennetzes ersetzen. „Im Gegenteil: Einige lange geplante Neu- und Ausbaumaßnahmen müssen nun dringend vorgezogen werden, damit diese Strecken dann Umleiterverkehre aufnehmen können“, sagte Westenberger.

 

 

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