Zwischen Innovation und Evolution

Die Staplerhersteller gelten als Vorreiter, wenn es um neue technische Lösungen geht. Auf der diesjährigen Logimat steht das Zusammenspiel von künstlicher Intelligenz und bewährter Hardware im Vordergrund.

Mit dem ETV 2i zeigt Jungheinrich einen Schubmaststapler in der 2,5-Tonnen-Klasse. (Foto: Jungheinrich)

Die Intralogistikbranche beschäftigt sich schon seit längerer Zeit mit den Möglichkeiten, die der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Lagerwirtschaft bietet. Das gilt für die Systemanbieter genauso wie für die Hersteller von Flurförderzeugen. Autonome Gabelstapler, die eigenständig navigieren und agieren, sollen per KI in die Lage versetzt werden, auch auf unerwartete Situationen und Hindernisse reagieren zu können. Noch ist das allerdings Zukunftsmusik, weshalb auch in ganz- oder teilweise automatisierten Logistikzentren Stapler weiterhin von Fahrern gesteuert werden. KI-Tools, die deren Arbeitsalltag erleichtern, gibt es bisher nur wenige.

Die Logimat 2025, die am 11. März ihre Tore öffnet, kann dies ändern. So präsentiert zum Beispiel Clark Europe ein KI-gestütztes Kamerasystem, das Fußgänger in Logistikzentren identifiziert. Wenn Fahrer deren Wege ansteuern, werden sie mit optischen und akustischen Signalen gewarnt. Möglich macht dies eine KI unter dem Fahrersitz. Sie analysiert und verarbeitet Daten von vier Kameras in Echtzeit. Somit ist der Fahrer nicht mehr auf Informationen aus der Cloud angewiesen, die er häufig nicht abrufen kann.

„KI macht die Fahrwege sicherer“, versichert Thomas Bach, Teamleiter Konstruktion und Entwicklung bei Clark. „Sie minimiert die Zahl der Fahrunfälle.“ Jetzt arbeitet der Hersteller an weiteren KI-unterstützten Lösungen, welche Telematik mit Supply Chains vernetzt. Mit deren Algorithmen können Fahrer beziehungsweise Fahrzeuge Daten zum Beispiel über Standort und Ladung übermitteln, was laut Bach die Planung und Nachverfolgbarkeit verbessert.

Solche Lösungen zeigen, dass mit dem Einsatz von KI nicht nur der große Wurf für autonome Lager und Fahrzeuge möglich ist. Auch der Arbeitsalltag von Fahrern und anderen Mitarbeitern kann mithilfe der Algorithmen verbessert werden. Im Grunde genommen ist die Nutzung künstlicher Intelligenz also ein weiterer technischer Ansatz, um innerbetriebliche Transporte schneller und effizienter zu machen.

Die Branche ist stabil unterwegs

Die meisten Hersteller von Gabelstaplern sind bislang gut durch die Krise gekommen. In diesem Jahr liegt der Fokus auf den Themen Antriebe, Fahrerassistenzsysteme und leichte Bedienbarkeit – es geht dabei in erster Linie um die Weiterentwicklung der technischen Lösungen. Viele haben außerdem die Tragfähigkeit von ausgesuchten Modellen auf mindestens 2 Tonnen erhöht. Ziel dabei ist es, einerseits die Wirtschaftlichkeit der Geräte und andererseits die jeweilige CO₂-Bilanz zu verbessern. Zudem können automatisierte oder autonom fahrende Stapler helfen, die Fachkräfteproblematik bei den Lagerbetreibern zu entschärfen.

Allerdings fällt auf, dass die Hersteller zur Logimat nur wenige neu entwickelte Geräte mitbringen. So begnügt sich Jungheinrich damit, lediglich ein neues Modell zu präsentieren, den Schubmaststapler ETV 3i. Dieser jedoch könnte eine neue Benchmark im Markt setzen. Er wurde laut Herstellerangaben für „anspruchsvolle Anwendungen mit hoher Umschlagleistung“ entwickelt und kann bis 2,5 Tonnen befördern. Jungheinrich setzt bei dem elektrisch betriebenen ETV 3i auch weiterhin auf die Lithium-Ionen-Speichertechnik und investierte zudem in den Fahrkomfort. Das künftige Vorzeigefahrzeug zeichnet sich unter anderem durch höhenverstellbare Sitze, größere Windschutzscheiben und zahlreiche Sicherheitsfeatures aus.

Der Hamburger Flurförderzeughersteller Still hingegen verfolgt einen anderen Ansatz: Die Kion-Tochter präsentiert auf der Logimat mehrere neue Hochhubwagen und Schubmaststapler in manuellen wie automatisierten Versionen. Der Hersteller will mit modularen Fahrzeugen überzeugen, die nach eigenen Aussagen überall in der Intralogistik „smarte, passgenaue und skalierbare“ Antworten liefern. Das Portfolio wendet sich auch an Anwender, die ihre Flurförderzeuge nur sporadisch nutzen und nicht auf automatisierte Lösungen umsteigen werden oder wollen.

Bei anderen Herstellern stehen hingegen ausschließlich Nutzer im Fokus, deren Staplerflotten permanent im Einsatz sind. Einer davon, Clark Europe, setzt auf sogenannte Crossover-Lösungen. So können zum Beispiel bewährte Modelle, die bisher nur mit Verbrennungsmotor angeboten wurden, nun auch mit Lithium-Ionen-Technik geordert werden. Ziel dabei ist, die Anwender dabei zu unterstützen, auf Modelle umzusteigen, die sich kostengünstiger betreiben lassen, ohne dass die Prozesse im Lager angepasst werden müssen.

Wieder eine andere Strategie fährt der Hersteller Linde, der mit einem breiten Portfolio an Elektrogegengewichtsstaplern überzeugen will. In dem Segment ist das Unternehmen mittlerweile mit 26 verschiedenen Modellen vertreten. Daneben bietet Linde ein Komplettangebot an automatisierten Lösungen. Das Spektrum an fahrerlosen Fahrzeugen reicht von Schubmaststaplern über Palettenkommissionierer bis hin zu mobilen Robotern in unterschiedlichen Varianten.

Auch Toyota Material Handling verzeichnet ein weiter wachsendes Interesse an Elektrogabelstaplern und hat seinen Klassiker Traigo 48 komplett überarbeitet. Auf der Logimat 2025 präsentiert der Hersteller einen eigenen Automationsbereich. Dabei geht es in erster Linie um das Zusammenspiel von automatisierten Staplern mit Shuttle-Regalsystemen – ein Konzept, das auch Linde verfolgt. Auf einer Erweiterungsfläche zum Hauptstand zeigt der Hersteller einen Elektrostapler, der in einem Wareneingang mit Entladebereich und Übergabezone mit einem automatisierten Hubwagen interagiert. Beide Fahrzeuge sind autonom unterwegs, wobei die Bewegungen auf Basis der Daten gesteuert werden, die von Kameras und Sensoren erfasst werden.

Stapler für intelligente Logistik

Der Staplermarkt ist noch für manche Innovationen gut, wie auch kleine Aussteller zeigen. So stellt Movanis BV in Stuttgart automatische Fahrzeuge vor, die mithilfe von Lasertechnik Paletten erkennen und Hindernisse umfahren. Die Fahrzeuge des belgischen Herstellers können auch außerhalb von Logistikzentren eingesetzt werden. Laut Geschäftsführer Bart Clymans hat das Unternehmen spezielle Algorithmen für den Einsatz der Geräte im Außenbereich entwickelt. Da aber die großen Hersteller ihre Innovationen nicht nur mit hauseigenen Labs und F+E-Abteilungen, sondern auch mit Start-ups realisieren, dürften Newcomer wie Movanis einen schweren Stand haben. (ben)

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