Unternehmergespräch: „Ich möchte nah ran an die Politik“

Transportunternehmer Christian Huber ärgert sich über illegale Kabotage und Dumpingpreise. Von der neuen Bundesregierung wünscht er sich größeren Praxisbezug.

Christian Huber ist Inhaber und Geschäftsführer von Huber Transport & Logistik im oberbayerischen Albaching und Vizepräsident im Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT). (Foto: LBT)

Der Einstieg ins elterliche Unternehmen war für Christian Huber, den Chef von Huber Transport & Logistik aus Albaching, schon als Kind klar. Von 5 auf mehr als 100 Lkw ist die Flotte seitdem angewachsen, Huber baut die Kapazität auch in der Krise aus. Mit seinem Engagement als Vizepräsident im Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT) will er den Transportmarkt verändern.

Der Markt ist angespannt, die Rahmenbedingungen unsicher – und trotzdem übernimmt Christian Huber gerade die Flotte des regionalen Wettbewerbers ATO aus Schechen mit zehn Sattelzügen und zwölf Aufliegern. Ob es Mut braucht, in der wirtschaftlichen Flaute zu expandieren? Nein, sagt der Unternehmer, „das ist keine Frage von Mut, sondern der Strategie.“ Durch das Geschäft erziele er Synergien im Italien-Verkehr, vermeide Leerfahrten und gewinne Teilladungen hinzu. „Natürlich ist das kalkuliert, aber es bleibt ein Unsicherheitsfaktor. Wir glauben trotzdem an das Potenzial“, betont der Familienunternehmer.

Sein Werdegang ist eng mit dem Betrieb verbunden. 1979 von den Eltern gegründet, führen heute er und sein jüngerer Bruder Reinhard das Geschäft: „Für mich war schon als Kind klar, dass ich das machen will“, sagt er über die Zeit, als er mit dem Vater im Lkw mitfuhr. Zuerst hat er eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker absolviert und anschließend den Speditionskaufmann draufgesattelt, „damit ich gerüstet bin“.

Im Umgang mit Kunden und Mitarbeitern legt er großen Wert auf Ehrlichkeit und Augenhöhe: „Wir sind im Unternehmen auch alle per Du, egal wer was macht. Menschlichkeit steht an erster Stelle.“ Dabei ist ihm offene Kommunikation wichtig: „Wenn etwas schiefläuft, sagen wir das sofort – und erwarten das auch vom Kunden. Das schafft Vertrauen.“

Unternehmerisch legt er großen Wert auf Unabhängigkeit. „Unser Fuhrpark ist komplett ohne Leasing aufgestellt. Wenn es hart auf hart kommt, können wir Fahrzeuge verkaufen oder stilllegen, ohne dass uns das sofort gefährdet.“ Für ihn ein klarer Wettbewerbsvorteil in einem Umfeld, das aus seiner Sicht durch illegale Kabotage und Dumpingpreise geprägt ist.Deshalb engagiert sich Huber als Vizepräsident im Landesverband Bayerischer Transportunternehmen (LBT). „Es kann mir keiner erzählen, dass man die Missstände im europäischen Straßengüterverkehr nicht sieht. Da wird weggeschaut, und ich will, dass sich das ändert“, bringt er seinen Ärger auf den Punkt. Die Politik hat sich in seinen Augen von der Realität entkoppelt. Deshalb wünscht er sich von der neuen Bundesregierung mehr Praxisnähe: „Sie sollen sich mit dem Alltag der Unternehmer auseinandersetzen und nicht auf Wolke sieben schweben.“

So handhabt er es selbst, um die Bedürfnisse seiner Fahrer zu verstehen. „Ich fahre regelmäßig Lkw, auch um neue Technik zu testen“, erzählt Huber. Dabei fällt sein eigenes Fazit zu Elektro-Lkw mehr als nüchtern aus: „Sie sind noch nicht reif für den Alltag. Die Fahrzeuge sind zu schwer, zu teuer und die Ladeinfrastruktur fehlt.“

Emissionen pragmatisch senken

Um den CO₂-Ausstoß von Transporten zu reduzieren, setzt er deshalb lieber auf pragmatische Schritte. „Mit gewichtsoptimierten Aufliegern mehr Ware pro Fahrt zu transportieren, verringert den Treibhausgasausstoß sofort, ohne gleich die ganze Flotte umzubauen.“ In Elektro-Lkw wolle er erst investieren, wenn er sie auch wirtschaftlich einsetzen könne, „aber heute wäre das fahrlässig“.

Für den passionierten Transportunternehmer ist es eine strategische Schlüsselkompetenz, Fahrer zu finden und zu halten. Wie ihm das gelingt? „Durch Wertschätzung, gute Fahrzeuge, faire Entlohnung und die Bereitschaft, den Fahrern ein Privatleben zu ermöglichen“, lautet seine klare Antwort. „Neue Mitarbeiter finden wir auf Empfehlung von unseren Fahrern“, berichtet er stolz.

Gute Mitarbeiter zu finden, sei aber auch in der Kontraktlogistik schwer. Diesen Bereich verantwortet Hubers Bruder Reinhard. Auf die Frage, wer derzeit bei der Auswertung der Bilanzen besser dasteht, gibt er lachend zu: „Der Bruder.“

Für ihn gehören beide Geschäftsfelder unbedingt zusammen, sie ergänzten sich optimal und sorgten für eine strategische Stärke. „Transport bringt Flexibilität, Kontraktlogistik Planbarkeit“, verdeutlicht er. So geben sie dem Unternehmen Stabilität, und die sei heute wichtiger denn je.

Mit dem Ausblick auf die nächste Familiengeneration im Unternehmen tut sich der LBT-Vizepräsident dagegen etwas schwerer. „Meine Kinder sind noch zu jung, um über den Einstieg ins Unternehmen nachzudenken. Aber sie erleben tagtäglich, was es bedeutet, Unternehmer zu sein – im Guten wie im Anstrengenden“, erzählt Huber. Er werde sie unterstützen, wenn sie sich dafür entscheiden. „Aber sie sollen sich dieser Aufgabe mit Überzeugung stellen, nicht aus Pflichtgefühl“, betont er, denn: „Unternehmertum verlangt Haltung, Ausdauer und Begeisterung.“

Geschäftlich ist sieht er die Fünf-Jahres-Perspektive dagegen deutlich klarer. „Unabhängiger von Deutschland“ werde das Familienunternehmen dann sein. Er wolle das Transportgeschäft internationalisieren, aber nicht durch Ausflaggung seiner Flotte. Es zieht ihn stärker in die Märkte, in denen das Unternehmen schon heute aktiv ist – unter einer klaren Prämisse: „Wir setzen auf Wettbewerbsfähigkeit, nicht auf Quartalsdenken, deshalb investieren wir nur dort, wo es sich auch langfristig lohnt.“

Das Unternehmergespräch

Mittelständische Transport- und Logistikunternehmen sind das Rückgrat der Wirtschaft. Doch welche Menschen stehen dahinter – und wie ticken sie? Mit dem Format „Das Unternehmergespräch“ rückt die DVZ tatkräftige Persönlichkeiten mit ihren Visionen sowie An- und Einsichten in den Mittelpunkt.

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