M&A: Es braucht Mut, antizyklisch zu investieren

Das Übernahme-Geschehen ist zunehmend von „transformativen“ Deals geprägt, mit denen Unternehmen gezielt ihre Fähigkeiten erweitern und die Wertschöpfungskette vertiefen wollen. Dabei spielen Finanzkennzahlen nicht mehr die alles entscheidende Rolle. Indikatoren zur Resilienz oder zu den Nachhaltigkeitsambitionen eines Übernahmekandidaten werden wichtiger.

Diskussionsrunde zum M&A-Geschehen auf dem Deutschen Logistik-Kongress am Donnerstag in Berlin. (Foto: Dierk Kruse)

Noch nie war der Transformationsdruck für Logistikunternehmen so hoch wie heute, machte Ingo Bauer von der Unternehmensberatung PwC in seinem Impulsvortrag auf dem Deutschen Logistik-Kongress deutlich. Grund dafür seien makroökonomische Rahmenbedingungen wie geopolitische Risiken, neue Technologien oder der Klimawandel. Sie zwingen die Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle neu auszurichten, sonst drohe vielen in wenigen Jahren die wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit. 

Gezielte „transformative“ Übernahmen oder Fusionen hingegen würden die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen sichern. Bauer beobachtet, dass bei solchen M&A-Deals nicht mehr nur Finanzkennzahlen eine entscheidende Rolle spielen, sondern Indikatoren zur Resilienz oder zu den Nachhaltigkeitsambitionen eines Unternehmens wichtiger werden. Ist ein Übernahmekandidat in diesen Bereichen gut aufgestellt, verspricht der Zusammenschluss einen attraktiven Werthebel.

Selektive Deals

Von ähnlichen Erfahrungen berichtete Michael Rolle, CFO von DHL Supply Chain in Europa. Bei Übernahmen sei nicht nur das Umsatzwachstum maßgeblich, sondern vielmehr die Erweiterung von Kompetenzen wie zum Beispiel in den Bereichen Speziallogistik, Automatisierung oder ESG. „Wir gehen bei möglichen Übernahmen sehr viel selektiver vor und fokussieren uns auf Akteure, mit denen wir unsere Fähigkeiten erweitern können und die eine höhere Wertschöpfungstiefe versprechen“, sagte Rolle. Es gehe bei Transaktionen weniger um die klassischen Skaleneffekte.

„Es braucht auch Mut, antizyklisch zu investieren“, sagte Matthias Magnor, Mitglied im Vorstand von BLG Logistics, mit Blick auf das Potenzial, das sein Unternehmen in der Ukraine sieht. Nach dem hoffentlich baldigen Ende des Krieges müsse das Land wieder aufgebaut werden. Dafür bringe sich die BLG jetzt in Position, um rechtzeitig in der Region gut aufgestellt zu sein, kündigte er an.

Gute Deals stehen bevor

Darüber hinaus prognostizierte Magnor, dass der M&A-Markt mittelfristig durch drei Trends wieder an Dynamik gewinne und gute Deals verspreche. Die Dekarbonisierung – „die sehr viel Geld kosten wird“ – werde zu einer Marktbereinigung führen, da nicht alle Unternehmen die notwendigen Mittel aufbringen könnten oder das Thema nicht ernst genug nähmen. Zudem stünden aufgrund des demografischen Wandels viele Nachfolgeregelungen in deutschen Unternehmen an. Drittens zwinge der Trend zur De-Globalisierung die Logistikdienstleister, über ihre Geschäftsmodelle nachzudenken.

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