Prof. ten Hompel: „Jetzt ist Zeit zu investieren“

Durch künstliche Intelligenz und die immer weiter voranschreitende Vernetzung von Prozessen entstehen neue Geschäfte und Märkte. Darauf sollten sich Unternehmen einstellen.

Prof. Michael ten Hompel skizziert die Entstehung eines digitalen Kontinuums. Foto: Dierk Kruse

Die Entwicklung neuer Technologien schreitet rasant voran. Da gilt besonders für Anwendungen und Methoden, die auf künstlicher Intelligenz (KI) basieren. „Daher ist jetzt die Zeit, in derartige Technologien zu investieren“, betont Prof. Michael ten Hompel, geschäftsführender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik in Dortmund. Derzeit entwickele sich ein digitales Kontinuum. Über KI und Softwareagenten werden Prozesse miteinander verbunden, die am Ende vollständig autonom ablaufen können.

Das Lamarr-Institut in Dortmund, dessen Leiter Prof. ten Hompel ebenfalls ist, entwickelt derzeit die 3. Generation von KI. Diese erfasst und verbindet Daten, Wissen und Kontext. Dies führt zu einer triangulären KI. Im Zuge dieser Entwicklung hin zu einer immer ausgeprägteren Vernetzung hin zu einem digitalen Kontinuum entstehen neue Märkte und Geschäfte. All das entsteht ten Hompel zufolge jetzt und daher müssten sich Unternehmen jetzt darum kümmern – selbst wenn momentan die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht die besten sind. Grundsätzlich werde in Deutschland zu wenig in neue Technologien investiert.

Der technische Fortschritt im Bereich KI verläuft exponentiell. „Durch die Digitalisierung von allem und KI in allem wird sich alles für alle ändern“, lautet ein Leitsatz von ten Hompel. ChatGPT ist für ihn so etwas wie ein heiliger Gral moderner Technologie, da das „System zu Lösungen kommt, die man nicht erklären kann“. Es habe mitunter den Anschein von Kreativität und sei nicht vorhersehbar wie bei regelbasierten Systemen. Dennoch brauche eine wirklich starke KI vermutlich noch andere als nur digitale System, zum Beispiel neuromorphe Komponenten.

Die Entwicklung humanoider – also in ihrer Gestalt menschenähnlicher – Roboter ist ten Hompel zufolge allerdings schon sehr weit. Sie können auf Basis kamerabasierter Systeme und Sensorik autonom agieren. Zudem sammeln sie Daten und Erfahrungen, wodurch sie sich durch maschinelles Lernen selbst trainieren und verbessern. So müssen sie für neue Aufgaben oder Umgebungen nicht mehr programmiert werden. Derartige Roboter könnten schon bald in Kombination mit menschlicher Arbeit eingesetzt werden.

Ein anderes Beispiel für KI-gesteuerte Roboter ist der am Fraunhofer IML entwickelte Evobot. Er fährt auf zwei Rädern und hat zudem zwei armähnliche Greifvorrichtungen, mit denen er Gegenstände transportieren kann. Der Evobot kann sich durch KI im Schwarm bewegen und mit anderen Geräten interagieren.

Um erfolgreich in dem entstehen digitalen Kontinuum agieren zu können, müssen Unternehmen stärker kooperieren, beispielsweise beim Informationsaustausch, ist ten Hompel überzeugt. Dafür werden Datensouveränität und sichere Datenräume benötigt. Zudem sollten keine Ressourcen verschwendet werden, „um eine Schnittstelle zu hundertsten Male zu programmieren“. Die Initiative Open Logistics Foundation bietet hier die Möglichkeit, bestimmte Softwarekomponenten, die keine Alleinstellungsmerkmale mehr sind, mit anderen zu teilen. Oder, wie es ten Hompel auf den Punkt bringt: „Die Zeit der Alleingänge ist vorbei.“

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