Digicust: Digitale Zollabwicklung per Roboter

Mit Dexter, Taric und Neo will das niederösterreichische Start-up Digicust die Zollabwicklung revolutionieren. Kürzlich hat das Jungunternehmen dafür ein sechsstelliges Investment eingesammelt.

Das auf dem Foto
noch 9-köpfige
Team von Digicust
ist mittlerweile
auf 16 Personen
angewachsen. (Foto: Digicust)

Cross-Border-Geschäfte können Unternehmen attraktive Möglichkeiten eröffnen – zugleich hält der internationale Vertrieb zahlreiche Stolpersteine bereit. Eine bundesweite Unternehmensbefragung des Forschungsinstituts Ibi Research, der Industrie- und Handelskammern (IHKs) und der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) von 2022 zeigt: Neben hohen Versandkosten und rechtlichen Unsicherheiten zählt auch die zu komplizierte oder umfangreiche Zollabwicklung zu den Hauptgründen, warum Firmen ihre Ware nicht aktiv im oder ins Ausland verkaufen.

Gerade für Speditionen, die Zollerklärungen oft noch händisch ausfüllen, ist jener Prozess mit viel Zeitaufwand verbunden, weiß Borisav Parmakovic, CEO und Co-Founder von Digicust. Das 2020 gegründete Start-up hat sich zum Ziel gesetzt, die Zollabwicklung mit Hilfe der KI-basierten Web-App „Digital Customs“ zu digitalisieren und zu automatisieren.

Wie virtuelle Zollroboter helfen

Damit das funktioniert, sind in die Plattform virtuelle Zollroboter als kleine Helferlein integriert. Einer von ihnen ist Dexter IDP. „Dexter verarbeitet Zollunterlagen und erstellt in Kombination mit Stammdaten und seines maschinellen Zoll-Know-hows fertige Zollanmeldungen“, erklärt Parmakovic.

Mit anderen Worten: Das System ist in der Lage, relevante Daten aus hochgeladenen PDF-Dokumenten wie Rechnungen oder Frachtbriefen zu extrahieren, sie mit weiteren Daten anzureichern, zu validieren und sie anschließend automatisch an das Endsystem der Kunden weiterzuleiten. Währenddessen ist Zollroboter Taric für die KI-basierte Vergabe von Zolltarifnummern verantwortlich.

Doch damit nicht genug. Das in Schwechat angesiedelte Start-up will seine Plattform noch weiter ausbauen. „Zurzeit arbeiten wir an einem dritten virtuellen Zollroboter namens Neo“, berichtet Parmakovic. „Der kümmert sich dann um die Dokumentenkontrolle und die Anforderung fehlender oder wichtiger Daten.“ Ziel sei es, Zollfälle künftig deutlich schneller bearbeiten zu können, als es per „stupider manueller Dateneingabe“ der Fall ist.

Der Konkurrenz voraus

Praktische Erfahrungen im Zoll- und Speditionsbereich konnte Parmakovic bereits während seines Studiums an der DHBW Mannheim und der IMC Fachhochschule Krems unter anderem als dualer Student bei DHL Express Austria und als Zolldeklarant bei DB Schenker sammeln. „Mich hat Technik schon immer sehr fasziniert und interessiert“, erinnert er sich an die Zeit vor der Gründung von Digicust zurück. „Irgendwann dachte ich mir: Die Zollsoftware, mit der ich arbeite, ist aus den 80ern. Da muss etwas Neues her.“

Unstrukturierte Daten verarbeiten

Mittlerweile umfasst das Team des Jungunternehmens – inklusive der ingesamt 6 Gründer – 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Parmakovic beschreibt die Software von Digicust als Schnittstelle zwischen dem Zolldeklaranten und seiner Zollsoftware und sieht sein Start-up im Vergleich zur Konkurrenz einen entscheidenden Schritt voraus: „Klar, mit Zollsoftwareanbietern kann man auch Zollanmeldungen ausfüllen – aber nur mit strukturierten Daten“, erklärt Parmakovic. „Wir können hingegen auch mit unstrukturierten Daten arbeiten und haben beispielsweise komplett integrierte Systeme in AEB, DBH, Dakosy und LDV, die sich gegenseitig unterstützen. Das ist der Hauptpunkt, der uns momentan von Konkurrenten unterscheidet, die wir als Partner bezeichnen.“

Vision: Hyperautomatisierung

Bei Investoren stößt die Softwarelösung des Jungunternehmens bereits auf großes Interesse: Erst kürzlich hat Digicust den erfolgreichen Abschluss einer Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 200.000 Euro bekanntgegeben.

Das Potenzial der eigens entwickelten Lösung ist für Parmakovic aber noch lange nicht ausgeschöpft: „Unsere Vision ist die Hyperautomatisierung der Zollabwicklung. Das bedeutet, alle Zollprozesse in Form einer digitalen Wertschöpfungskette automatisieren zu können. Daran arbeiten wir, aber es ist noch einiges zu tun.“ Bis zum zweiten Quartal des kommenden Jahres will das Jungunternehmen noch eine weitere Finanzierungsrunde in Höhe von rund 1 Million Euro abgeschlossen haben.

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