Mit dem Eco Hub in die Zukunft

Das Familienunternehmen Kroop & Co. ist Spezialist im Straßengüterverkehr für Osteuropa. Der Einstieg in die Kontraktlogistik hat ihm einen kräftigen Schub gegeben.

Das neue Herz von Kroop: das für 25 Millionen Euro gebaute Eco Hub am südwestlichen Rand von Hamburg. (Foto: Kroop)

Axel Horstmann wirkt gelassen. Zwar macht sich die Wirtschaftskrise auch bei dem Hamburger Unternehmen Kroop & Co. Transport + Logistik bemerkbar, doch dass der Markt im vergangenen Jahr deutlich nach unten gegangen ist, beunruhigt ihn im 50. Jahr des Firmenbestehens nicht. Das ist für ihn, der seit über 25 Jahren in der Firma tätig ist, noch „normales Marktgeschehen“. Das Familienunternehmen habe schon viele Krisen mitgemacht und Schlechtwetterphasen durchgestanden, doch es sei gut und zukunftsfähig aufgestellt, ist er überzeugt. Der vor rund 2 Jahren bezogene neue Unternehmenssitz im Eco Hub in Neu Wulmstorf am südlichen Rand von Hamburg ist ein zentraler Baustein der Zukunftsplanung.

Horstmann, der das 1974 von Vater Hans-Werner gegründete Familienunternehmen gemeinsam mit seinem Bruder Lars leitet, ist ein typischer mittelständischer Spediteur. „Wir sind Dienstleister für Kunden, die vom Stückgut bis zur Komplettladung alles transportieren lassen, aber in keinem Bereich so viel, dass sie einen reinen Spezialisten für ein Geschäftsfeld brauchen“, beschreibt er den Kroop-USP. Diese in der Regel mittelständischen Kunden bräuchten Service und persönliche Ansprache.

Lars (links) und Axel Horstmann steuern das Familienunternehmen Kroop als geschäftsführende Gesellschafter. (Foto: Kroop)

Der Eco Hub, in den die Familie rund 25 Millionen Euro investiert hat, hat dem Unternehmen einen kräftigen Schub gegeben. Die neue Anlage mit ihren vielen nachhaltigen Ansätzen wie einem Gründach in Kombination mit einer Photovoltaikanlage, einer Erdwärmeanlage, der Regenwasserrückhaltung, einer modernen Lichtsteuerung sowie E-Ladestationen „kommt bei unseren Kunden gut an“, berichtet Horstmann. So konnte er Neukunden gewinnen und die Halle mit ihren zurzeit 20.000 Palettenstellplätzen war schneller ausgelastet als geplant. Dabei setzt Kroop hauptsächlich auf Lagerkunden, welche auch die anderen Geschäftsbereiche wie Transport, Containertrucking oder Zollabfertigung befruchten.

Das Ergebnis: Der Umsatz stieg von zuvor 24 Millionen Euro (2020) auf rund 33 Millionen Euro im vergangenen Jahr, die Zahl der Beschäftigten von 75 auf gut 100 – bei einer stabilen EBIT-Marge von rund 5 Prozent. Zu dem Anstieg hat neben dem neuen Terminal auch die im Zuge einer Nachfolgeregelung erfolgte Übernahme eines über Jahrzehnte für Kroop fahrenden Containertruckers beigetragen.

Nachdem Kroog anfangs als reiner Relationsspediteur im Jugoslawien-Verkehr tätig war, gilt das Unternehmen heute als Spezialist für Ost- und Südosteuropa – vom Baltikum bis nach Italien, von der Mongolei oder sogar auch China nach Europa ist das Unternehmen inzwischen breit aufgestellt. „Wir fahren schon seit Jahrzehnten in Märkte, in die lange keiner fahren wollte“, betont Horstmann. Weitere zentrale Geschäftsfelder sind nationale Verkehre, Lagerlogistik und Containertrucking rund um Hamburg.

Breite Kundenbasis

95 Prozent der jährlich etwa 1.000 Auftraggeber stammen dabei aus Hamburg und der etwas weiteren Umgebung. Dabei legt Horstmann Wert auf eine gute Mischung, um das Risiko zu streuen: Vom kleinen Speditionsbeilader, über größere Beilader bis hin zu Konzernen ist alles dabei. Das Verhältnis von Speditions- zu Industrie-/Handelskunden beziffert er auf 50:50. „Wir haben aber kaum Kunden, die mehr als 1 bis 2 Prozent Umsatzanteil haben.“

1.000 Auftraggeber hat Kroop jährlich – 95 Prozent stammen aus der norddeutschen Region.

(Quelle: Kroop & Co.)

Das internationale Geschäftsmodell umfasst regelmäßige Abfahrten von Neu Wulmstorf. Kroog arbeitet nicht nach Fahrplan, sondern Strecken und Abfahrtszeiten werden mehrmals wöchentlich flexibel entsprechend dem Transportbedarf zusammengestellt. „Die Autos, die rausfahren, sind alle Unikate“, beschreibt Horstmann. Häufig werden Teilladungen mit Stückgut kombiniert, die Zielorte flexibel je nach Ladungsbestimmung gewählt. „Wir fahren dann direkt in die Märkte – ohne Zwischenstationen, ohne Hub.“ Das mache die Touren verlässlich mit planbaren und schnellen Laufzeiten. Tägliche Linien indes wären nach seiner Einschätzung durch das notwendige Anlaufen von Hubs und mehrmalige Umschläge langsamer. Den Nachlauf vor Ort erledigt Kroog mit Hilfe von regionalen Speditionspartnern. Das Auslastungsrisiko der für die Hauptläufe gecharterten Lkw liegt dabei komplett bei Kroog.

Unternehmer aus dem Zielland

Bei den Hauptläufen wird fast zu 100 Prozent mit Dienstleistern aus dem jeweiligen Zielland zusammengearbeitet. „Deutsche Unternehmer fahren so gut wie gar nicht mehr auf diesen Routen.“ Dabei setzt Horstmann auf einen festen Kreis von etwa 200 Partnern. „Anders sind die Vorgaben, die wir hinsichtlich Compliance und zahlreicher Vorschriften erfüllen müssen, kaum einzuhalten“, erklärt er und verweist auf den enormen bürokratischen Aufwand, der mit der Einbindung neuer Transportdienstleister verbunden ist. Der eigene Fuhrpark von etwa 25 Lkw ist überwiegend innerdeutsch unterwegs, vor allen im Vor- und Nachlauf für die europäischen Verkehre, aber auch im Teilladungsgeschäft.

Doch lohnt sich speziell das Osteuropa-Geschäft angesichts des scharfen Wettbewerbs überhaupt? „Grundsätzlich machen wir keine Touren, bei denen wir Geld mitbringen“, betont der Unternehmer. Dabei sei es die Mischung aus Sammelgut und Teilladung, die einen Transport dann wirtschaftlich interessant macht. Rund ein Viertel seines Geschäfts basiert auf Ein- oder Zweijahresverträgen mit festen Rahmenbedingungen, „auch wenn hier und da nachverhandelt werden muss“. Der Rest ist Spotgeschäft mit bestehenden Kunden. Letztlich entscheide gerade beim Einkauf von Laderaum die genaue Marktkenntnis über den wirtschaftlichen Erfolg – „das ist unsere tägliche Herausforderung“.

Und wie sieht Horstmann die Diskussion um niedrige Preise und faire Arbeitsbedingungen im internationalen Verkehr? „Bei manchen Preisen, die auf dem Markt geboten werden, weiß ich nicht, wie das innerhalb der Vorschriften möglich ist“, wundert er sich. Er selbst zahle seinen Frachtführern deutlich mehr als die Kilometerpreise, die teilweise in Frachtenbörsen angeboten werden. Dabei sei aber auch zu berücksichtigen, dass „Fuhrunternehmer ihr Geld im Rundlauf verdienen müssen“, relativiert er die in den sozialen Medien häufig geäußerte Kritik an sehr niedrigen Einzelfrachten. Von Vorteil sei beim Einkauf das langjährige, persönliche Verhältnis zu vielen Fahrern und kleinen Fuhrunternehmen.

Hamburger Hafen macht Sorgen

Etwas Sorgen bereitet ihm dann doch der Zustand des Hamburger Hafens. Da seien in der Vergangenheit viele Fehler gemacht worden – in der Tarifpolitik beispielsweise, bei der Preisgestaltung und der Zuverlässigkeit. „Wenn die Reeder Dienste abziehen, dann geht das zulasten der Landseite, und uns geht Ladung und Arbeit verloren.“

Auch wenn gerade in den vergangenen Monaten wieder viele negative Äußerungen über die Zukunft des Transportgewerbes kursierten, „es macht immer noch Spaß“, betont Horstmann, der viele Jahre auch selbst im Tagesgeschäft disponiert hat. Auch für die nächste, dann dritte Horstmann-Generation, die aus acht jungen Menschen besteht, sieht er Perspektiven. Mit dem neuen Eco Hub und einem vollständig in Familienbesitz befindlichen Unternehmen mit einer funktionierenden Mischung aus mehreren Geschäftsfeldern „können wir ihr ein durchaus attraktives Paket bieten“, ist er überzeugt.

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