Neue Studie: Transport- und Logistikunternehmen spüren Klimarisiken zunehmend
Für die Studie „Klimarisiken und Folgeschäden des Klimawandels 2024“ haben KPMG und BVL über 90 Entscheiderinnen und Entscheider aus der deutschen Transport- und Logistikwirtschaft befragt. Untersucht wurde, wie die Branche Klimarisiken und die Folgen des Klimawandels in ihrem Risikomanagementsystem berücksichtigt und welche Maßnahmen ergriffen werden, um den eigenen Einfluss auf den Klimawandel zu reduzieren.
Die Studie zeigt, dass die Branche trotz ihrer hohen Verwundbarkeit durch klimabedingte Risiken wie Überschwemmungen oder Stürme Optimierungsbedarf im Risikomanagement hat. Die Mehrheit der befragten Unternehmen berücksichtigt Klimarisiken und Folgeschäden des Klimawandels nicht ganzheitlich im eigenen Risikomanagementsystem: Nur 37 Prozent berücksichtigen beispielsweise die gestiegenen regulatorischen Implikationen und ESG-Anforderungen vollständig. Weitere für das Risikomanagement relevante Themen werden noch seltener vollständig in den Systemen abgebildet.
75 Prozent der befragten Unternehmen nehmen Klimarisiken vor dem Hintergrund einer verstärkten Regulierung und verschärfter Anforderungen entlang von ESG-Aspekten in Deutschland wahr. Die Auswirkungen des Klimawandels und seiner Risiken und Folgen auf das eigene Unternehmen und Geschäftsmodell werden stärker wahrgenommen als der Einfluss des eigenen Unternehmens auf den Klimawandel.
Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der befragten Unternehmen haben konkrete CO₂-Reduktionsziele definiert. Jedes fünfte Unternehmen (20 Prozent) hat hingegen keine Ziele festgelegt. Fast jedes zweite Unternehmen (46 Prozent) mit konkreten Reduktionszielen will diese bis 2030 erreicht haben.
Rund zwei Drittel der Unternehmen gaben an, dass in der Transport- und Logistikwirtschaft keine oder eher keine Bereitschaft besteht, für einen CO₂-neutralen Transport mehr zu bezahlen. Noch deutlicher fällt die Einschätzung aus, dafür längere Lieferzeiten oder andere Serviceeinbußen nicht in Kauf zu nehmen.
Klimarisikomanagement als Wettbewerbsvorteil
Viele Unternehmen formulieren einen hohen Anspruch an das eigene Klimamanagement. 41 Prozent geben an, dass ihr Unternehmen klimabezogene Chancen und Risiken aktiv managt und Klimarisikomanagement als Wettbewerbsvorteil betrachtet. 18 Prozent sehen sich zudem als Vorreiter im Bereich Klimarisiken.
Spezifische Maßnahmen zum Umgang mit Klimarisiken werden am häufigsten im Bereich des strategischen Notfall- und Krisenmanagements umgesetzt, gefolgt von Versicherungsschutz und operativen Notfall- und Krisenmaßnahmen. Allerdings haben 23 Prozent der Unternehmen keine Pläne für ein operatives Notfall- und Krisenmanagement. 40 Prozent der befragten Unternehmen berücksichtigen die Aspekte Klimarisiken und Klimawandelfolgeschäden im Beschaffungs- und Angebotsprozess nicht oder machen hierzu keine Angaben.
Auch wenn Optimierungsbedarf beim Risikomanagement besteht, sind die Unternehmen keineswegs untätig. Ein Großteil hat Maßnahmen zur Reduzierung von Folgeschäden wie Notfall- und Krisenpläne, Versicherungen oder infrastrukturelle Anpassungen eingeleitet. So investieren 52 Prozent in mehr Personal, um regulatorische Vorgaben und beschlossene Dekarbonisierungsstrategien umzusetzen. Fast jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) ist bereit, 10 Prozent seines Jahresumsatzes für Investitionen in die grüne Transformation auszugeben. Weitere Top-Investitionsziele sind Bestandsimmobilien (69 Prozent), die Modernisierung des Fuhrparks (67 Prozent) und die Digitalisierung (64 Prozent). BVL-Geschäftsführer Christoph Meyer: „Es ist ein gutes Zeichen, dass Klimarisiken bei Nachhaltigkeitsinvestments bereits eine Rolle spielen. Die Studie zeigt, dass die Branche gezielt in Bereiche investiert, die ein großes Potenzial zur CO₂-Reduktion bieten.“