„Die Veränderungen kommen schrittweise“

Der Straßengüterverkehr gilt als einer der größten CO2-Verursacher und alternative Antriebe gewinnen zunehmend an Bedeutung. Haben Fuhrunternehmen mit konventionellen Antrieben noch eine Zukunft auf dem Markt? Der DVZ-Thesencheck mit Jürgen Bauer, Mitglied der Geschäftsleitung von Gebrüder Weiss.

Der Thesencheck mit Jürgen Bauer, Mitglied der Geschäftsleitung von Gebrüder Weiss. (Foto: Gebrüder Weiss)

Der Straßengüterverkehr gilt als einer der größten CO2-Verursacher und alternative Antriebe gewinnen zunehmend an Bedeutung. Haben Fuhrunternehmen mit konventionellen Antrieben noch eine Zukunft auf dem Markt? Der DVZ-Thesencheck mit Jürgen Bauer, Mitglied der Geschäftsleitung von Gebrüder Weiss.

These: Wer sich heute nicht darauf einlässt, alternative Antriebe in seinem Fuhrpark auszuprobieren, wird in spätestens fünf Jahren keine Zukunft als Fuhrunternehmer mehr haben.

Falsch. Die Struktur des Straßengütertransportmarktes gibt es nicht her, dass aktuell jedes Fuhrunternehmen alternative Antriebe ausprobieren kann. Damit meine ich vor allem kleinere Fuhrunternehmer, die sich die maximale Flexibilität für unterschiedliche Kundenaufträge – vor allem im Spotmarkt-Geschäft – erhalten müssen. Zudem gibt es noch nicht ausreichend Fahrzeuge mit alternativen Antrieben, die hinsichtlich Wirtschaftlichkeit, Reichweite, Serienreife und zudem zu wettbewerbsfähigen Preisen zur Verfügung.

Dennoch ist es absolut richtig, wenn man sich – wie wir bei Gebrüder Weiss – klar zu ressourcenschonender Logistik und Nachhaltigkeit bekennt und bereit ist, einen Beitrag für eine lebenswerte Zukunft zu leisten. Eine solche Zukunft kann es nur geben, wenn es gelingt, den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid kontinuierlich und rasch zu senken. Wir zum Beispiel verfolgen das Ziel, unseren CO2-Ausstoß jährlich um zehn Prozent zu reduzieren und bis 2030 CO2-neutral zu sein. Dafür investieren wir in Photovoltaik-Anlagen auf Logistikterminals, einen eigenen Windpark, in Schienentransport-Lösungen und unterstützen nachhaltige Mitarbeitermobilität. Da der Großteil der CO2-Emissionen in der Logistikbranche aber immer noch beim Transport selbst entsteht, besteht hier der größte Hebel. Aktuell ist die Effizienz des Diesel-Lkw der Schadstoffklasse Euro VI im Hinblick auf das Verhältnis CO2-Ausstoß zu Leistung unübertroffen und liegt um ein Vielfaches über der Effizienz eines Pkw.

Aufgrund der Endlichkeit fossiler Brennstoffe und der weiterhin vorhandenen C02-haltigen Emissionen kann dieser Weg mit abgasärmeren Diesel-Lkw auf Sicht aber nur eine Zwischenlösung sein. Deshalb testen wir gezielt verschiedene alternative Antriebe im Praxisalltag. Dazu gehören bereits mehrere Gas-Lkw sowie vollelektrisch angetriebene Motorwagen – und erst vor kurzem ist ein Wasserstoff-Lkw in der Schweiz hinzugekommen, der mit „grünem Wasserstoff“ aus nachhaltiger Produktion betankt wird.

Für uns als Logistiker ist es allerdings einfacher, konkrete Projekte auf Basis planbarer Prozesse umzusetzen, als dies für reine Fuhrunternehmen der Fall ist. Bei all diesen Bemühungen muss man auch realistisch bleiben: Die Kosten und die Reichweite der aktuell verfügbaren Lkw mit alternativen Antrieben, die Infrastruktur für das Tanken beziehungsweise Laden sind Aspekte, die eher schrittweise Veränderungen erwarten lassen. Künftige Technologiesprünge, die heute noch nicht absehbar sind, könnten dies aber beschleunigen. Auf jeden Fall muss die Politik hier wesentlich unterstützen, indem sie die geeigneten Rahmenbedingungen und finanziellen Anreize schafft.

Wir werden diese Veränderungsprozesse auf jeden Fall gemeinsam mit Herstellern und Kunden vorantreiben. Denn vor allem bei größeren internationalen Verladern entsteht eine wachsende Nachfrage nach klimaschonenden Transportlösungen und wir sehen es als Wettbewerbsvorteil, diese jetzt schon im Portfolio zu haben – und nicht erst in fünf Jahren. (ben)

Jürgen Bauer ist nicht nur ein erfahrener Logistikexperte, der gebürtige Niederösterreicher ist auch begeisterter Regatta-Segler sowie Liebhaber moderner Kunst und interessiert sich besonders für digitale Technologien.

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