Einkäufer: Industrie schwächelt – Lieferengpässe lassen nach

Die Einkaufsmanagerindizes (EMI) für die Industrie in Deutschland und der Eurozone verharren im August knapp unter der Wachstumsschwelle. Die Produktion ist rückläufig, die Bestände steigen rasant, während sich die Liefersituation anscheinend etwas entspannt.

Foto: iStock

Die Einkaufsmanagerindizes (EMI) für die Industrie in Deutschland und der Eurozone waren im Juli erstmals seit über zwei Jahren unter die Marke von 50 Punkten gesunken. Und auch im August bleiben sie unter der Wachstumsschwelle, wie aus den Vorabauswertungen der monatlichen Rückmeldungen hervorgeht. Demnach stieg der Industrie-EMI für Deutschland gegenüber dem Vormonat geringfügig um 0,5 Punkte auf 49,8 Zähler. Für die Eurozone ergibt sich den vorläufigen Daten zufolge mit 49,7 Indexpunkten (Juli: 49,8) ein 26-Monatstief.

In der Eurozone sei die Produktion zum dritten Mal hintereinander kräftig zurückgefahren, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Dienstag mitteilte. Vor allem bei den Schwergewichten Deutschland und Frankreich ist von einer rückläufigen Industrieproduktion die Rede. Besonders drastische Produktionsrückgänge vermeldeten den Umfragen in der Eurozone zufolge alle Grundstoffkategorien sowie der Automobilsektor.

Rekordanstieg der Warenbestände

Der Auftragsrückgang sei insgesamt stark ausgefallen. Die deutschen Hersteller mussten sogar die höchsten Einbußen seit über zwei Jahren hinnehmen, wie es heißt. Die gut gefüllten Lagerbestände auf Kundenseite trugen laut Industrieunternehmen mit dazu bei, dass Neuaufträge storniert oder verschoben wurden. Folglich legten sowohl die Bestände an Vormaterialien als auch an Fertigwaren mit annähernden Rekordraten zu, obwohl die Branchenakteure die Einkaufsmenge an Materialien und Komponenten abermals reduzierten.

Aufgrund von Schwierigkeiten beim Absatz von Industrie-Erzeugnissen nahmen die Bestände an Fertigwaren in der Eurozone im August so rasant zu wie nie zuvor seit Umfragebeginn vor 25 Jahren. Der entsprechende Index verzeichnete laut S&P das zweite Allzeithoch in Folge. „Dieser Überhang an Lagerbeständen lässt wenig Aussicht auf eine baldige Steigerung der Industrieproduktion erwarten“, sagt S&P-Experte Andrew Harker.

Der Preisdruck habe etwas nachgelassen. Gleichzeitig entspannte sich die Liefersituation bei den Herstellern in der Eurozone. So verlängerten sich – auch in Deutschland – die Lieferzeiten im August im geringsten Ausmaß seit Oktober 2020. Die Beschaffungsprobleme bleiben den Experten zufolge historisch gesehen aber weiterhin groß.

Wegen der Verbilligung einiger Materialien und weiter zurückgehender Lieferengpässe fiel der Kostenanstieg in der deutschen Industrie deutlich niedriger aus als während der Rekordmonate im vergangenen Jahr, wie es in der Auswertung weiter heißt. „Da die Gefahr einer Energiekrise jedoch nach wie vor groß ist, bleiben die Aussichten von Unsicherheit geprägt“, sagt S&P-Experte Phil Smith.

Die vorläufigen Ergebnisse basieren auf etwa 85 Prozent der monatlichen Rückmeldungen und liefern laut S&P eine frühzeitige Schätzung der endgültigen EMIs. Die finalen Daten zur Industrie werden am 1. September veröffentlicht. (cs)

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