Truck Insider: „Auf Achse“ mit dem Mercedes 1632 LS

Für viele LKW-Fahrer ist ihr Job ein Beruf, den sie trotz aller Widrigkeiten mit Engagement und auch Freude ausüben. Und dann gibt es Enthusiasten wie Michael Kluck, der seinen Beruf sogar zum Hobby gemacht hat. Der Truck Insider hat ihn und seinen Mercedes 1632 LS, Baujahr 1977, getroffen.

Für viele LKW-Fahrer ist ihr Job nicht nur ein einfacher Broterwerb, sondern ein Beruf, den sie trotz aller Widrigkeiten mit Engagement und auch Freude ausüben. Und dann gibt es echte LKW-Enthusiasten wie Michael Kluck, der seinen Beruf sogar zum Hobby gemacht hat. Wir haben Michael in Bockenem an der A7 getroffen und er brachte ein echtes Schätzchen mit: einen Mercedes 1632 LS, Baujahr 1977 in Top-Zustand.

Und jetzt dürfte es bei so manchem gestandenen LKW-Crack klingeln. Entweder man hat seinen Lappen auf dieser Sattelzugmaschine gemacht oder aber der blaulackierte LS weckt Erinnerungen an die Haudegen Franz Meersdonk und Günther Willers aus der TV-Serie „Auf Achse“, die in der sechsten Folge auf den damals aktuellen Mercedes umgestiegen sind.

Allein der erste Blick in die Kabine zeigt, dass Michael seinen Truck nicht nur technisch in Schuss hält. Viele kleine liebevolle Details zeigen, dass der LKW-Fan die Erinnerung an eine Zeit lebendig halten will, in der der Beruf attraktiv, spannend und auch ein gutes Stück abenteuerlicher war als heute. Als das findet sich in der im Vergleich zu heutigen LKW schlichten, aber urgemütlichen Kabine.

Und wie sieht es mit den Leistungsdaten aus? Herzstück des 1632 LS ist ein 15,8 l großer V10-Diesel der 320 PS bringt.

Der rote Drehzahlbereich beginnt bei 2400 – 2500 Umdrehungen und endet bei 3000 Umdrehungen.

Und mit einem durchschnittlichen Verbrauch von um die 38 Liter auf 100 Kilometer genehmigt sich der Oldtimer doch einen guten Schluck mehr als moderne LKW.

Zudem braucht der LS auch einiges an Pflege:  Alle 15.000 Kilometer muss die Maschine gewartet werden und alle 30.000 km müssen Getriebe und Hinterachsübersetzung geprüft werden – also bei jedem zweiten Ölwechsel.

Dann geht es auf die Piste und Michael erzählt, während er souverän seine Maschine bedient.

Ich bin in einer Firma aufgewachsen. Meine Tante hat einen Betrieb gehabt mit LKW. Da bin ich lieber hingegangen als in den Kindergarten. Ich wollte immer mit meinem Vater mit in den LKW: Mitfahren, Schrauben, Rumspielen mit einem Stapler. Und da haben wir auch diese Autos gehabt. Ich bin früher mit gefahren und quasi mit den Autos großgeworden. Das war damals immer mein Traum: Ich wollte später mal so ein Auto fahren oder vielleicht auch selber mal besitzen.

Mit 21 habe ich meinen Führerschein gemacht. Da waren diese Autos aber schon so langsam aus der Mode. Mein erstes Auto war ein 2233er Mercedes mit Großraumfahrerhaus, da musste ich halt so ein Auto nehmen, obwohl ich lieber so einen wollte. Und dann war der Gedanke: Irgendwann kaufst du dir mal so ein Auto. Und dann habe ich den durch Zufall hier gefunden und gedacht: Wenn nicht jetzt, dann nie. Dann habe ich den gekauft, ein bisschen neu lackiert, ein bisschen was dran gemacht. Und dann bin ich mit dem richtig auf Tour gegangen. Das Auto hat sein Geld verdient.

Und wie ist es vom Fahrerischen her? Ist das eine echte Herausforderung als Kraftfahrer so einen Wagen zu bewegen?

Im Gegensatz zu den heutigen modernen Autos sag ich mal: Ja! Das weißt du selber: Wenn du dir ein modernes Auto ankuckst, die machen von alleine oder viel von alleine. Die haben Automatik, die haben Retarder, die haben Tempomat, die haben ich weiß nicht was. Und hier musst du schon ein bisschen überlegen, was machst du, wann musst du runterschalten, welcher Berg kommt jetzt, wann musst du das Gas wegnehmen, weil: kein Retarder. Frühzeitig runterschalten, Motorbremse, abbremsen. Früher war ja die Faustformel: In dem Gang, in dem ich den Berg hochfahre, fahre ich auch bergrunter. Und so muss man so ein Auto eben fahren und da muss man schon mal die Strecke kennen oder  gefahren sein, damit man die Berge kennt, damit man weiß, bei welchem Gewicht muss ich Gas wegnehmen, wann muss ich zurück schalten, wann muss ich dies, wann muss ich das machen. Da muss man eben schon ein bisschen nachdenken

Die neuen LKW gehen immer sparsamer mit dem Diesel um. Ist Dein LKW so viel schlechter im Verbrauch?

Ich sag mal: Er ist so viel schlechter nicht. Die ganze Sache steht – wie überall – mit dem Fahrer. Man kann das Auto – ich bin ja international gefahren – mit 38 l fahren, 35 bis 38 Liter. Da waren auch mal Ausreißer mit 40, 42 Litern. Da habe ich dann mit 45 Tonnen Gesamtgewicht – darf ich jetzt nicht sagen,  ist aber eh verjährt – über Frankreich raus, da hat er sich auch mal 41, 42 Liter genommen. Aber ansonsten: Im Schnitt 38, innerdeutsch bin ich auch mit 35 gefahren.

Und wie fährt man den 1632 LS am sparsamsten?

In den Bergen runterkommen lassen bis 1000 Umdrehungen, 800 Umdrehungen, dann zieht der immer noch. Und das sind eben die Sachen, die Sprit sparen. Man ist dann vielleicht 2,3 Kilometer langsamer. Aber ich sag mal: Im Endeffekt, wenn ich an der Tankstelle stehe und die Brieftasche aufmache, dann bleibt doch noch eine Menge drin.

Dein LS hat 320 PS. Das ist vielleicht ein bisschen wenig, wenn du über die Alpen nach Italien fährst 

Ich sag mal, die Berge, gut ist ein bisschen langsam. Der hat nur das normale Achtgang-Getriebe ohne Split. Ist jetzt auch nicht so toll. Dann ist er halt ein bisschen langsamer, aber das macht sich nicht so stark bemerkbar. Man kann immer noch im Verkehr mitschwimmen.

Und das ist wichtig, denn Michael möchte nicht zum Hindernis für die Kollegen werden, denen der Zeitdruck im Nacken sitzt. 

Und wo trifft man Michael und sein Schmuckstück? Der sympathische LKW-Enthusiast nimmt regelmäßig an Oldtimertreffen teil. Wer öfter auf der A7 unterwegs ist, dürfte den blauen Mercedes vielleicht schon mal gesehen haben. Und Kluck strahlt über das ganze Gesicht, als er erzählt, wie häufig ihn entgegenkommende Kollegen mit der Lichthupe grüßen. Ein echter LKW-Enthusiast eben.  

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