Warnstreik legt Häfen weitgehend lahm

Vor knapp drei Wochen hatte ein 24-stündiger Warnstreik der Hafenarbeiter die Abfertigung von Container- und Frachtschiffen in Deutschlands großen Nordseehäfen weitgehend lahmgelegt. Eine achtstündige Konferenzschaltung zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern führte zu keiner Einigung. Seit heute früh wird wieder gestreikt – diesmal für 48 Stunden.

In den deutschen Häfen wird zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen gestreikt. Auch in der kurzfristig anberaumten siebten Verhandlungsrunde am Mittwochnachmittag konnte nach Angaben der Arbeitgeberseite kein Durchbruch erzielt werden. In Hamburg, Bremerhaven, Bremen, Emden, Wilhelmshaven und Brake dürften deshalb bis voraussichtlich Samstagmorgen, 6 Uhr, kaum Schiffe abgefertigt werden.

Die Hafenarbeiter hatten bereits im Juni zweimal die Abfertigung von Schiffen lahmgelegt, zuletzt am 23. Juni für 24 Stunden. Rund 12.000 Menschen arbeiten in den 58 tarifgebundenen Unternehmen in Hamburg, Niedersachsen und Bremen.

Nachgebessertes Angebot abgelehnt

Vor einer Woche war die sechste Verhandlungsrunde zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) ergebnislos zu Ende gegangen. Die Arbeitgeber hatten ihr Angebot noch einmal nachgebessert. Sie bieten bis zu 12,5 Prozent, verteilt auf zwei Jahre. Verdi fordert mindestens einen Inflationsausgleich, und das für alle Beschäftigten. Außerdem soll nach einem Jahr neu verhandelt werden.

„Wir brauchen einen echten Inflationsausgleich, um die Beschäftigten in allen Betrieben nicht mit den Folgen der galoppierenden Preissteigerung allein zu lassen“, hatte Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth damals das Nein der Verdi-Tarifkommission zum Angebot der Arbeitgeber begründet. Die Arbeitgeber argumentierten, mehr könnten sie sich nicht leisten, ohne den Fortbestand von Unternehmen zu gefährden. Die erneute Eskalation im Tarifkonflikt führt dazu, dass sich immer mehr Schiffe vor den Häfen stauen.

Arbeitgeber am Limit

Der Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler nannte die Ankündigung von weiteren Streiks in vielen deutschen Häfen verantwortungslos. „Schon jetzt warten die Schiffe vor Bremen, Bremerhaven und Hamburg zwischen sieben bis 14 Tage auf einen Liegeplatz und die Lade- wie Löschoperationen laufen äußerst schleppend. Jede zusätzliche Verzögerung wird daher zu einer weiteren Belastung für die Lieferketten in Deutschland und noch für Wochen, vor allem in den Unternehmen im Hinterland, spürbar sein“, sagte der Geschäftsführer des Verbandes, Alexander Geisler. Hafenarbeiter in den anderen Häfen würden sich bereits freuen. „Denn während in Bremerhaven gestreikt wird, wandert RoRo-Ladung unwiederbringlich nach Zeebrügge oder Koper ab.“

HPA: Züge werden zurückgehalten

Der Hamburger Hafenbetreiber HPA hatte bereits am Mittwoch darüber informiert, dass Züge mit Ziel Hamburger Hafen deutschlandweit von der DB Netz AG zurückgehalten würden. Nach Ende der Warnstreiks sei weiter mit Beeinträchtigungen im Betriebsablauf zu rechnen. (dpa/ben/la/kl)

Ihr Feedback
Teilen
Drucken

Sie sind noch kein Abonnent?

Testen Sie DVZ oder DVZ-Brief 4 Wochen im Probeabo und überzeugen Sie sich von unserem umfassenden Informationsangebot.

  • Online Zugang
  • Täglicher Newsletter
  • Wöchentliches E-paper

 

Zum Probeabo

Jetzt DVZ oder DVZ-Brief 4 Wochen kostenlos testen

Sie sind noch kein Abonnent?

Testen Sie DVZ oder DVZ-Brief 4 Wochen im Probeabo und überzeugen Sie sich von unserem umfassenden Informationsangebot.

  • Online Zugang
  • Täglicher Newsletter
  • Wöchentliches E-paper

 

Zum Probeabo

Jetzt DVZ oder DVZ-Brief 4 Wochen kostenlos testen

Nach oben