Wegen des durch die chinesische Covid-Politik ausgelösten massiven Schiffsstaus vor Shanghai erwartet der EU-Verband der privaten Hafenoperateure FEPORT in acht bis zwölf Wochen große Probleme auch in europäischen Häfen. Alle Beteiligten in den Lieferketten müssten sich zusammensetzen und Notfallpläne ausarbeiten, forderte Generalsekretärin Lamia Kerdjoudj-Belkaid.
„Wir müssen dringend die Konsequenzen voraussehen und uns organisieren. Vertreter von Schiffsgesellschaften, Hafenbetreibern, Hafenterminals, Verladern, Spediteuren, Lotsen, Schlepper-Betreibern, Binnenlandoperateuren, Schienen- und Straßengüterverkehrsunternehmen sollten sich sehr bald unter Leitung der EU-Kommission zusammensetzen und besprechen, wie durch individuelle und kollektive Vorbereitung ein Alptraum für die Logistik und die Lieferketten in der EU verhindert werden kann“, sagte Kerdjoudj-Belkaid. „Ansonsten werden Verbraucher und Unternehmen in der EU dafür bestraft.“
Es sei relativ klar, dass es „enorme“ Auswirkungen auf EU-Häfen und Terminals haben werde, wenn viele der derzeit vor Shanghai festhängenden Schiffe sich auf einmal auf den Weg nach Europa machten. Die europäischen Seehäfen und ihre Beschäftigten könnten den dadurch entstehenden Verkehrsdruck nicht erneut alleine „abpuffern“, sagte Kerdjoudj-Belkaid. Sie wies auf die starken Belastungen hin, die bereits durch die Covid-Pandemie, die Havarie der „Ever Given“, die in vielen Weltregionen gestörten Lieferketten, die geringe Zuverlässigkeit der Schiffsfahrpläne und die Folgen der gegen Russland verhängten Sanktionen entstanden seien.
Die zunehmend angespannte Lage ist auch im Hamburger Hafen zu spüren. Der Hamburger Hafenlogistiker HHLA hatte zuletzt berichtet, dass derzeit zehn Schiffe vor Helgoland warten müssten, bis ein Platz im Hafen frei werde. Das könne von ein paar Tagen bis zu einigen Wochen dauern. (fh)