Suezkanal-Update: Hafenkapitän erwartet keinen Schiffsstau in Hamburg

Die aufgelöste Suezkanal-Blockade beschäftigt Hapag-Lloyd immer noch. Die Suezkanalbehörde will Streit um Schadenersatz ohne Gerichte lösen. Der maritime Koordinator fordert Investitionen in maritime Sicherheit. Der News-Überblick.

Die „Ever Given“ blockierte seit Dienstag den Suezkanal, eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. Das 400 Meter lange Containerschiff war wegen eines Sandsturms auf Grund gelaufen. Montagnachmittag wurde der Kanal wieder für die globale Schifffahrt freigegeben. Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.

Suezkanal News-Update vom 10. bis 11. April

  • Hamburgs Hafenkapitän Jörg Pollmann sieht nach der Blockade des Suezkanals zwar viel Schiffsverkehr auf die Hansestadt zukommen, rechnet aber keineswegs mit Staus vor Europas drittgrößtem Hafen. „Ab der nächsten Woche erwarten wir, dass die Hütte voll wird“, sagte Pollmann der Deutschen Presse-Agentur. Die Zahl der Liegeplätze sei natürlich begrenzt. „Aber nach allen Informationen für die nächsten zehn Tage ist dennoch von einem normalen Ablauf auszugehen.“ Möglicherweise müsse das eine Schiff etwas verzögert, das andere etwas beschleunigt werden. „Doch das ist normal. Ein Stau im Hamburger Hafen ist im Moment aber nicht absehbar.“

  • Im Streit um Schadenersatz nach der tagelangen Blockade des Suezkanals bemühen sich die Verantwortlichen um eine mögliche Einigung ohne Gerichtsverfahren. Dafür würden derzeit die Verluste durch den Unfall des Containerschiffs „Ever Given“ errechnet, sagte Usama Rabi, Vorsitzender der Kanalbehörde, am späten Samstagabend im ägyptischen Fernsehsender „ON“. Anhand dieser Berechnungen solle eine finanzielle Einigung mit den Eigentümern des Schiffs ausgehandelt werden. „Wir wollen unser Recht“, sagte Rabi.

  • Die vor rund eineinhalb Wochen aufgelöste Blockade des Suezkanals wirbelt den Fahrplan der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd weiter durcheinander. „Obwohl die Blockade relativ schnell aufgelöst worden ist, sind wir noch nicht zurück im Normalbetrieb“, sagte Vorstandschef Rolf Habben Jansen. Während der Blockade hätte auch nicht viel gefehlt und Hapag-Lloyd hätte seine Schiffe auf den Umweg um Afrika geschickt. „Ich denke, wir waren 24 bis 48 Stunden von dieser Entscheidung entfernt“, sagte Habben Jansen. So hätten jedoch nur sechs Allianz-Schiffe den Weg um das Kap der Guten Hoffnung eingeschlagen.

  • Der maritime Koordinator der Bundesregierung, Norbert Brackmann, hat angesichts der Corona-Pandemie und der jüngsten Blockade des Suezkanals mehr Investitionen in die maritime Sicherheit gefordert. „Nach wie vor findet die maritime Sicherheit hierzulande in meinen Augen zu wenig Beachtung“, sagte der CDU-Politiker bei einer Online-Veranstaltung des Deutschen Maritimen Zentrums in Hamburg.

Suezkanal News-Update vom 2. bis 5. April

  • Die Reederei Evergreen Marine hat die "Havarie Grosse" erklärt: Bei diesem bis in die Antike zurückgehenden Instrument des Seerechts werden die Kosten zur Rettung eines Schiffs auf alle Parteien umgelegt, die ein wirtschaftliches Interesse an ihm haben. Im Wesentlichen sind das die Eigentümer von Schiff und Ladung - und ihre Versicherer. Ansprüche Dritter sind hier ausgenommen. In der Praxis bedeutet das: Firmen wie Ikea, die Container an Bord der „Ever Given“ haben, erhalten ihre Waren erst, wenn sie einen Teil des Wertes als Sicherheit für eine mögliche Beteiligung am Gesamtschaden hinterlegt haben.

  • Der Stau von Schiffen am Suezkanal in Ägypten hat sich fünf Tage nach Ende der Blockade aufgelöst. Die letzten 60 von etwa 420 Schiffen, die seit dem Unfall des Frachters „Ever Given“ auf Durchfahrt gewartet hatten, hätten den Kanal in beiden Richtungen passiert, teilte die Kanalbehörde am Samstag mit. Der Vorsitzende der Kanalbehörde, Usama Rabi, sprach in einer Mitteilung von einer „Rekordzeit“, in der die große Zahl an Durchfahrten gelungen sei. Die Verantwortlichen hätten ihre Arbeit „keine Sekunde“ ruhen lassen, um die Fahrten aller wartenden Schiffe abzuwickeln.

  • Wegen der Auseinandersetzung um Schadenersatz könnte sich die Weiterfahrt der „Ever Given“ am Suezkanal noch längere Zeit hinziehen. Die Kanalbehörde fordert wegen der tagelangen Blockade Schadenersatz in Höhe von einer Milliarde Dollar und will die Weiterfahrt erst bei einer Einigung erlauben. „Wir haben viel Mühe und Arbeit in die Rettung des Schiffs gesteckt. Wir haben täglich Einnahmen verloren. Uns steht eine Entschädigung zu“, sagte Usama Rabi, Vorsitzender der Kanalbehörde der staatlichen Nachrichtenseite Al-Ahram zufolge. Derzeit liegt die „Ever Given“ im Großen Bittersee zwischen dem nördlichen und südlichen Teil des Suezkanals. Bei ihrer Forderung bezieht sich die Behörde unter anderem auf Verlusten in Höhe von 14 bis 15 Millionen Dollar pro Tag sowie die tagelangen Arbeiten mit Baggern und Schleppern zur Freilegung des 400 Meter langen Schiffs. An dessen Bord sei Fracht im Wert von 3,5 Milliarden Dollar, sagte Rabi. „Wir haben das Schiff und ihre Fracht gerettet.“

Suezkanal News-Update vom 1. April

  • Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd geht davon aus, dass all ihre am Suezkanal im Stau stehenden Schiffe noch am Donnerstag ihr Fahrt fortsetzen können. Bei ihnen handele es sich um die „Tokyo Bay“, die „Al Rawdah“ und die „Warnow Master“, teilte die Reederei auf ihrer Homepage mit. Bereits am Mittwoch hatten die „Laila“ und die „Athenian“ den Kanal passiert. Insgesamt waren rund zehn Schiffe der Reederei von der Blockade des Suezkanals durch die „Ever Given“ betroffen.

Suezkanal News-Update vom 31. März

  • Nach dem Ende der Blockade im Suezkanal und vermutlichen Verlusten in Milliardenhöhe haben Ermittlungen zur Unfallursache begonnen. Die Kanalbehörde forderte den Schiffsdatenschreiber des Containerschiffs „Ever Given“ an, das vor gut einer Woche im Kanal auf Grund gelaufen war. Das sagte ein Berater der Behörde der staatliche Nachrichtenseite Al-Ahram zufolge am Dienstagabend. Am Mittwoch sollte die Behörde alle Angaben der „Ever Given“ vor und während des Unfalls erhalten. Der Ermittler wollen unter anderem Unfall- und Wartungsberichte sowie Schiffsanlagen prüfen.

  • Nach dem Ende der Blockade im Suezkanal bemühen sich die Verantwortlichen, einen der größten Schifffahrt-Staus der vergangenen Jahre so schnell wie möglich aufzulösen. Mehr als 160 Schiffe hätten die Wasserstraße seit der Freigabe des Verkehrs am Montag durchfahren, teilte der Kanaldienstanbieter Leth Agencies mit. Etwa 290 warteten am Mittwoch aber noch am nördlichen und südlichen Ende des Kanals. Darunter seien vor allem Massengutfrachter, Containerschiffe und Öltanker. Außerdem wurde am Mittwoch die Ankunft von mehr als 40 zusätzlichen Schiffen erwartet.

  • Zwei Tage nach Ende der Suezkanal-Blockade stehen noch vier Schiffe der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd im Stau. Es handele sich um die „Al Rawdah“, die „New York Express“, die „Warnow Master“ und die „Tokyo Bay“, teilte die Reederei am Mittwoch auf ihrer Homepage mit. Am Dienstag hätten drei Hapag-Lloyd-Schiffe den Suezkanal passiert. Am Mittwoch sollten die „Laila“ und die „Athenian“ folgen. Insgesamt warten nach Angaben der Reederei derzeit noch 355 Schiffe auf eine Kanalpassage. Hapag-Lloyd geht weiter davon aus, dass sich der Stau bis zum Wochenende auflösen wird.

  • Laut Auskunft des Seefahrtechnik-Ingenieurs Evert Lataire war der sogenannte „Bank Effect“ für die Havarie der „Ever Given“ verantwortlich. Lataire ist Leiter der „Maritime Technologie Division“ der Universität Gent in Belgien. Wie der Name besagt, entsteht der „Bank Effect“, wenn ein Schiff sich dem Ufer (englisch „bank“) nähert, erklärte Lataire im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Und besonders stark können die Kräfte des Ufer-Effekts werden, wenn ein großes Schiff wie die „Ever Given“ durch die Wassermassen eines engen Kanals pflügt. Nähert sich das Schiff einem der Ufer, wird auf dieser Seite der Raum für die vom Rumpf verdrängten Wassermassen immer enger. Als Folge strömt das verdrängte Wasser immer schneller zwischen der Seitenwand des Schiffs und der nahen Uferböschung hindurch. Und dadurch wiederum verändert sich der Druck im strömenden Wasser gemäß einem Gesetz, das der Schweizer Physiker Daniel Bernoulli schon 1838 entdeckte und in eine Gleichung, die heute seinen Namen trägt, goss.

  • In Erwartung eines signifikanten Kapazitätsverlustes über mehrere Wochen setzt Maersk die Buchungsmöglichkeit auf Spotbasis und für kurzlaufende Kontrakte für bestimmte Linien für einige Zeit aus.

Suezkanal News-Update vom 30. März

  • Nach der Auflösung der Blockade im Suezkanal erwartet der Rotterdamer Hafen einen Stau von Containerschiffen. Die Kapazität von Europas größtem Hafen werde unter Druck kommen, sagte der Sprecher des Hafens, Leon Willems, am Dienstag in Rotterdam. Man könne die Infrastruktur nicht beliebig erweitern. „Wir müssen mit dem auskommen, was wir haben an Kais, Kränen und Terminals.“ Etwa 60 Schiffe, die bisher wegen der Havarie der Ever Given im Suezkanal festlagen, seien nun unterwegs nach Rotterdam, sagte der Sprecher. Zusätzlich laufe der normale Verkehr weiter. An durchschnittlichen Tagen laufen den Angaben zufolge etwa 80 Seeschiffe den Hafen von Rotterdam an. Willems machte keine Angaben zum Zeitpunkt des erwarteten Ansturms.  Der Hafensprecher verglich die Lage mit einem Stau auf einer französischen Autobahn. „Wenn der aufgelöst ist, dann rollt der Verkehr wieder. Aber bei den Maut-Stationen sitzt wieder alles fest.“ Ein Unsicherheitsfaktor sei, in welcher Zeit die Schiffe ent- und wieder beladen werden können. Der Hafen sei nun im Gespräch mit Unternehmen der gesamten Logistikkette, um einen möglichst schnellen und reibungslosen Ablauf zu ermöglichen. Jeder wurde aufgerufen, für maximale Lagerkapazität zu sorgen. Willems sprach von einer schwierigen Aufgabe.

  • Die Hamburger Hafen-Behörde HPA bereitet sich nach dem Ende der Suezkanal-Blockade auf eine maximale Auslastung an den Kaikanten der Hansestadt vor. „Nach der Wiederaufnahme des Verkehrs im Suezkanal ist zeitlich versetzt von einer Peak bei Anläufen von Großcontainerschiffen auszugehen“, sagte ein Sprecher der Hamburg Port Authority (HPA) am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Um neuerliche Staus - diesmal in Hamburg - zu vermeiden, werde die Nautische Zentrale als Verkehrsleitstelle die Schiffe so disponieren, dass sich eine möglichst hohe Auslastung der Kaibetriebe ergebe.

  • Von der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd stehen am Suezkanal noch sechs Containerschiffe im Stau. Zwei Schiffe, die „Tsingtao Express“ und die „Salahuddin“, hätten ihre Reise inzwischen fortsetzen können, teilte Hapag-Lloyd am Dienstag auf ihrer Homepage mit. Weitere sechs Schiffe anderer Reedereien mit Hapag-Lloyd-Containern an Bord hätten schon zuvor im Rahmen der Partnerschaft den Umweg über das Kap der Guten Hoffnung genommen.

  • Der zu erwartende Andrang von Containerschiffen nach Auflösung der Blockade im Suezkanal wird sich nach Einschätzung des Terminalbetreibers Eurogate nur durch Umverteilung auf verschiedene Häfen auflösen lassen. Wenn alle Schiffe in ihren ursprünglichen Zielhafen wollten, „wird das nicht klappen“, sagte ein Sprecher am Dienstag in Bremen. Die Entscheidung, wohin ihre Schiffe fahren sollen, liege aber bei den Reedereien. Eurogate stehe wie andere Terminalbetreiber bereit, mit seinen Kapazitäten bei der Abfertigung zu helfen. Der Schiffsverkehr in den deutschen Containerhäfen in den kommenden Tagen und Wochen sei in dieser Lage schwer zu prognostizieren, sagte der Sprecher. Zunächst stelle sich die Frage im Mittelmeer. Die dortigen Häfen seien für Containerschiffe aus Asien meist die erste Anlaufstation in Europa. Danach gehe es um die Verteilung der Schiffe im Norden Europas.

  • Nach dem Ende der Suezkanal-Blockade bereitet sich der Hamburger Hafen vorsorglich auf einen Ansturm der zuvor im Stau stehenden Seeschiffe vor. „Wir stellen uns auf eine höhere Auslastung unserer Anlagen ein“, sagte ein Sprecher der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. So werde etwa zur Lagerung von Export-Containern eine zusätzliche Fläche von rund 100 000 Quadratmetern aktiviert. Die HHLA betreibt als größtes Container-Umschlagsunternehmen drei der vier Terminals im Hafen und hat im vergangenen Jahr 6,8 Millionen Standardcontainer (TEU) umgeschlagen. Insgesamt wurden 8,5 Millionen TEU umgeschlagen.

  • Nach tagelanger Blockade durch einen quergestellten Riesenfrachter gibt es im Suezkanal wieder Schiffsbewegung. Bis zum Dienstagmorgen um 6 Uhr mitteleuropäischer Zeit sollen 113 Schiffe ihre Wartepositionen verlassen und den Kanal durchqueren, sagte Osama Rabie, Leiter der Kanalbehörde, am Montagabend nach Medienberichten in Kairo. Die ersten Schiffe hätten bereits am frühen Montagabend Kurs aufgenommen. Nach Rabies Worten werde nunmehr „rund um die Uhr“ daran gearbeitet, den Stau von fast 370 Schiffen, die auf beiden Seiten des Kanals wegen der Blockade auf Reede warteten, auszulösen.

  • „Die Freilegung des Schiffes ist eine sehr erfreuliche Nachricht für die globalen Lieferketten“, sagt Holger Lösch, stellvertretender BDI-Hauptgeschäftsführer. Dennoch seien weitere Verzögerungen zu erwarten: Eine Auflösung des Rückstaus von knapp 400 Schiffen werde nach einer erfolgten Öffnung des Kanals voraussichtlich weitere drei bis sechs Tage dauern, prognostiziert Lösch. Sobald die Durchfahrt des Suezkanals wieder möglich ist, werde sich der Rückstau auf die Häfen verlagern und so zusätzlichen Druck auf die Lieferketten ausüben. Lösch: „Der Druck im Seeverkehr wird weiterbestehen. Es kann nicht mit einer Entspannung der maritimen Lieferketten vor dem dritten Quartal gerechnet werden.“

  • Die knapp einwöchige Blockade des Suezkanals kann für die Versicherungsbranche eine lange Kette teurer Schadenansprüche nach sich ziehen. Nach Einschätzung der Allianz in München sind eine ganze Reihe verschiedener Schadenmeldungen und -ansprüche denkbar, die die Versicherungsbranche treffen könnten. Dazu gehören unter anderem mögliche Ansprüche der Kanalbetreiber und Ansprüche der vielen Schiffe, die tagelang im Kanal festsaßen, schreibt Régis Broudin, der für Seefahrtschadenmeldungen zuständige Manager der Allianz-Tochter AGCS. „Für die AGCS ist derzeit noch nicht abzusehen, ob und in welcher Höhe wir von Schadenbelastungen durch diesen Vorfall betroffen sein werden“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens in München.

  • Die Ratingagentur Fitch geht davon aus, dass am Ende bei den Rückversicherern  - also den Unternehmen, bei denen sich Versicherungen ihrerseits absichern - weltweit Ansprüche in dreistelliger Millionenhöhe auflaufen könnten. Laut Fitch können die Rückversicherungen die finanziellen Folgen jedoch gut verkraften, unter anderem, weil nach Einschätzung der Ratingagentur steigende Preise in der Rückversicherung eine Folge des Staus sein werden.  Haftpflichtversichert sind Frachtschiffe üblicherweise über sogenannte „Protection & Indemnity Clubs“. Das sind Zusammenschlüsse mehrerer Versicherer, die sich die Risiken teilen. Für die „Ever Given“ ist das nach Meldungen der Fachpresse der britische UK P&I Club, der jedoch bislang keine Schadenschätzung publiziert hat.

Suezkanal News-Update vom 29. März

  • Der Bundesverband der Deutschen Industrie hat die Freilegung des Containerschiffs „Ever Given“ im Suezkanal als eine „sehr erfreuliche Nachricht“ für die globalen Lieferketten bezeichnet. „Ohne die zeitige Freilegung wären die Probleme im Seeverkehr zwischen Europa und Asien mit jedem weiteren Tag exponentiell gewachsen“, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Holger Lösch am Montag in Berlin. Dennoch seien weitere Verzögerungen zu erwarten. „Eine Auflösung des Rückstaus von knapp 400 Schiffen wird nach einer erfolgten Öffnung des Kanal voraussichtlich weitere drei bis sechs Tage dauern. Sobald die Durchfahrt des Suezkanals wieder möglich ist, wird sich der Rückstau auf die Häfen verlagern.» Eine zeitverzögerte Abfertigung und Wartezeit der Schiffe in den Häfen in den nächsten Wochen werde so zusätzlichen Druck auf die Lieferketten ausüben. „Der Druck im Seeverkehr wird weiterbestehen“, so Lösch. „Es kann nicht mit einer Entspannung der maritimen Lieferketten vor dem dritten Quartal gerechnet werden.“

  • Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verband Deutscher Reeder (VDR), äußerte sich am Montagnachmittag zum Zwischenfall am Suezkanal: „Der Zwischenfall am Suezkanal hat schlaglichtartig klar gemacht, welch elementare Bedeutung der Schifffahrt als Treiber des Welthandels zukommt – ohne Handelsschiffe keine Waren für die Wirtschaft und die Versorgung der Menschen.“ Die Ursachen des Zwischenfalls sollten nun zügig, gründlich und ohne Vorurteile geklärt werden. „Wer vorschnell Beschränkungen für große Containerschiffe fordert, muss gleichzeitig erklären, wie der globale Warenaustausch unter den gegebenen Bedingungen künftig funktionieren soll. Auch im Blick auf den Klimaschutz: gerade große Containerschiffe sind besonders klimafreundlich, wegen ihrer modernen Motoren und der hohen Tragfähigkeit“, sagte Nagel. Er würde sich wünschen, dass auch den Seeleuten an Bord dieser Schiffe zumindest eben solche Sorge wie den Waren zu Teil würde. „Auch ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie haben weltweit immer noch 200.000 Seeleute große Probleme, an oder von Bord ihres Schiffes zu kommen, weil sie in Häfen nicht aussteigen dürfen, es keine Flüge in die Heimat gibt oder ihre Länder sie nicht einreisen lassen. Bei den anstehenden Impfungen sollten Seefahrer prioritär behandelt werden – damit Schiffe auch künftig liefern können was bestellt wurde.“

  • Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd geht davon aus, dass die Fahrten durch den wieder offenen Suezkanal noch am Montagabend wieder aufgenommen werden. Es sei noch nicht klar, ob und welche Schiffe für die Passage priorisiert würden, teilte die Reederei am Montag auf ihrer Homepage mit. Sie gehe aber davon aus, dass der Stau innerhalb von vier Tagen aufgelöst sei.

  • Die Blockade des Suezkanals durch ein Containerschiff ist zwar wieder aufgehoben. Doch der Stau von knapp 400 Schiffen wird sich nur langsam auflösen. Experten rechnen damit, dass es gut eine Woche dauert, bis sich der Verkehr auf der Handelsroute normalisiert hat. Den Häfen und Hinterlandverkehren steht dann allerdings das Gröbste immer noch bevor. „Wir werden noch einige Zeit, die Reeder sprechen teils von Monaten, mit den Verwerfungen zu kämpfen haben“, heißt es in einer Mitteilung des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) auf DVZ-Anfrage. „Durch den Rückstau der Schiffe aber auch den Umweg über die Ausweichroute um das Kap der guten Hoffnung entstehen massive Turbulenzen im Güterverkehr.“

  • Das im Suezkanal auf Grund gelaufene Riesen-Containerschiff „Ever Given“ ist nach offiziellen Angaben wieder frei. Daten des Tracking-Portals Vesselfinder zeigen, dass das Schiff gegen halb vier Uhr nachmittags mit einer Geschwindigkeit von 2,7 Knoten (rund fünf Stundenkilometern) durch den Suezkanal gesteuert wurde. Die „Ever Given“ lag dabei in der Kanalmitte, parallel zu den beiden Ufern. Der Kanalbetreiber SCA teilte mit, dass der Verkehr in der für die globale Schifffahrt so wichtigen Wasserstraße wieder aufgenommen werde.  Das Bergungsunternehmen Boskalis bestätigte, dass der Kanal wieder frei sei. Die niederländische Firma hatte Ägypten bei der Bergung unterstützt. Für die Freilegung des Frachters wurden demnach rund 30 000 Kubikmeter Sand weggebaggert. Trotz des Endes der Blockade könne es noch sechs Tage oder länger dauern, bis die gesamte Warteschlange abgelaufen ist, hieß es von der dänischen Reederei Maersk. Der Kanalbehörde zufolge warteten zuletzt rund 370 Schiffe auf beiden Seiten des Kanals auf Durchfahrt. Der Finanznachrichtendienst Bloomberg berichtete am Montag von 450 Schiffen im Stau.

  • Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie warnt trotz der Hoffnung auf ein Ende der Suezkanal-Blockade vor langen Folgen für den Handel. «Mit großer Erleichterung haben die Chemieunternehmen auf die Nachricht reagiert, dass der Suezkanal bald wieder frei sein wird», sagte Henrik Meincke, Chefvolkswirt des Branchenverbands VCI, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Die Normalisierung des Verkehrs von und nach Asien werde aber nur langsam vorangehen. «Die Lieferketten waren schon vor dem Ereignis unter Druck und werden es auch noch mehrere Wochen bleiben, auch weil der bestehende Engpass an Containern sich durch den Rückstau vor dem Kanal zunächst vergrößert», sagte Meincke.

  • Nach einer fast einwöchigen Blockade des Suezkanals ist das auf Grund gelaufene Containerschiff „Ever Given“ zumindest teilweise wieder freigelegt. Während die Schifffahrtswelt vorsichtig aufatmet, ist das Internet drauf und dran, einen seiner Shootingstars zu verlieren. In den vergangenen Tagen hatte der 400 Meter lange Containerriese für unzählige Lacher und Likes gesorgt. Der Hashtag #SuezBlocked auf Twitter sorgte für eine wahre Sturmflut an Memes - also Bildern, die mit lustigen Kommentaren versehen sind. Zum Helden der Rettungsaktion wurde der unermüdlich kämpfende Fahrer eines Baggers, der augenscheinlich mit einer winzigen Schaufel versuchte, das riesige Schiff freizuschaufeln. Nutzer wünschten sich, einmal so viel Selbstbewusstsein zu haben wie er und wollten ihn zur „Person des Jahres“ erklären.

  • Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sieht noch keine Entwarnung für die Lage am Suezkanal. Der CSU-Politiker sagte der Deutschen Presse-Agentur am Montag mit Blick auf das im Kanal auf Grund gelaufene Containerschiff „Ever Given“: „Nach der direkten Rückmeldung von vor Ort ist das Schiff noch nicht frei.“ Der Bug sitze noch auf Sand. Ein weiterer Saugbagger, der unter dem Bug den Sand mit wegspülen solle, solle wohl am Dienstag eintreffen. Im Laufe des Tages solle bei Flut ein weiterer Versuch unternommen werden, das Schiff frei zu schleppen. „Wir analysieren gerade die Auswirkung des Staus bei so vielen betroffenen Schiffen auf die Logistik, besonders für die Lieferketten“, so Scheuer.

  • Das 400 Meter lange Schiff sei am frühen Montagmorgen um 4.30 Uhr (Ortszeit) in schwimmenden Zustand gebracht worden und werde gesichert, teilte der Dienstleister Inchcape Shipping mit. Admiral Usama Rabi, Vorsitzender der Kanalbehörde, bestätigte den Erfolg bei Facebook. Das Schiffsradar Vesselfinder zeigte die „Ever Given“ wieder als „unterwegs“ an. Der Kanaldienstanbieter Leth Agencies erklärte dagegen, das Schiff sei nur teils freigelegt worden und der Bug liege noch auf Grund. Es sei weiterhin aber unklar, wann die Wasserstraße wieder zur Durchfahrt freigegeben werden kann. Der Kurs des Schiffs, das etwa der Größe des Empire State Building in New York entspricht, sei um 80 Prozent geändert worden. Das Heck sei 100 Meter vom Ufer entfernt worden. Der Kanaldienstanbieter Leth Agencies schrieb bei Twitter, das Schiff sei „teilweise bewegt worden“, der Bug liege aber immer noch auf Grund. Mit der nächsten Flut gegen 11.30 Uhr solle die „Ever Given“ komplett befreit und in die Kanalmitte gebracht werden, teilte Rabi mit.

  • Noch ist unklar, wann die wichtige Wasserstraße wieder zur Durchfahrt freigegeben werden kann. Laut Kanalbehörde warteten zuletzt rund 370 Schiffe auf beiden Seiten des Kanals auf Durchfahrt, darunter 25 Öltanker. Der Finanznachrichtendienst „Bloomberg“ berichtete am Montag von 450 wartenden Schiffen.

  • Die Ölpreise sind zu Beginn der neuen Woche unter Druck geraten. Am Markt wurden die vielerorts angespannte Corona-Lage und Fortschritte im versperrten Suezkanal als Gründe genannt. Ein Barrel (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent kostete am Montagmorgen 63,07 US-Dollar. Das waren 1,36 Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass amerikanisches Rohöl der Marke West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,44 Dollar auf 59,53 Dollar.

Suezkanal News-Update vom 28. März

  • Nach tagelangen Bemühungen zur Freilegung des Containerschiffs im Suezkanal bereiten sich Arbeiter auf eine mögliche Teilentladung der „Ever Given“ vor. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi habe entsprechende Vorbereitungen angeordnet. Das sagte Admiral Usama Rabi, Vorsitzender der Kanalbehörde, dem Fernsehsender Extra News am Sonntag. Der Druck auf die Verantwortlichen am Suezkanal steigt, weil inzwischen mehr als 300 Schiffe auf Durchfahrt warten und der wirtschaftliche Schaden immer weiter wächst. Ein Versuch, Hunderte Container etwa mit einem Kran vom Schiff zu heben und dessen Ladung damit zu verringern, könnte Tage oder gar Wochen dauern. Es wäre in jedem Fall eine logistische Herausforderung.

  • Dem Dienstleister Inchcape Shipping Services zufolge konnte das Schiff mit Hilfe von Schleppern bisher 29 Meter bewegt werden. Zur Unterstützung wurden zwei weitere Schlepper am Kanal erwartet, die in den Niederlanden beziehungsweise Italien registriert sind. Das teilte das Unternehmen Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) mit, das für die technische Leitung der „Ever Given“ verantwortlich ist. Das Ruder des Containerschiffs konnte demnach bereits befreit werden. Wann die Blockade des Containerschiffs "Ever Given“ jedoch wieder aufgelöst sein könnte, konnte auch der Leiter der ägyptischen Kanalbehörde, Osama Rabei, nicht prognostizieren: "Ich kann es nicht sagen, weil ich es nicht weiß" sagte er. Die Situation sei schwierig. "Sonntag ist ganz entscheidend", sagte ein Kanallotse. Der Tag werde zeigen, wie es weitergehe.

  • Die Marktexperten von Seaintel Maritime unterstreichen in ihrem aktuellen „Sunday Spotlight“-Bericht, dass die Blockade am Suezkanal zu „ernsthaften Kapazitätsengpässen“ in der Containerlinienfahrt führen könne. Die Analysten haben berechnet, wie viel zusätzliche Kapazität notwendig sei, wenn Schiffe aus Asien in größerem Maße um die Südspitze Afrikas in Richtung Europa oder durch den Panamakanal an die Ostküste der USA umgeleitet werden müssen. Ihr Ergebnis: 6 Prozent der verfügbaren Kapazität von täglich 19,6 Millionen TEU würden dafür benötigt. Das seien 1,48 Millionen TEU oder 74 Großschiffe mit jeweils 20.000 TEU Kapazität.

  • Die Linienreederei MSC erwartet, dass durch die Blockade des Suezkanals die globalen Containertransporte „sehr spürbar“ beeinträchtigt werden. Die durch die Corona-Pandemie ohnehin angespannten Lieferketten würden zusätzlich unter Druck gesetzt, heißt es. Infolge der Blockade müssten auch einige Abfahrten ausfallen, weshalb es dazu kommen könne, dass Volumen für bestimmte Buchungen reduziert werden müssten, wenn in solchen Fällen Stellplätze knapp seien. Allerdings sei es falsch, dass MSC überhaupt keine Buchungen mehr annehme, wie es eine zirkulierende Fake-Nachricht verheiße.

  • In seinem aktuellsten Lage-Update vom Samstagnachmittag wagt Maersk eine Schätzung, wie lange es dauern würde, den Stau am Suezkanal wieder aufzulösen, so dieser an diesem Wochenende wieder frei würde. Demnach können pro Tag zwischen 50 und 85 Schiffe den Kanal passieren. Basierend auf diesen Angaben schätzt der Carrier, dass es drei bis sechs Tage dauern würde, bis alle wartenden Schiffe die Wasserstraße passiert hätten.

 

Suezkanal News-Update vom 27. März

  • Maersk teilt aktuell mit, dass 14 seiner Schiffe sowie von Partnerreedereien umgeleitet würden. Diese Zahl werde noch anwachsen. Die Dänen gehen davon aus, dass die Auswirkungen auf die Lieferketten und auf die Equipmentverfügbarkeit mit jedem Tag der Blockade zunehmen wird. Und selbst, wenn der Kanal wie erhofft noch an diesem Wochenende wieder frei sein sollte, würden die Effekte noch einige Zeit andauern. Man habe daher begonnen, die Kapazitäten ensprechend anzupassen. Wenn allerdings kann Schiffsraum sichergestellt werden könne, würden Ladungen auch abgewiesen.

  • Die Reederei CMA CGM sowie ihre Partner-Reedereien innerhalb der Ocean Alliance hatten per Freitag 19 Schiffe, die auf eine Kanalpassage warteten. Für Sendungen, die noch nicht verladen worden seien und die eigentlich durch den Kanal müssten, um ihr Ziel zu erreichen, würden Alternativen geprüft, so der Carrier. Dazu zählten alternative Routen per Seefracht, aber auch Schienenverkehre sowie die Luftfracht mit CMA CGM Air Cargo.

  • Die Angst vor Piraten steigt. Wie US-Medien melden, haben zahlreiche Unternehmen aus Angst vor Überfällen die US-Navy um Hilfe gebeten. Die festsitzenden Schiffe seien ein leichtes Ziel für Piraten. Freibeuter treiben in der Gegend traditionell ihr Unwesen und die Zahl der Überfälle stieg allein im letzten Jahr um 20 Prozent.

  • Die erhoffte Freilegung des Containerschiffs „Ever Given“, das den Suezkanal blockiert, schreitet ein wenig voran. Das Seefahrt- und Logistikunternehmen GAC sprach am Samstag von mehr als zehn Schleppern und drei Baggern, die im Einsatz seien, um eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt wieder für den Handel freizugeben. Es gebe „leichte Bewegung“. Der Frachter liege aber weiter auf Grund. Admiral Usama Rabi, Vorsitzender der Kanalbehörde, hatte am Freitagabend mitgeteilt, dass neun große Schlepper an den Arbeiten beteiligt seien. Bei den Manövern der Schlepper zur Freilegung spielten mehrere Faktoren eine Rolle, sagte Rabi, vor allem die Windrichtung sowie Ebbe und Flut. Es handle sich um einen „komplizierten technischen Einsatz“, teilte Rabi mit. Die USA und weitere Länder hatten Ägypten Hilfe angeboten. Dem Fernsehsender CNN zufolge wollte die US-Marine am Samstag ein Expertenteam schicken, um die Lage zu prüfen.

 

Suezkanal News-Update vom 26. März

  • Die Grundberührung des verunglückten Containerschiffs  „Ever Given“ ist ein Ereignis, vor dem Experten schon seit einiger Zeit warnen. Insbesondere in der Bergungsbranche herrscht die Sorge davor, dass Containerschiffe zu groß werden, um Situationen wie diese effizient und wirtschaftlich zu bewältigen, sagt Kapitän Rahul Khanna, Head of Marine Risk Consulting bei der Unternehmensversicherung Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS). Mega-Schiffe bringen den Schiffseignern zwar Skaleneffekte, verursachen aber auch unverhältnismäßig höhere Kosten, wenn etwas schiefgeht. Die Bewältigung von Unfällen mit großen Schiffen, wie Brände, Grundberührungen und Kollisionen, wird immer komplexer und teurer.

    Für Khanna ist klar, dass in einigen Schifffahrtssegmenten die Maßnahmen zur Schadenverhütung nicht mit der Vergrößerung der Schiffe Schritt gehalten haben. Dies sei etwas, das bereits in der Entwurfsphase angegangen werden muss. „Und mit 24.000-TEU-Schiffen am Horizont sehen wir jetzt die Auswirkungen dessen, was in Zukunft regelmäßiger passieren könnte“.

  • Die Blockade des Suezkanals kommt wahrlich zu Unzeiten, so fasst der Geschäftsführer des Zentralverbands Deutscher Schiffsmakler, Dr. Alexander Geisler die Lage zusammen. Schon jetzt sei die Situation in vielen Häfen der Welt durch die COVID-bedingten Ausfälle von Dockern und Fahrern angespannt, Lade-/Löschprogramme könnten teilweise nur eingeschränkt durchgeführt werden und die Rückgabe von Leercontainern gestalte sich vielerorts schwierig.  Schon dies binde Tonnage und Equipment in einer bisher nicht gekannten Größenordnung, was sich auch in gestiegenen Fracht- und Charterraten widerspiegele. Geisler abschließend: „Diese bisher nicht bekannte Herausforderung erfährt durch die Lage am Suez Canal natürlich eine weitere Zuspitzung. Es bleibt zu hoffen, dass die ägyptischen Behörden die Lage schnellstmöglich in den Griff bekommen. Auch wenn nicht alle Schiffe, die derzeit im Kanal festsitzen, Containerschiffe sind, die Containermärkte dürfen es zu spüren bekommen.“

  • Die US-Regierung hat Ägypten Hilfe angeboten, um den Suezkanal wieder frei schiffbar zu machen. Derzeit liefen Gespräche darüber, wie die USA am besten helfen könnten, sagte Jen Psaki, die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, am Freitag. „Wir verfolgen die Lage sehr genau“, sagte Psaki.

  • Das riesige Schiff rührt sich noch immer nicht. Trotz tagelanger Arbeit ist es Schleppern bislang nicht gelungen, den festsitzenden Frachter im Suezkanal freizulegen. Ein Baggerschiff hat inzwischen 17.000 Kubikmeter Sand um den Bug der „Ever Given“ weggesaugt, wie die Suezkanal-Behörde am Freitag mitteilte. Unter anderem hilft ein Unternehmen aus den Niederlanden bei der Bergung. Neben den Baggerarbeiten soll auch das Gewicht des Schiffes verringert werden, wie ein Sprecher des Unternehmens Boskalis der niederländischen Agentur ANP sagte. Einen Erfolg in kurzer Zeit hält die Firma nicht für möglich. Der japanische Eigentümer hofft indes, den Frachter an diesem Wochenende freizubekommen.

  • Maersk, der dänische Branchenprimus in der Containerschifffahrt, erwägt wegen der blockierten Route durch den Suezkanal auf Luftfracht-Transporte zurückzugreifen. Maersk hat neun Schiffe, die aktuell nicht weiterfahren können. Die Alternative Luftfracht komme aber nur für sehr zeitkritische Ware in Betracht, heißt es.

  • Die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd hat wegen der Blockade des Suezkanals begonnen, erste Schiffe auf den Umweg um das Kap der Guten Hoffnung zu schicken. „Es werden jetzt erste Schiffe umgeleitet“, sagte ein Sprecher am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Die Fahrten verlängerten sich dadurch um rund eine Woche. Im Kanal stecken fünf Schiffe von Hapag-Lloyd fest. Sie könnten weder vor noch zurück, sagte der Sprecher.

  • Die Blockade des Suezkanals trifft auch die deutsche Chemie- und Pharmabranche. „In der Chemieindustrie und bei ihren industriellen Kunden sind momentan die Lieferketten aus Asien unterbrochen“, sagte Henrik Meincke, Chefvolkswirt des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), am Freitag in Frankfurt. Dadurch komme es zu Engpässen bei wichtigen Vorprodukten. „Auch die Chemienachfrage in Europa wird negativ beeinflusst. Sollte es am Wochenende nicht gelingen den Suezkanal wieder frei zu bekommen, wird sich die Lage deutlich verschlechtern“, sagte Meincke. Der Suezkanal ist für die Chemie- und Pharmaindustrie wichtig: Rund 16 Prozent der Chemieimporte kommen laut VCI per Schiff durch die Wasserstraße, zugleich gehen 18 Prozent der deutschen Chemieexporte durch den Suezkanal nach Asien. Die Störung komme zu einem schlechten Zeitpunkt, da die Kapazitätsauslastung der Branche aktuell hoch sei. Entsprechend stark sei der Bedarf an Lieferungen aus Asien. Wegen der Corona-Pandemie seien Lieferketten ohnehin unter Druck.

  • Tanken und Heizöl-Kaufen wird durch den Stau der Schiffe am Suezkanal nach Angaben der Mineralölwirtschaft nicht teurer. „Die Situation am Suezkanal hatte bislang weder auf die Ölpreise noch auf die Tankstellenpreise in Deutschland Auswirkungen“, sagte ein Sprecher des Branchenverbands MWV am Freitag. Seit Dienstag blockiert das 400 Meter lange Containerschiff „Ever Given“ den Suezkanal, eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. „Der Ölpreis hatte nur bei Bekanntwerden der Havarie kurz angezogen, um dann wieder zu sinken“, hieß es beim Mineralölwirtschaftsverband (MWV). Öllieferungen aus dem Nahen Osten machten mit zuletzt sechs Prozent den kleinsten Teil der Versorgung in Deutschland aus. „Mit Versorgungsknappheiten in Europa ist daher nicht zu rechnen.“

  • Holger Lösch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), warnt vor erheblichen Folgen durch die anhaltende Blockade im Suezkanal: „Die bereits stockenden maritimen Lieferketten zwischen Asien und Europa drohen vollständig zum Erliegen zu kommen. Je länger die Sperrung des Suezkanals dauert, desto größer wird die Gefahr von Versorgungsengpässen in der deutschen Industrie.“

    Die Umleitung des Schiffsverkehrs über das Kap der Guten Hoffnung sei wegen der aktuell volatilen Ölpreise und der rund eine Woche längeren Transportzeit extrem teuer. Alternativen seien keine in Sicht, um Waren und Güter kurzfristig wieder auf Kurs zu bringen. Schon eine einwöchige Verzögerung ist vor allem für Industriezweige mit Just-in-time-Produktion  –  etwa die Automobilindustrie – problematisch.

    Das Problem sei auch nicht enggültig behoben, wenn die Blockade gelöst sein wird. Denn dann kommen Staus auf Europas Häfen zu. Ein aktuelles BDI-Stimmungsbild aus der seeverladenden Industrie hatte schon kurz vor der Suezkanal-Blockade den stockenden Container-Seeverkehr von China nach Europa und zurück bemängelt.

  • Die Blockade im Suezkanal könnte den globalen Handel wöchentlich zwischen 6 und 10 Milliarden Euro sowie ein Minus des jährlichen Handelswachstums von 0,2 bis 0,4 Prozentpunkten kosten. Das geht aus einer aktuellen Studie des Warenkreditversicherers Euler Hermes hervor. Die Blockade könnte nun der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt, und droht, dem Welthandel die Suppe endgültig zu versalzen: Denn die Unterbrechungen der Lieferketten seit Anfang des Jahres durch Engpässe bei Containern sowie Halbleitern könnten das reale Handelswachstum nach Einschätzung von Euler Hermes ohnehin schon um 1,4 Prozentpunkte schrumpfen lassen und rund 230 Milliarden US-Dollar kosten – die Blockade des Kanals kommt jetzt erschwerend hinzu. Nichtsdestotrotz geht Euler Hermes für 2021 aktuell von einem Wachstum des Welthandels um 7,9 Prozent aus.

  • Im Suezkanal gibt es trotz fortlaufender Bemühungen von Schlepperbooten und anderem Gerät noch keine Fortschritte dabei, einen seit Tagen festgesetzten Frachter freizubekommen. Der nächste Versuch, das Containerschiff zu bewegen, soll am Abend unternommen werden, teilte das Seefahrts- und Logistikunternehmen GAC am Freitag auf seiner Internetseite mit. Nach Angaben der Suezkanal-Behörde ist derzeit ein Baggerschiff dabei, 15.000 bis 20.000 Kubikmeter Sand abzusaugen, um den Frachter freizulegen. Die ägyptische Behörde wird dabei von einem Unternehmen aus den Niederlanden unterstützt und will eigenen Angaben zufolge auch mit den USA zusammenarbeiten. Auch Länder wie die Türkei und Großbritannien hatten Unterstützung angeboten.

  • Der japanische Eigentümer des im Suezkanal seit Tagen feststeckenden Frachters hofft, das Schiff an diesem Wochenende freizubekommen. Wie ein Sprecher des Unternehmens Shoei Kisen am Freitag auf dpa-Anfrage mitteilte, wolle man versuchen, das Container-Frachtschiff an diesem Samstag flottzubekommen. Sollte dies nicht klappen, sei geplant, am Sonntag zwei weitere Schlepper einzusetzen. Das Unternehmen entschuldigte sich für den Vorfall.

  • Die Blockade des Suezkanals durch das festgefahrene Containerschiff „Ever Given“ dauert nach Angaben eines Vertreters der ägyptischen Regierung höchstens noch drei Tage. Die Schifffahrt auf dem Kanal  werde „binnen 48 bis 72 Stunden höchstens wieder aufgenommen“ werden, sagte der Berater für Seehäfen von Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi, Mohab Mamisch, der Nachrichtenagentur AFP. Unabhängige Experten gaben jedoch andere Einschätzungen ab. Peter Berdowski sagte dem niederländischen Sender Nieuwsuur, das Containerschiff wieder in Bewegung zu setzen, könne „Tage oder Wochen dauern“. Berdowski ist Chef der niederländischen Spezialfirma Smit Salvage, deren auf Schiffsunglücke spezialisierte Spezialeinheit im Suezkanal im Einsatz ist. Möglicherweise gelingt es erst mit der Flut am Sonntag, das Schiff freizubekommen. Durch die Gezeiten werde der Wasserstand am Sonntag oder Montag um etwa 46 Zentimeter steigen, sagte Nick Sloane von der amerikanischen Resolve Marine Group. Sollte dieser Versuch scheitern, gebe es das nächste Zeitfenster erst wieder in 12 bis 14 Tagen.

Suezkanal News-Update vom 25. März

  • Die Blockade des Suezkanals durch das querstehende Containerschiff hat indes noch keine gravierenden Auswirkungen auf den Hamburger Hafen, könnte aber zu einem Problem für Europas drittgrößte Anlaufstelle für Seeschiffe werden. „Der Suezkanal ist nun mal die Hauptverbindungsroute zwischen Fernost und Europa“, sagte die Vorstandsvorsitzende des Hamburger Hafenkonzerns HHLA, Angela Titzrath, am Donnerstag. „Deswegen hoffen wir natürlich sehr, dass es nicht zu langfristigen Störungen im Kanal kommt - und dann eben zu wirklich dramatischen Verzögerungen im Fahrplan.“

  • Seit Dienstag blockiert die 400 Meter lange „Ever Given“ den Kanal, das unter der Flagge Panamas fahrende Containerschiff war wegen schlechter Sicht in einem Sandsturm auf Grund gelaufen. Derzeit versuchen acht Schlepper, den Frachter wieder flottzubekommen. Zur Dauer der Arbeiten machte die Suezkanal-Behörde am Donnerstag keine Angaben. Die Schifffahrt auf dem Kanal sei bis auf Weiteres eingestellt. Wegen der Blockade stehen bereits mehr als 150 Schiffe im Stau. Experten rechnen damit, dass diese Schiffe umgeleitet werden müssen, sollte das Problem nicht innerhalb der nächsten 24 bis 48 Stunden gelöst werden. Diese Frachter müssten dann die alternative Route um das Kap der Guten Hoffnung im Süden Afrikas nehmen. Das würde die Transportzeit um mindestens eine Woche verlängern.

  • Die HHLA - Betreiberin von drei der vier Containerterminals im Hamburger Hafen mit einem Umschlag von knapp 6,8 Millionen Standardcontainern (TEU) im vergangenen Jahr - sei Verspätungen gewohnt. „Keines der Schiffe ist in diesem Jahr pünktlich gewesen. Von daher sehen Sie mich mit einer gewissen Gelassenheit, weil wir können auch diese Situationen handhaben“, sagte Titzrath. Bislang hätten jedoch vor allem die Coronapandemie, das Wetter oder Streiks in anderen Häfen zu Verzögerungen geführt.

  • Die von der chinesischen Evergreen Line betriebene „Ever Given“ war von China auf dem Weg nach Rotterdam in den Niederlanden und sollte danach Anfang April auch Hamburg anlaufen. Nach Expertenangaben gehört sie zu den größten Containerschiffen der Welt. Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer. 2020 durchfuhren nach Angaben der Suezkanal-Behörde fast 19.000 Schiffe den Kanal, im Schnitt gut 50 am Tag. (dpa/fw)

Ihr Feedback
Teilen
Drucken

Sie sind noch kein Abonnent?

Testen Sie DVZ oder DVZ-Brief 4 Wochen im Probeabo und überzeugen Sie sich von unserem umfassenden Informationsangebot.

  • Online Zugang
  • Täglicher Newsletter
  • Wöchentliches E-paper

 

Zum Probeabo

Jetzt DVZ oder DVZ-Brief 4 Wochen kostenlos testen

Sie sind noch kein Abonnent?

Testen Sie DVZ oder DVZ-Brief 4 Wochen im Probeabo und überzeugen Sie sich von unserem umfassenden Informationsangebot.

  • Online Zugang
  • Täglicher Newsletter
  • Wöchentliches E-paper

 

Zum Probeabo

Jetzt DVZ oder DVZ-Brief 4 Wochen kostenlos testen

Nach oben