Spezialschiff für Flüssigerdgas-Importterminal erreicht Wilhelmshaven

Das Wilhelmshavener LNG-Terminal ist auf der Zielgeraden: Am 22. Dezember soll zum ersten Mal Erdgas ins deutsche Netz eingespeist werden. Am kommenden Samstag eröffnen Vertreter aus Politik und Wirtschaft Deutschlands erstes schwimmendes LNG-Terminal. Ab Mitte Januar soll der reguläre Betrieb starten.

Die «Höegh Esperanza» wird als schwimmende Plattform dienen, um LNG anzulanden und zu regasifizieren. (Foto: dpa/Sina Schuldt)

In Wilhelmshaven wird dieses Jahr schon zwei Tage vor Weihnachten gefeiert: Am 22. Dezember soll zum ersten Mal Erdgas von dem neuen LNG-Terminal ins deutsche Netz eingespeist werden. Am kommenden Samstag eröffnen Vertreter aus Politik und Wirtschaft Deutschlands erstes schwimmendes LNG-Terminal. Ab Mitte Januar soll der reguläre Betrieb starten.

Dann nimmt das schwimmende Spezialschiff „Höegh Esperanza“ den Betrieb auf und erwärmt gekühltes LNG aus Tankern und wandelt dieses in Gas um. Das rund 300 Meter lange Schiff erreichte am Donnerstag den Liegeplatz am neu gebauten Anleger nördlich des Jade-Weser-Ports.

Insgesamt soll das Terminal künftig 5 Milliarden Kubikmeter LNG pro Jahr regasifizieren, das entspricht rund 6 Prozent des deutschen Gasbedarfs. Es könnte ein erster Schritt sein, wie Deutschland etwas unabhängiger von dem russischen Gas wird. Ein Vorbild für künftige Projekte? Weitere Terminals folgen in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein, Stade in Niedersachsen und Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern. Geht es nach Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies, soll das Tempo beibehalten werden. Er sieht in dem Bau eine neue „Deutschlandgeschwindigkeit“: Knapp 194 Tage nach dem ersten „Rammschlag“ am Voslapper Groden in Wilhelmshaven, hat Niedersachsen Ports den Anleger für das Terminal fertiggestellt.

Daran hätten vor zehn Jahren wenige geglaubt. Nach Eröffnung des Jade-Weser-Ports 2012 wurden lediglich 10 Prozent der erwarteten Mengen umgeschlagen, einige Container davon waren leer. Der damalige niedersächsische Ministerpräsident David McAllister bewarb den Nordseehafen als „das neue Tor zur Welt“, doch die Schiffe blieben aus. Für den Hafen war viel Überzeugungsarbeit nötig, um Unternehmen von dem Standort zu überzeugen. Das ist jetzt anders, sagt NPorts-Geschäftsführer Holger Banik im Gespräch mit der DVZ. "Die NPorts-Standorte sind interessanter geworden. Die Region wird als Ideenschmiede wahrgenommen. Es kommen jetzt auch Anfragen von Batteriezellenfertigungsunternehmen beispielsweise aus Emden, die näher bei den Kunden produzieren wollen, um dort die Produktion schnell zu organisieren".

Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) lobte die Entscheidungsfreude vor Ort und fordert einen ähnlichen Elan für andere Aufgaben in den Häfen. „Diesen Ehrgeiz brauchen wir auch bei anderen Zukunftsprojekten in den Häfen“, sagt ZDS-Hauptgeschäftsführer Daniel Hosseus. „Wenn wir die Ausbauziele der Windkraft erreichen wollen, brauchen wir die Häfen, um die Offshore-Parks zu errichten und die Vielzahl von benötigten Anlagen an Land zu importieren.“

Wandel zur grünen „Energie-Drehscheibe“

Inzwischen hat Energie, darunter Kohle und Öl, den einst unterausgelasteten Hafen groß gemacht. „Wir sind als Standort definitiv unterschätzt worden“, sagt Holger Banik. Einst als Greenfield-Hafen gestartet, ist dieser inzwischen der drittgrößte Hafen der Bundesrepublik und bislang der größte Importhafen für Rohöl. Das wird sich wandeln müssen, wenn Deutschland klimaneutral sein möchte. Jetzt soll sich der Hafen in eine grüne „Energie-Drehscheibe“ für Deutschland wandeln.

Vor Ort ist man optimistisch. „Wir haben hier gute Standortbedingungen, um das zu leisten“, sagt Anna Ernst von der Wirtschaftsförderung Wilhelmshaven. Die Regionalmanagerin entwickelt Projekte und Ideen, die den Strukturwandel nachhaltig abfedern und den Ausstieg aus der Kohleverstromung in Wilhelmshaven fördern.

Doch noch gibt es viele Fragezeichen. Unklar ist beispielsweise, wann der deutsche Wasserstoffmarkt hochgefahren ist und in welcher Form der Energieträger angelandet wird. Bei anderen Techniken dagegen gibt es schon Pläne. „Für die CCS-Technik wären wir hier ein Umschlagort, in dem das CO₂ ankommt und per Schiff nach Norwegen transportiert wird, wo es dauerhaft gespeichert werden könnte“, sagt Ernst.

Doch welche Art von grüner Energie will die deutsche Industrie in Zukunft nutzen? Für Ernst müsse dafür vor allem klar sein, „wann die Industrie den Wasserstoff braucht und welche Preise gezahlt werden, um das zu planen“.

Auch im Bereich der Gewerbeansiedlungen findet ein Umdenken statt. „Man muss dort zu nachhaltigen Lösungen kommen, wie man Energie sichert und selbst grün herstellen kann“, sagt Andreas Bullwinkel, Geschäftsführer des Jade-Weser-Ports. (fho)

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