Logistik made in Austria

Auf der transport logistic präsentieren sich rund 2.300 Aussteller aus 67 Ländern. Aus Österreich sind etwa 70 vertreten, darunter auch Logistikdienstleister. Die DVZ hat sie zu Strategien, Geschäftschancen, Herausforderungen und Projekten befragt.

Wasserstoff-Lkw von Gebrüder
Weiss beim Langstreckentest
2022 in Prag. (Foto: Gebrüder Weiss)

Auf der transport logistic in München präsentieren sich ab 9. Mai rund 2.300 Aussteller aus 67 Ländern. Aus Österreich sind etwa 70 vertreten, darunter auch Logistikdienstleister. Die DVZ hat sie zu Strategien, Geschäftschancen, Herausforderungen und Projekten befragt.

Logistikzentrum von Cargo-Partner
in Holzbauweise in Fischamend. (Foto: Oskar Steimel)

Cargo-Partner mit Sitz in Fischamend

Messestand A5.307/408

Für den nahe am Flughafen Wien-Schwechat ansässigen Logistiker Cargo-Partner waren die vergangenen zweieinhalb Jahre nach eigener Aussage extrem fordernd. „Andererseits waren es wie für den Großteil der Branche auch für unser Unternehmen wirtschaftlich sehr erfolgreiche Jahre mit immer neuen Rekordumsätzen“, sagt CEO Stefan Krauter. Für 2022 gibt das 1983 gegründete Unternehmen einen Umsatz von 2,063 Milliarden Euro an, nach 1,8 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Das Unternehmen in Privatbesitz sieht sich als Informationslogistik-Anbieter mit Luft-, See- und Landtransport- sowie Lagerdienstleistungen. In 160 Niederlassungen in 40 Ländern arbeiten 4.000 Beschäftigte.

In der IT-Landschaft wurde eine Reihe neuer Projekte aufgenommen, die sich schon mehrheitlich in der Roll-out-Phase befinden. Die selbst- und weiterentwickelte Plattformlösung „Spot 3“ solle Ende 2024 fertig sein und Mitte 2025 voll im Unternehmen laufen. Zuletzt habe Cargo-Partner viel in eine Erneuerung der eigenen Back-End-Systeme investiert. Zudem wurden Standorterweiterungen vorgenommen sowie Niederlassungen in Ländern ohne bisherige Unternehmenspräsenz eröffnet. Krauter nennt als Beispiele Großbritannien, Irland, Italien, Spanien, Nordmazedonien, Griechenland, Indonesien, Macau und Mexiko. „Unsere Expansionspolitik soll weitergehen, aber vor allem auf eine Stärkung bestehender Strukturen in den Ländern hinzielen. Besonders in Westeuropa und den USA haben wir noch einiges vor.“

In welchen Bereichen sich die größten Geschäftschancen ergeben werden, hänge zu einem hohen Anteil auch von den weltpolitischen Entwicklungen ab, sagt der Unternehmenschef. Der Kontraktlogistikmarkt werde definitiv einen großen Technologieschub verzeichnen, weil in diesem Bereich die Möglichkeiten der Digitalisierung großes Potenzial bereithielten. Dienstleister, die vielfältige Services aus einer Hand anbieten können, seien klar im Vorteil. Auch der Trend zum E-Commerce werde ungebrochen anhalten. Geht es um den geografischen Fokus, werde Asien weiterhin von großem Interesse sein, schätzt Krauter – vor allem Südostasien mit der teilweisen Verlagerung signifikanter Produktionskapazitäten in diese Region.

Die Erderwärmung zu bremsen, ist Krauters Ansicht nach die drängendste Herausforderung. Der Markt sei endlich so weit, dem langfristigen Ziel Rechnung zu tragen. „Denn dazu braucht es auch einen Kulturwandel“, sagt er. Mit Blick auf den Markt komme hinzu: Einige Seefrachtcarrier hätten ihre gigantischen Gewinne in Akquisitionen der End-to-end-Logistik investiert und würden so ihre Marktmacht ausbauen wollen. Es werde spannend zu beobachten sein, wann das Angebot an Frachtkapazität das der vorhandenen Ladung stark übersteigt, sagt Krauter. „Wir sehen gerade in der Überseelogistik die Entwicklung von Teil-Oligopolen, wo eine Handvoll großer Anbieter die Hälfte des Marktes kontrollieren wird. Diese Marktkonzentration ist nicht unproblematisch und auch für unsere langfristige Unternehmensplanung eine riesige Herausforderung.“

Ein weiteres Problem der Branche sei es, motiviertes und gut ausgebildetes Personal zu finden. Mitarbeiterbindung sei daher besonders wichtig. „Wir investieren in unsere Beschäftigten und arbeiten stetig daran, ihnen die bestmöglichen Rahmenmöglichkeiten für ihre persönliche und berufliche Entwicklung zu bieten.“

Gebrüder Weiss mit Sitz in Lauterach

Messestand A5.234

Der Transport- und Logistikdienstleister Gebrüder Weiss (GW) aus Vorarlberg hat im vergangenen Geschäftsjahr einen Nettoumsatz von 3,01 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das entspricht einem Anstieg von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Eigenkapitalquote beträgt nun wieder rund 60 Prozent (2021: 57 Prozent). Damit sieht sich das Unternehmen vorerst gut für Krisen gewappnet. Ein Unternehmen gilt in der Regel als wirtschaftlich stabil und solide, wenn die wichtige Kennzahl bei über 30 Prozent liegt.

Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen nach eigenen Angaben 67 Millionen Euro in den Netz- und Serviceausbau gesteckt. Schwerpunkte setzte GW dabei in Deutschland, Ungarn, Rumänien und den USA sowie in der Türkei und Georgien – letztere beiden als zentrale Bindeglieder auf dem mittleren Korridor, auf dem der Logistiker seine Transportverbindungen Richtung Zentralasien und China erweiterte, weil die Bedeutung des Korridors als Alternativroute zu den nördlichen Verkehrsverbindungen über Russland zunimmt.

In Süddeutschland habe das Unternehmen den Umfirmierungsprozess der bayerischen Spedition Lode zu Gebrüder Weiss Waldkraiburg abgeschlossen. Der weitere Ausbau des süddeutschen Landverkehrsnetzes sei geplant. Erste Weichen wurden Anfang dieses Jahres mit der Übernahme der Spedition Rentschler in Baden-Württemberg gestellt. Mit dem Netzausbau sei auch die Zahl der Beschäftigten gewachsen, und zwar um 6 Prozent auf rund 8.400. Der Logistiker kommt inzwischen auf 180 eigene Standorte.

Das digitale Kundenportal myGW wurde global weiter ausgerollt. Bis 2030 sollen die eigenen Logistikanlagen klimaneutral betrieben werden. Dazu setzt das Unternehmen vermehrt auf Strom aus regenerativen Quellen und installierte 2022 vier neue Photovoltaikanlagen an Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Insgesamt sind damit 22 solcher Anlagen in Betrieb, die jährlich 1.110 Tonnen CO2 einsparen. Der Ausbau soll 2023 in diesen Ländern sowie in Osteuropa fortgesetzt werden.

Die Zukunft soll bei dem Familienunternehmen, dessen Geschichte im Transportwesen mehr als 500 Jahre zurückreicht, den alternativen Antrieben gehören: Nach erfolgreichen Langstreckentests des firmeneigenen Wasserstoff-Lkw wird der Dienstleister weiter in diese Technik investieren: In diesem Jahr sollen fünf neue H2-Lkw in Deutschland fahren. Geplant ist zudem, die Zahl der E-Transporter für den städtischen Transport in Österreich und Osteuropa aufzustocken.

Für 2023 erwartet das Management „wieder eine Normalisierung des Logistikgeschäfts“, wie es heißt. „Die Sendungszahlen sind derzeit leicht rückläufig, und die Raten im Luft- und Seefrachtbereich sind wieder annähernd auf das Niveau von 2019 gesunken. Insofern ist auch eine rückläufige Umsatzentwicklung zu erwarten“, teilte das Unternehmen mit. Die allgemeine geopolitische Lage könne für „zusätzliche Erschwernisse“ sorgen. Wolfram Senger-Weiss, der Vorsitzende der Geschäftsleitung: „Natürlich begegnen wir der aktuellen Wirtschaftsprognose, der hohen Inflation und dem Krieg in der Ukraine mit Respekt und Sorge.“ Trotz allem bleibe er aber zuversichtlich.

Lkw Walter gehört zu den größten
Komplettladungsanbietern Europas. (Foto: Lkw Walter)

Lkw Walter mit Sitz in Wiener Neudorf

Messestand A4.303/402

Lkw Walter organisiert Komplettladungstransporte auf der Straße und im Kombinierten Verkehr. Von seinen zwei Standorten im Osten und im Westen Österreichs aus werden Transporte in ganz Europa sowie von und nach Zentralasien, dem Nahen Osten und Nordafrika koordiniert. Bereits seit den 1980er Jahren knüpft das Unternehmen ein dichtes Netz von Straßen-, Bahn- und Schiffsverbindungen.

Heute kommt es auf täglich etwa 300 Abfahrten auf circa 250 Shortsea- und Bahnrouten. Lkw Walter sieht sich mit etwa 14.500 kranbaren Aufliegern in Europa an der Spitze im europäischen Kombinierten Verkehr Schiene/Straße sowie Shortsea Shipping. Die Gruppe des seit 1924 existierenden Unternehmens beschäftigt nach eigenen Angaben 1.605 Menschen und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 2,49 Milliarden Euro.

Die Strategie der Verlagerung von Straßentransporten Richtung Kombinierten Verkehr will das Unternehmen in Zukunft weiterverfolgen, allein schon um die CO2-Emissionen weiter zu senken. Voriges Jahr ist es nach Firmenangaben gelungen, den Ausstoß um 312.000 Tonnen zu senken. Zum Vergleich: Jeder Mensch in Deutschland verursacht derzeit rund 11 Tonnen CO2 pro Jahr.

Nahezu halbjährlich entwickelt das Unternehmen nach eigenen Angaben neue Produkte. Dabei handelt es sich einerseits um neue Routen, andererseits geht es um die Steigerung der Frequenz bestehender Verbindungen. Zum 100-jährigen Firmenjubiläum 2024 forciert Lkw Walter den Ausbau der kranbaren Trailerflotte auf 16.000.

Auf der transport logistic 2023 präsentiert das Unternehmen unter anderem sein neues Bonusprogramm für Fahrer, Trucker Points: Für erbrachte Leistung sammeln Fahrer Punkte und können sie gegen Prämien eintauschen. Damit solle den Fahrern mehr Wertschätzung gezeigt und dem Fahrermangel entgegengewirkt werden.

Zenit im Iran: Die Spedition ist auf
Transporte gen Osten spezialisiert. (Foto: Zenit)

Zenit Spedition mit Sitz in Elixhausen

Messestand A4.109/210

Die 1998 gegründete Zenit Spedition galt lange Zeit als Spezialist für komplexe Transporte von Europa in die Gebiete Türkei, Naher Osten, Russland und Zentralasien. Man bezeichnete sich selbst als die „Speziallosten“. Daran hält das Salzburger Familienunternehmen fest. Den Kunden werde heute aber ein umfassenderes Leistungsspektrum angeboten. Tätigkeiten in der Lagerlogistik und in der Seefrachtspedition sind hinzugekommen. Und seit zwei Jahren engagiert man sich in der Luftfrachtspedition. Das vergangene Jahr war für den Mittelständler nach eigenen Angaben ein gutes Jahr, der Umsatz betrug 45 Millionen Euro.

Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges würden sich Organisation und Abwicklung von Transporten aus Europa in die GUS-Staaten so aufwendig wie schon lange nicht gestalten, heißt es bei Zenit. Es gelte, geeignete Frachtführer zu finden und jeden Verstoß gegen die Russland-Sanktionen zu vermeiden. Dafür seien Arbeitskräfte mit ausgezeichneten Fachkenntnissen und sehr guten Kontakten notwendig.

Der Transportbedarf von Europa nach Russland ist stark gesunken. Doch auf den Verbindungen nach Kasachstan, Turkmenistan, Aserbaidschan, Armenien, Georgien und Usbekistan besteht laut Zenit weiterhin rege Nachfrage, auch wenn sich das Spektrum der Anbieter von speditionellen Dienstleistungen gelichtet habe. Speziell die internationalen Konzernlogistiker würden der Russischen Föderation und dem Wirtschaftsraum Zentralasien den Rücken kehren. Das eröffne Nischenanbietern wie Zenit neue Chancen.

Die Frachtraumsituation habe sich entspannt. Ausgenommen seien bestimmte Länderrelationen, die kriegsbedingt schwierig zu bedienen sind. Man sei ausgelastet und deshalb zufrieden, heißt es. Das teilweise noch immer knappe Angebot beim Frachtraum sowie vor allem der Lkw-Fahrermangel komme Zenit zugute. Man habe den Eindruck, dass für die Kunden derzeit Qualität über dem ausschließlichen Denken in Preiskategorien steht. Mit der Personalfindung hat das Unternehmen, das selbst ausbildet, nach eigenen Angaben keine Probleme. (cs)

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