Infrastrukturmängel: Standortqualität bekommt Risse

Immer mehr Unternehmen sehen sich wegen der teils maroden Infrastruktur in Deutschland in ihren Abläufen gestört, wie neue Befragungen zeigen. Die Straßennetze bereiten die größten Sorgen. Die Handlungsfelder für die Politik: Investitionsmittel, Genehmigungsverfahren und der Personalmangel.

Seit Jahren mehren sich die Anzeichen dafür, dass der einstige Standortvorteil Infrastruktur die deutsche Wirtschaft zunehmend ausbremst. (Foto: iStock)

Marode Straßen und Brücken, überlastete Seehäfen und Ausfälle im Schienengüterverkehr: Immer mehr Unternehmen leiden unter Infrastrukturproblemen in Deutschland. Inzwischen sehen sich rund 80 Prozent der Firmen in ihrer Geschäftstätigkeit beeinträchtigt, wie eine Studie vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. Das seien etwa 20 Prozentpunkte mehr als bei einer ähnlichen Befragung 2013.

 

Betrachtet wurden dabei der Verkehr sowie die Energieversorgung und das Kommunikationsnetz. Am häufigsten nennen die Unternehmen Probleme im breit genutzten Straßenverkehr. Zwischen 70 und 80 Prozent der Unternehmen melden hier geringe und starke Beeinträchtigungen – vor allem in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Ostdeutschland ist die Unzufriedenheit groß.

Gegenüber 2018 am deutlichsten verschärft hätten sich die Probleme bei der Energieversorgung und beim Schiffsverkehr. Der Transport über die Häfen verlief zuletzt alles andere als reibungslos. Durch die Störungen in der Schifffahrt kam auch der Abtransport ins Hinterland aus dem Takt. Zusätzlich sorgte dieses Jahr die Niedrigwasserlage des Rheins für Beeinträchtigungen. Häufiger geworden seien auch Probleme mit dem Luftverkehr.

Die Probleme mit der Verkehrsinfrastruktur sind dem IW zufolge hausgemacht. Seit 2015 stelle der Bund zwar wieder mehr Investitionsmittel zur Verfügung. Diese würden aber durch die steigenden Baupreise aufgezehrt. Preisbereinigt liege die Investitionssumme 2022 gerade einmal auf dem Niveau von 2009.

Außerdem bremse das deutsche Planungsrecht den Ausbau. Bei Bundesschienenwegen belaufen sich die durchschnittlichen Planungs-, Genehmigungs- und Bauzeiten auf fast 23 Jahre. Bei Bundesfernstraßen sind es knapp 19 Jahre. IW-Infrastrukturexperte Thomas Puls: „Erstens braucht es deutlich mehr Geld für Straßen, Schienen und Häfen. Zweitens muss die im Koalitionsvertrag angekündigte Planungsbeschleunigung umgesetzt werden.“ (cs)

Hinzu kommt: Es fehlt qualifiziertes Personal. Auch deshalb kommt die Umsetzung von Projekten oftmals nicht schneller voran. Und die Autoren erwarten, dass sich diese Mangellage eher noch verschärfen werde. Der Markt für Bauingenieure (Experten) sei leergefegt, heißt es in der Studie.

„Im Fall der Bauingenieure zur Planung von Verkehrswegen und Anlagen standen im Sommer 2022 bundesweit etwa 450 offenen Stellen nur gut 20 Arbeitslose mit diesem Berufswunsch gegenüber“, schreiben die Autoren. „Bezieht man die räumliche Verteilung von offenen Stellen und Wohnorten mit ein, können lediglich 5 Prozent aller offenen Stellen in Wirtschaft und Verwaltung durch geeignete Bewerber aus der Region besetzt werden“, fügen sie hinzu.

Der Ingenieurmangel stelle aber nur einen Teil der Problematik dar. Unabhängig vom Qualifikationsniveau sei ein großer Teil der für Planung, Bau, Betrieb und Nutzung der Verkehrsinfrastruktur notwendigen Berufsgruppen schon heute vom Fachkräfteengpass betroffen. „Große Teile der offenen Stellen lassen sich nicht mehr durch geeignete Bewerber aus der gleichen Region decken“, konstatiert die Studie. (cs)

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