Unternehmen wünschen sich Fachkräfte-Masterplan

Vor der Konferenz Güterverkehr und Logistik äußern sich Unternehmer besorgt über den Fachkräftemangel. Auch die Frage nach alternativen Antrieben und der Aufbau von Ladeinfrastruktur treibt sie um.

Vielen Unternehmen fehlen Arbeitskräfte, insbesondere beim Einlagern, Kommissionieren oder Prüfen. (Foto: dpa/Marcus Brandt)

Die Logistik ist der Backbone der Wirtschaft. Das hebt Stefan, Ulrich, Geschäftsführer der Simon Hegele Gruppe, im Gespräch mit der DVZ hervor. „Wenn der Transportsektor nicht richtig funktioniert, dann gute Nacht“, fügt er hinzu. Gefragt nach seinen Erwartungen an die Nationale Konferenz Güterverkehr und Logistik zum Thema Resilienz in dieser Woche in Mainz gerät er beim Thema Personal in Rage.

Es gehe um einen „Kräftemangel“. Denn mittlerweile fehle in allen Bereichen das Personal, in seiner Spedition vor allem Mitarbeiter beispielsweise für das Einlagern, Kommissionieren oder Prüfen. „Unser Wohl und Wehe liegt in diesem Niedriglohnsektor“, ist Ulrich überzeugt. 150 Stellen seien bei ihm derzeit offen. Der Recruiting-Prozess werde immer schwieriger. Um dem Mangel entgegenzuwirken, hat Hegele in diesem Jahr 40 Auszubildende eingestellt. Ein Beispiel für die aufwendige Bürokratie ist für Ulrich der Versuch, türkische Mitarbeiter in Deutschland für die Installation von medizinischen Geräten zu beschäftigen. Es geht unter anderem um Magnetresonanz-Apparate. „Da muss ich mir jeden Einsatz einzeln genehmigen lassen“, ärgert er sich.

Wunsch nach mehr Digitalisierung

Ein anderes Thema, das ihn bewegt, ist die Möglichkeit, Verträge mit einer digitalen Unterschrift. Mit seinen Kunden sei das möglich. Doch bei Personal verlange die Behörde Papier und den postalischen Weg. Deshalb verlangt er vom Gesetzgeber, die Bürokratie zu erleichtern. Das zentrale Thema Resilienz bei der Nationalen Konferenz Güterverkehr und Logistik spiele für ihn da mit rein.

„Wenn ich keine Leute mehr habe, kann ich nicht resilient sein“, so Ulrich. Er wünscht sich einen übergreifenden Masterplan, um den Fachkräftemangel zu beheben und auch alle anderen Probleme in der Logistik anzugehen. Wichtig ist für ihn: „Man muss die Wirtschaft die Sachen regeln lassen und ihr die Freiheit geben, Leute einzustellen.“

Für Stefan Hohm, Chief Development Officer der Spedition Dachser, sind die alternativen Antriebe derzeit ein großes Thema. „Welchen Weg wollen wir gehen?“, fragt er sich und ist überzeugt, dass Fahrzeughersteller und Verkehrssektor nicht mehr in verschiedene Technologien investieren können. Der CO2-Mautaufschlag sei eine wichtige Maßnahme, mit der die Politik steuern könne. Verkehrsstaatssekretär Oliver Luksic (FDP) hatte jüngst beim Deutschen Logistik-Kongress in Berlin eine weitere Änderung des Mautgesetzes für Anfang 2023 angekündigt. „Die Maut ist ein Lenkungsinstrument. Wir erwarten Klarheit von der Politik. Dann wird sich der Markt daran ausrichten“, ist Hohm überzeugt.

Wenn ich keine Leute mehr habe, kann ich nicht resilient sein. Stefan Ulrich, Geschäftsführer der Simon Hegele Gruppe

Dachser-CDO: Förderung anpassen

Die Förderung für klimafreundliche Nutzfahrzeuge hält der Dachser-Manager für gut. Nachbessern müsse das Bundesverkehrsministerium allerdings bei den Fahrzeugen, die vor allem in der städtischen Distribution eingesetzt würden. „Heute fallen etliche Nahverkehrsfahrzeuge aus der Förderung“, sagt Hohm der DVZ. Denn ein Kriterium für den Zuschlag sei die Fahrleistung und die Menge, die an CO2 ausgestoßen werde. Hier schnitten Lkw auf der Langstrecke besser ab als Fahrzeuge, die im Stop-and-go-Verkehr Läden in den Ballungszentren belieferten. „Die Politik muss die Besonderheiten in der Stadt berücksichtigen“, so Hohm.

Cyberangriffe seien für kritische Infrastrukturen eine große Gefahr. Er sieht zudem Nachholbedarf beim Ausbau der Energienetze. Wenn die Fahrzeuge auf dem Markt sind, müsse die Politik für den Strom sorgen. Darüber macht sich auch Jörn Peter Struck Gedanken. Er ist Geschäftsführer der Stückgutkooperation Cargoline. Als er Ladesäulen auf sein Gelände stellen wollte, lehnte der Netzbetreiber ab. 1 bis 2 Lkw ließen sich laden, aber nicht 15 bis 20, so wie Struck es bräuchte. Bisher fahre der Verbund mit Leihwagen von den Herstellern, um zu testen, wie Routen mit E-Lkw funktionieren. Außerdem beginne Cargoline Tests mit Wasserstoff-Lkw. Im Januar erfolge der zweite Testlauf mit rund 40 Lkw verteilt auf mehrere Standorte. Die Versorgung mit Wasserstoff sei einfacher, weil er mobile Tanks nutzen könne.

Christian Kille, Wirtschaftsprofessor an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, sieht in der Nationalen Konferenz Güterverkehr und Logistik die Chance, sich mit dem Bundesverkehrsministerium über konkrete Probleme in der Branche auszutauschen, und betont: „Wir müssen die Bevölkerung von der Logistik überzeugen.“

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