Ladies Logistics Lounge: Gemeinsam stark
Wer vor rund zehn Jahren eine Logistikveranstaltung besuchte, hat vor allem eines gesehen: Männer. Etwas ungewöhnlich erschien daher die Einladung zu einer Veranstaltung am 10. Juni 2010, bei der zum ersten Mal ausschließlich weibliche Fach- und Führungskräfte aus der Branche auf der Gästeliste stehen sollten.
Und doch war das Event in den Räumen der Hamburger Hafen und Logistik AG ein voller Erfolg und hat den Bedarf gezeigt, „Logistikerinnen sichtbar zu machen“, erinnert sich Christine Beine, Geschäftsführerin der Hamburg Cruise Net, an die Geburtsstunde der „Ladies Logistics Lounge“ (LLL). Mittlerweile findet die Networking-Veranstaltung einmal pro Quartal mit jeweils wechselndem Schwerpunktthema und Veranstaltungsort statt. Dazu kommen verschiedene weitere Veranstaltungen in der Region Berlin-Brandenburg und in der deutschsprachigen Schweiz.
Um frauenspezifische Fragestellungen geht es im Rahmen der inhaltlichen Diskussionen aber nur selten – im Vordergrund stehen Diskussionen und Workshops zu logistikspezifischen Fachthemen. Im Juni 2021 feierte die Ladies Logistics Lounge nun bereits ihren elften Geburtstag.
Die zündende Idee für das Veranstaltungsformat hatte Britta Kahlfuss, Geschäftsführerin der Beracom GmbH & Co. KG und damals stellvertretende Sprecherin der Regionalgruppe Hamburg der BVL. Den Gründungsprozess startete sie dann gemeinsam mit Christine Beine, die zu diesem Zeitpunkt noch bei der Handelskammer Hamburg tätig war, sowie mit Ute Sachau-Böhmert (damals in der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation) und Carmen Schmidt, Geschäftsführerin der Logistik-Initiative Hamburg.
Netzwerk aufbauen und Verbindungen schaffen
Die Veranstaltungen der Ladies Logistics Lounge sollen den Teilnehmerinnen die Gelegenheit bieten, selbst aktiv zu werden und sich ein Netzwerk innerhalb der Branche aufzubauen. „Es gibt einen sehr großen Bedarf bei den weiblichen Logistikerinnen, sich auszutauschen und Kontakte herzustellen“, beobachtet Beine.
Das langfristige Ziel: Frauen in der Logistik endlich sichtbarer zu machen und auf die Podien bei branchenrelevanten Veranstaltungen zu bringen. Die Sichtbarkeit von Frauen, die erfolgreich in der Logistik tätig sind, könnte andere dazu anspornen, sich ebenso für die Branche zu interessieren und an den eigenen Karriereaufstieg zu glauben.
Aktuell sind bereits rund 400 weibliche Fach- und Führungskräfte bei der LLL registriert. „An den einzelnen Veranstaltungen nehmen durchschnittlich rund 40 Damen teil“, schätzt Kahlfuss. Bei der traditionellen Sommerveranstaltung der Handelskammer Hamburg sind es fast doppelt so viele.
Mittlerweile ist die Initiative längst in der Branche anerkannt und auch auf großen Veranstaltungen wie dem ITS-Kongress im Oktober 2021 mit einer Paneldiskussion vertreten. In Kooperation mit „Women in Mobility“ soll dort über zielgruppengerechte Mobilitätsangebote gesprochen werden; die „LLL“ wird dort von Anna Korbutt vertreten, Geschäftsführerin des HVV.
Mission ist noch nicht abgeschlossen
Trotz aller Bemühungen gilt die Logistikbranche aber nach wie vor als Männerdomäne. Laut einer Studie des International Transport Forum (ITF) sind weibliche Beschäftigte in einer Stichprobe aus 46 Ländern mit durchschnittlich rund 17 Prozent immer noch stark unterrepräsentiert.
Ein Hoffnungsschimmer zeigt sich hingegen in Supply-Chain-Positionen, in denen Frauen bereits einen Anteil von 41 Prozent ausmachen – abgesehen von Führungspositionen. Zu diesem Ergebnis kommt das „Women in Supply Chain Survey“ des Beratungsunternehmens Gartner. Und auch auf Logistikveranstaltungen ist die Zeit der reinen Männerdomäne längst vorbei.
Doch ist ein Veranstaltungsformat, das nur für ein Geschlecht zugänglich ist, nicht schon längst überholt? „Ich finde nicht“, antwortet Christine Beine bestimmt. „Man merkt aber natürlich schon, dass sich in den letzten zehn Jahren viel verändert hat und reine Herren-Podien mittlerweile auch auffallen.“
Die 36. Veranstaltung der Ladies Logistics Lounge steht schon vor der Tür: Sie findet am 16. September 2021 statt. Diesmal haben sich die Organisatorinnen für ein digitales Workshop-Format zur „Versandlogistik 2025“ entschieden. Veranstaltungsorte und Themenschwerpunkte durften von allen Mitgliedern im Vorfeld mitgestaltet werden. (fw)
