„Kontraktlogistik ist wie Heiraten“

Matthias Magnor ist seit mehr als einem Jahr bei der BLG und übernimmt demnächst eine neu geschaffene Position. Ausgleich von den Führungsaufgaben findet er bei einer eher ungewöhnlichen Freizeitbeschäftigung.

Matthias Magnor (48) ist seit Oktober 2021 im Vorstand der BLG für den Geschäftsbereich Kontraktlogistik verantwortlich und wird in den kommenden Jahren die „Roadmap Contract 2027“ umsetzen. Dabei setzt das Unternehmen mehr auf dezentrale Zuständigkeiten.

Neulich saß Matthias Magnor in einem Meetingraum, als ein Mitarbeiter auf ihn zukam und sagte: „Ich finde die Umstrukturierung genau richtig und freue mich über meine neue Aufgabe.“ Derlei Rückmeldung bestätigt den Vorstand des Geschäftsbereichs Contract bei der BLG Logistics, der die Neuaufstellung der Kontraktlogistik in den kommenden Jahren umsetzen wird. „Wir haben tolle Leute im Team, die mit sehr viel Eifer die Veränderungen positiv mitgehen“, freut sich Magnor.

Die BLG Logistics Group hat ihren Geschäftsbereich Contract Anfang Oktober dieses Jahres neu aufgestellt. Die Sparte gliedert sich nun in drei Bereiche: Contract Operations, Customer & Business Development und Performance Support. „In der Vergangenheit sind wir in zwei Strängen gewachsen, Industrie- und Handelslogistik, wobei das Wachstum konzentrisch von Bremen aus getrieben worden ist“, beschreibt Magnor die bisherige Entwicklung. „Dadurch sind Doppelstrukturen in der Zentrale und in den Regionen entstanden.“ Die solle es nun in der neuen Struktur nicht mehr geben.

Daher setzt das Unternehmen künftig auf mehr dezentrale Verantwortung. „Wir haben uns gefragt, wie wir uns in den nächsten fünf Jahren aufstellen müssen, um eine vernünftige Rendite zu erwirtschaften und um im Markt weiter relevant zu bleiben oder noch relevanter zu werden“, sagt Magnor, der seine Funktion als Kontraktlogistikvorstand am 1. Oktober 2021 übernommen hat. Nach etwa 100 Tagen hat er dann Workshops initiiert, in denen sich seine Mitarbeitenden mit dem Markt sowie den eigenen Dienstleistungen auseinandergesetzt haben. Das Resultat ist unter anderem eine neue Struktur, welche die BLG unter dem Namen „Roadmap Contract 2027“ verankert hat.

In dem Zuge wurden acht Regionen definiert. Jede hat einen eigenen Regionalleiter oder eine eigene Regionalleiterin. „Diese halten die BLG-Fahne hoch und pflegen die Verbindung in die Region“, bringt Magnor die Rolle auf den Punkt. Das bedeutet, die Gebietsverantwortlichen müssen nicht nur den Markt und die Kunden kennen, sondern beispielsweise auch Besonderheiten im Umkreis in Kultur, Politik, Wirtschaft und Sport. Sie müssen eben die Sprache der Region sprechen, im besten Fall im jeweiligen Dialekt. Einer dieser Regionalleiter war es, der ihm persönlich das positive Feedback über seine neue Aufgabe gegeben hat.

Zusammenlegung von Ressorts

Änderungen gibt es bei der BLG nicht nur in der regionalen Aufstellung, sondern auch in der Führungsetage. Nach über einem Jahr als Kontraktlogistikvorstand übernimmt Magnor ab dem 1. Dezember dieses Jahres die neu geschaffene Position als Chief Operating Officer (COO). Zugleich werden die beiden Vorstandsressorts Automobile und Contract zusammengeführt.

Neben den regionalen Verantwortlichkeiten auf der einen Seite ist Magnor auf der anderen Seite eine klare Ausrichtung im Markt für den Geschäftsbereich Contract wichtig. Die Zweiteilung in Handels- und Industrielogistik wird aufgehoben. Zudem spielt in der Kontraktlogistik die Automobilindustrie eine bedeutende Rolle für den Dienstleister. Mit der Zusammenlegung der Vorstandsbereiche will man einheitlich im Markt auftreten – nach dem Prinzip „One Face to The Customer“.

Die Automobilindustrie macht einen grundlegenden Wandel Richtung E-Mobilität durch, worauf sich die BLG anpassen will. „Wir müssen uns diesbezüglich breiter aufstellen“, unterstreicht Magnor. „Aus dem Grunde haben wir in der Kontraktlogistik jetzt drei Marktsegmente, die wir bearbeiten: Consumer und Fashion, also die ehemalige Handelslogistik, Industrie und Energie sowie den Bereich Mobility, in dem all das zusammengefasst ist, was Automobilindustrie und Mobilität unterstützt.“

Für die Beziehungen zu den Kunden hat Magnor ein im übertragenen Sinne romantisches Verhältnis: „Kontraktlogistik ist wie Heiraten“, sagt der Vater dreier Kinder. Es kommt eben auch in Geschäftsbeziehungen auf Offenheit, gegenseitiges Verständnis und die Übernahme von Verantwortung an. Wichtig ist ihm dabei die Zusammenarbeit. „Wenn man als Team gut funktioniert, dann überträgt sich das auf den Kunden, und er schenkt uns sein Vertrauen“, skizziert er die Grundlage für langanhaltende Geschäftsbeziehungen.

„Man wächst, wenn man aus der eigenen Komfortzone herausgeführt wird. Manchmal muss man einfach seiner Intuition vertrauen.“ Matthias Magnor, Kontraktlogistikvorstand bei BLG Logistics

Der 48-Jährige beschreibt sich selbst als „familiär mütterlicherseits durch und durch logistisch geprägt bis ins 18. Jahrhundert“. Die Familie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aus Schwerin vertrieben und ist dann über Hamburg nach Osnabrück gezogen. Sein Onkel hat viele Jahre für ein großes Logistikunternehmen in Fernost gearbeitet. Darüber wurde Magnor aufmerksam auf das Management-Trainingsprogramm von C&A, wo er dann sechs Jahre lang gearbeitet hat.

Studiert hat der gebürtige Osnabrücker unter anderem in Münster sowie im britischen Portsmouth, wo er einige Jahre gelebt hat. Das hat ihn geprägt. Gefragt nach einer herausragenden Person der Zeitgeschichte, fällt ihm der britische Premierminister Rishi Sunak ein, dessen steiler Aufstieg ihn beeindruckt. In seinem Büro steht ein etwa 60 Zentimeter breiter, faltbarer Reiseschreibtisch im englischen Kampagnenstil des 19. Jahrhunderts, den er mal auf einem Flohmarkt erstanden hat. Magnor ist ein großer Freund von englischem Kunsthandwerk und Antiquitäten.

Inspirierende Charakterköpfe

Schon zur Zeit seines Studiums in Münster hat Magnor 2003 eine Karriere beim Osnabrücker Logistikdienstleister Hellmann begonnen. Zuletzt hatte er dort die Funktion des Chief Operating Officers inne und war Mitglied des Executive Boards. Von 2014 bis 2015 arbeitete er als Chief Executive Officer für die LH Bundeswehr Bekleidungsgesellschaft in Köln.

Während seiner beruflichen Laufbahn hat er „immer wieder das Glück gehabt, wirklich tolle, charismatische Charakterköpfe als Chefs oder Mentoren zu haben“. Diese unangepassten, teilweise knorrigen Typen hätten ihn sehr inspiriert, sagt er. „Man wächst immer dann, wenn man aus der eigenen Komfortzone herausgeführt oder herausgeschleudert wird und durch den einen oder anderen Scheuersack geht.“ Das seien die prägenden Momente, die zu einer Karriere dazugehören.

Zum beruflichen Leben gehört ebenso dazu, Ausgleich von Routinen und Reibereien zu finden. Magnor schafft dies durch eine eher ungewöhnliche Freizeitbeschäftigung: Tontaubenschießen. „Es erfordert ganz viel Hand-Augen-Koordination und Intuition. Wenn man trifft und die Tontaube in einer Staubwolke aufgeht, ist das ein durchaus befriedigender Moment.“ Wichtig dabei sei, nicht zu viel darüber nachzudenken, wie man treffen kann, sondern sich auf sein Bauchgefühl zu verlassen. Diese Herangehensweise kann im Übrigen auch für die tagtägliche Büroarbeit hilfreich sein. Magnors Rat: „Manchmal muss man einfach seiner Intuition vertrauen.“

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