Wo bleibt der Fachkräfte-Doppelwumms?

Der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern in der Logistik ist in diesem schwierigen Jahr 2022 in den Hintergrund gerutscht. Doch das Thema ist akut wie nie. Ohne ein beherztes Eingreifen der Politik dürfte es in den kommenden Jahren richtig eng werden, meint DVZ-Redakteur Sven Bennühr.

Die Transport- und Logistikbranche hat derzeit mit so vielen gewaltigen Herausforderungen zu kämpfen, dass der vielleicht wichtigste Aspekt, der Fachkräftemangel, ein wenig aus dem Fokus geraten scheint. Doch das heißt nicht, dass es nicht höchste Zeit ist, etwas zu unternehmen, bevor in den Betrieben mangels Mitarbeitern das Licht ausgeht.

Den nötigen Warnschuss hat das Jobportal Indeed jetzt abgegeben: Dessen Experten haben die Entwicklung des Logistik-Stellenmarkts in den letzten zweieinhalb Jahren untersucht, und das Ergebnis lässt darauf schließen, dass die kurz- bis mittelfristigen Aussichten finster sind. Nicht nur, dass Stellenanzeigen monatelang im Netz stehen, ohne dass etwas passiert, es sind auch immer mehr Positionen zu besetzen.

Besonders erschreckend dabei ist, dass sich die Zahl der Stellenanzeigen in der kurzen Zeit fast verdoppelt hat. Das darf und muss als Gradmesser für die Verzweiflung der Branche stehen.

Was aber ist zu tun? Alle Bemühungen der Branchenakteure, die Jobs in der Logistik als cool, sinnvoll und auch karrieremäßig attraktiv darzustellen, scheinen nicht auszureichen. Und die einfache Forderung „Dann zahlt halt mehr Geld“ kann auch nicht die allein seligmachende Formel zur Lösung des Dilemmas sein. Die Problematik ist deutlich vielschichtiger.

Im Grunde genommen ist jetzt die Ampelkoalition gefragt, die Rahmenbedingungen rasch und vor allem ohne große Bürokratie-Hemmnisse anzupassen. Die Eintrittshürden in den deutschen Arbeitsmarkt müssen erheblich gesenkt werden, und die Anerkennung ausländischer Diplome und Ausbildungszertifikate muss einfacher werden. Möglicherweise nutzt das der eine oder andere aus, aber für die Mehrzahl potenzieller Arbeitskräfte würde der deutsche Arbeitsmarkt erheblich attraktiver. Und was das Sprachproblem anbelangt: Mittlerweile gibt es so viele digitale Möglichkeiten, fremdsprachige Mitarbeiter einzubinden, dass das Problem keines mehr wäre.

Nur: Der Doppelwumms muss jetzt kommen. Hubertus Heil, übernehmen Sie!

Kongresstipp: Berufsbilder und Fachkräftemangel

„Supply Chains matter!“, lautet das Motto beim diesjährigen Deutschen Logistik-Kongress. Wie kann man diese Erkenntnis und Wertschätzung gegenüber den operativen Fachkräften zeigen? Können weitere Automatisierung oder neue Technologien die Berufe in der Logistik attraktiv gestalten? Inwieweit braucht es einen Kulturwandel in den Betrieben? Diese Fragen werden am zweiten Kongresstag diskutiert. An der Fishbowl-Diskussion unter dem Titel „Berufe in der Logistik – fit für die Zukunft?“ am Nachmittag nehmen teil Vanessa Eller und Luisa Emmelmann (beide Otto Group), Psychologie-Professorin Sabrina Krauss (SRH Hochschule in Nordrhein-Westfalen), Norma Steller (German Bionic) sowie Bene Fried (Fernride). Konkret zum Fachkräftemangel hält zuvor Alexander Nowroth von der Lebenswerk Consulting Group ein Kurzvortrag in der Sequenz „Innovations to go & Verleihung Wissenschaftspreis Logistik“. Er will aufzeigen, „was echte Logistik-Champions anders machen”.

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