Der Brenner braucht dringend mehr Kompromissbereitschaft
Seien wir doch mal ehrlich, wir Konsumenten. Wir verbrauchen fleißig. Mit der hässlichen Seite aber – dem Flächenfraß durch Infrastruktur, den Abgasemissionen, dem Lärm – wollen wir nichts zu tun haben. Und wohnen wollen wir ganz bestimmt nicht dort, wo all die Waren transportiert werden.
Und jetzt lassen Sie uns nach Tirol schauen und darauf, wie die Menschen dort ihren Lebensraum verteidigen gegen den Schwerverkehr, der ungeachtet aller Proteste Jahr für Jahr zunimmt. Knapp 2,5 Millionen Lkw sind 2021 über den Brenner gerollt. Mehr als 80 Prozent davon hatten mit Österreich gar nichts zu tun. Außer dass sie da durchwollten. Also: Verstehen wir die Tiroler? Ja!
Dennoch ist nicht gut, was sich da tut. Blockaden, Fahrverbote, Blockabfertigungen – sie sind Ausdruck einer festgefahrenen Verkehrspolitik, die offenkundig unfähig ist, ein seit Jahren schwelendes Problem auf einem der zentralen Verkehrskorridore in der EU zu lösen.
Österreich kann das Transit-Nadelöhr nicht verschließen. Aber genauso undenkbar ist, dass via Vertragsverletzungsverfahren eine breitere Öffnung erzwungen wird. So funktioniert Europa nicht. Dialog, Diskussion, vor allem aber Lösungs- und damit Kompromissbereitschaft: Das braucht der Brenner dringend.