China: Hitzewelle stört Lieferketten

Die Rekordhitze in China lässt den Strombedarf steigen. Die Erzeugung durch Wasserkraft fällt. Erneut stehen Produktionsbänder deutscher Unternehmen still.

Nachdem die Corona-Lockdowns in China im Frühjahr die Lieferketten unterbrochen hatten und die strikte Null-Covid-Politik bis heute die zweitgrößte Volkswirtschaft bremst, erschweren jetzt zusätzlich wieder Stromrationierungen die Produktion. Die Energieknappheit durch die schlimmste Hitze in China seit sechs Jahrzehnten macht auch deutschen Unternehmen zunehmend zu schaffen. Es kommt zu vorübergehenden Produktionsstopps und anderen Sparmaßnahmen. „Die mangelnde Energiesicherheit stellt deutsche Unternehmen in China vor große Herausforderungen“, sagte Jens Hildebrandt, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in China (AHK), am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Peking.

In schwer betroffenen Regionen wie Sichuan stünden Produktionsbänder deutscher Firmen still. Hildebrandt sieht sich an das vergangene Jahr erinnert, „als sich die Energieknappheit bis in den November zog“. Damals mussten deutsche Firmen auf 20 bis 30 Prozent ihres Strombedarfes verzichten, was die Produktion großflächig zum Stillstand gebracht hatte. Medienberichten zufolge gehören auch große Hersteller wie Toyota und der Apple-Zulieferer Foxconn zu den Unternehmen, die ihren Betrieb wegen der Stromausfälle einstellen mussten.

Um die Ausfälle bei der Wasserkraft durch die Dürre aufzufangen, laufen jetzt auch Kohlekraftwerke auf Hochtouren. Das nationale Wetteramt warnte wieder vor extrem hohen Temperaturen in 16 Provinzen in Zentral- und Südchina. Schon seit mehr als einer Woche wird in Sichuan der Strom für die 81 Millionen Einwohner und Industriebetriebe rationiert. Normalerweise stammen 82 Prozent der Energie in der Provinz aus Wasserkraft, doch sind die Pegel der Stauseen durch die Trockenheit stark gesunken. Die Stromproduktion aus Wasserkraft fiel um die Hälfte, während in der Hitze die Nachfrage durch Klimageräte in die Höhe schießt.

Unterbrechungen in Zhejiang und Shanghai

In der zentralchinesischen Provinz Hubei hat der Wasserstand des Jangtse-Stromes den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen 1865 erreicht. Um Strom zu sparen, werden in viele Metropolen Klimageräte heruntergefahren, Lichter und Rolltreppen ausgeschaltet.

Die Provinzregierung in Zhejiang erließ Anfang August einen Notfallplan, der die Stilllegung der Produktion von Unternehmen an ein bis zwei Tagen pro Woche vorsah. Zu ähnlichen Maßnahmen kam es in Jiangsu. Davon waren auch deutsche Unternehmen betroffen.

In Shanghai beklagten Unternehmen vergangene Woche mehrstündige Unterbrechungen der Stromversorgung. Deutsche Firmen in Sichuan und Chongqing sind bereits seit Juli von Einsparungen betroffen, die zum Teil auch Produktionsstopps bedeuten. Betroffen sind vor allem Automobilzulieferer, wie die Handelskammer berichtete. In einer im Januar 2022 veröffentlichten Umfrage gaben 15 Prozent der deutschen Unternehmen in China die mangelnde Verfügbarkeit von Energie als „eine ihrer drei größten operativen Herausforderungen“ an.

Für Chinas Regierung hat die Versorgung der Privathaushalte und öffentlichen Einrichtungen Vorrang. Wegen der erzwungenen Stilllegungen könnte die angeschlagene Industrieproduktion weiter leiden. Ohnehin kommt die Wirtschaft nach den Lockdowns im Frühjahr nicht wieder in Schwung. Gründe sind nicht nur die anhaltenden Null-Covid-Beschränkungen, sondern auch die schweren Krisen im Immobilien- und Bankensektor.

Im zweiten Quartal hatte das Wachstum in China nur noch 0,4 Prozent erreicht. Die Regierung hatte für dieses Jahr eigentlich 5,5 Prozent als Ziel vorgegeben, doch rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF) nur noch mit 3,3 Prozent. (dpa/cs)

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