BLG und Puma eröffnen Logistikzentrum

Der Bremer Logistiker hat für den Sportartikelhersteller ein Logistikzentrum im unterfränkischen Geiselwind in Betrieb genommen. Die Besonderheit: Die Anlage bündelt die Distribution für das Onlinegeschäft und den stationären Handel.

BLG-Vorstandschef Frank Dreeke (links) und Pumas Finanzvorstand Michael Lämmermann (rechts) nehmen mit Bürgermeister Ernst Nickel und Landrätin Tamara Bischoff das europäische Logistikzentrum in Geiselwind in Betrieb. (Foto: BLG Logistics Group/Christoph Maderer)

Das neue Logistik- und Distributionscenter des Sportartikelherstellers Puma in der 800-Seelen-Gemeinde Geiselwind nordwestlich von Nürnberg hat nach zweijähriger Bauzeit am 6. April seinen Betrieb aufgenommen. Die Dietz AG als Investor und Bauherr des Projektes, der Sportartikelanbieter Puma als Nutzer, Berater Logivest und Betreiber BLG Logistics rühmen sich damit, dass diese Logistikimmobilie, die direkt an der A3 steht, CO2-neutral agieren soll.

Doch geht das überhaupt? Ja, sagen die Verantwortlichen – allerdings muss der Echtbetrieb den Beweis dafür erst noch erbringen. „Im Gebäude gibt es sehr viel Technik, die energieeffizient arbeitet, wie beispielsweise ein automatisches Shuttle-System des österreichischen Anbieters von Intralogistik-Lösungen TGW, einen Crossbelt-Sorter, der die Pakete für den Versand entsprechend sortiert, oder auch einen Palettierroboter“, erläutert Kuno Neumeier, Geschäftsführer des Logistikimmobilien-Beratungsunternehmens Logivest. 30 Prozent der Nebenkosten einer Logistikimmobilie werden durch Strombedarf und Heizen verursacht, sagt er. „Die moderne Technologie hilft, die Verbrauchswerte zu senken und CO2-Neutralität zu erreichen.“

Derzeit laufen Spitzenverbrauchstests, um den tatsächlichen Energieverbrauch auszurechnen. Damit soll auch herausgefunden werden, wie groß die noch in Planung befindliche Photovoltaikanlage ausgelegt sein muss, um ausreichend eigenen Strom produzieren zu können. Derzeit sind 10.000 Quadratmeter vorgesehen. Ziel ist es, möglichst wenig zertifizierten Ökostrom dazukaufen zu müssen. Die Verbrauchstests werden frühestens Ende April ausgewertet.

Um Brauchwasser zu sparen, wird Regenwasser aufgefangen und zum Bewässern der Grünanlagen sowie für den Betrieb der Toilettenspülungen genutzt. „Wir sparen darüber hinaus die Niederschlagswassergebühr für die Entsorgung von Regenwasser über die Kanalisation“, betont Neumeier. Im gesamten Gebäude wurden zudem besonders sparsame Spül- und Wascharmaturen verbaut. Die 350 gepflanzten Bäume und Grünflächen sowie die auf 22.500 Quadratmetern begrünte Dachfläche sollen jährlich 4 bis 4,5 Tonnen CO2 kompensieren.

Das Gebäude selbst hat eine effizientere Dämmung bekommen als die Energiesparverordnung vorschreibt. Sie sorgt dafür, dass im Winter weniger Energie verlorengeht und das Gebäudeinnere im Sommer besser vor Hitze geschützt ist. Dazu helfen reversible Wärmepumpen, die Räume im Sommer zu kühlen, indem sie der Raumluft Wärme entziehen, und im Winter zu heizen, indem sie wiederum der Umgebung Wärmeenergie entziehen und den Räumen zuführen. Dadurch kann auf den Einsatz von Dunkelstrahlern zum Heizen der Hallen verzichtet werden. „Eine sehr energieeffiziente Methode“, lobt Neumeier. An den Verladetoren sind entsprechende Wärmebrücken installiert worden, um die Temperatur im Gebäude möglichst konstant zu halten.

Die LED-Beleuchtung im und in den Außenbereichen des Gebäudes wird intelligent gesteuert, um den Stromverbrauch möglichst gering zu halten. „Es gibt Abschnitte, wo das Licht automatisch heruntergedimmt oder per Bewegungsmelder angeschaltet wird“, fügt er hinzu. Außerdem wird so viel wie möglich Tageslicht genutzt, um Strom zu sparen. Implementiert wurde eine Energiesparzentrale, die den Energieverbrauch ständig optimiert. „Es ist auf diese Weise möglich, mit Pufferstrom zu arbeiten“, sagt der Logivest-Geschäftsführer. Mit Hilfe einer Energiesimulation lässt sich zudem der Verbrauch minimieren. Der Anteil an fossilen Brennstoffen für das Betreiben der Immobilie wurde praktisch auf Null heruntergefahren.

Alle Maßnahmen für die CO2-Neutralität sollen anhand eines LEED-Gold-Zertifikats dokumentiert werden. LEED steht für Leadership in Energy and Environmental Design und ist ein international anerkanntes System zur Klassifizierung nachhaltiger Gebäude. Die Zertifizierung setzt nach Aussagen von Neumeier strengere Vorgaben als der Standard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) voraus, an dem sich hierzulande viele orientieren. „Wir sind wirklich begeistert, dass Puma als Mieter alle gebäudetechnischen Investitionen, die der Nachhaltigkeit dienen, mitgetragen hat, obwohl sie mit zusätzlichen Kosten von circa 6 Millionen Euro verbunden sind“, sagt Neumeier. Dies sollte sich jedoch in drei bis sieben Jahren amortisieren.

Auch wurde darauf geachtet, dass die Grundstücksfläche optimal ausgenutzt wurde, um nicht unnötig Flächen versiegeln zu müssen. In Kürze werden außerdem Bienenpopulationen auf dem Betriebsgelände angesiedelt, die von Imkern professionell betreut und gepflegt werden.

Schon bei der Standortsuche für Puma spielte das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle. Die Lage an der A1 und in der Nähe vom GVZ Nürnberg erlaubt per Bahn den Zulauf der Waren aus Fernost, die in Containern über Bremerhaven Deutschland erreichen. Die Distribution erfolgt dann per Lkw. Neumeier: „Alle Werte werden überwacht und in zwei, drei Jahren können wir daraus detaillierte Erkenntnisse über die Mehrinvestition und die damit erzielten Einsparungen ziehen. Bislang haben wir in Bezug auf nachhaltiges Bauen noch zu wenig Erfahrungswerte.“

Neumeiers Unternehmen hat die Projektpartner von Beginn an beraten. Und weil die Dietz AG als Investor, Bauherr und Projektentwickler davon überzeugt ist, dass ihr Konzept im großen Stil auf die Nachhaltigkeit einzahlt, hat sie sich gemeinsam mit Logivest, BLG und Puma für den diesjährigen Award der Ini-tiative Logistikimmobilien (Logix) beworben. Der wird alle zwei Jahre für herausragende Logistikimmobilien in Bezug auf ökologische, soziale, ökonomische sowie städtebauliche Aspekte am Eröffnungstag der Expo Real (11. Oktober) vergeben. (cs/tof)

Pumas Logistikanlage in Zahlen

  • 64.000 Quadratmeter Hallenfläche, davon 18.250 Quadratmeter Shuttle-­Förderanlage

  • 381 Pkw-Stellplätze

  • 149 Lkw-Stellplätze

  • 22.500 Quadratmeter begrünte Dachfläche Bepflanzung mit 350 Bäumen (mög­liche CO2-Kompensation: zwischen 4 und 4,5 Tonnen)

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