Willkommen im digitalen Mekka der Logistiker

Nur wenige Branchen haben so unter der Coronapandemie gelitten, wie die Messewirtschaft. Müssen sich die Logistikevents neu erfinden?

Kein anderes Ereignis hat in den vergangenen 70 Jahren die Welt so verändert wie die Coronapandemie. Auch das alle zwei Jahre in München stattfindende große Familientreffen der Logistikexperten aus aller Welt, die transport logistic, wird 2021 unter völlig neuen Vorzeichen stehen. Statt sich in den Hallen der Messe München direkt auszutauschen, neue Kontakte zu knüpfen und Geschäftsbeziehungen zu etablieren, werden sich die Protagonisten digital begegnen – in einem interessanten Umfeld, das die Macher der internationalen Leitmesse für Logistik, Mobilität, IT und Supply Chain Management geschaffen haben.

Drei Tage lang wird Anfang Mai im Rahmen eines prall gefüllten Kongressprogramms über die drängenden Themen der Branche gesprochen und diskutiert. Und gerade Letzteres dürfte spannend werden, denn coronabedingt hat sich auch die Welt der Fachveranstaltungen und -foren verändert: Während früher die Beiträge oft einfach nur konsumiert wurden, hat sich mittlerweile über die Chatfunktionen der verschiedenen Videokonferenz-Anbieter eine muntere Fragekultur entwickelt. Und – im besten Fall – bietet sich den Teilnehmern so tatsächlich die Möglichkeit, sich am Rande eines Vortrags oder einer Diskussionsrunde rasch online mit potenziell interessanten Kontakten zu verbinden, um später gemeinsame Themen ausloten zu können. Einerseits sind die ins Virtuelle ausgewichenen Veranstaltungen also vielleicht ein wenig anonymer und etwas anstrengender geworden, doch sie sind auch bunter, vielfältiger und mitunter spannender – lediglich der direkte Kontakt bei einer Tasse Kaffee oder am Ende des Tages bei einem Bier leidet dieser Tage ziemlich.

Doch was bedeutet das für künftige Messen, die womöglich unter einem – hoffentlich deutlich milderen – Coronaschutz-Regime stattfinden sollen? Werden die großen Familientreffen der Logistik mit bekannten Konzepten und Ideen wieder durchstarten können, sobald ein Großteil der Menschen geimpft ist? Sicher nicht. Schließlich haben Logistik- und Transportmanager weltweit nach gut 14 Monaten festgestellt, dass sich sehr viel Zeit sparen lässt, wenn Begegnungen virtuell stattfinden – vom Reiseaufwand und den damit verbundenen Kosten einmal ganz abgesehen. Doch ganz auf den direkten persönlichen Kontakt zu verzichten, wird auf Dauer wahrscheinlich nicht infrage kommen. Künftige Präsenzveranstaltungen der Branche werden allerdings wohl kleiner, aber auch ein gutes Stück exklusiver werden.

Geschäftsmodelle stehen auf dem Prüfstand

Die Coronapandemie hat die Welt erschüttert. Gesellschaftliche Fragestellungen haben sich in ihrer Dringlichkeit verändert. Ob Klimawandel, veränderte Handelsbeziehungen oder neue Konzepte auf der letzten Meile: Die Geschäftsmodelle in der Transport- und Logistikbranche stehen auf dem Prüfstand. Die Krise fordert neue Antworten. Und in der Branche tut sich einiges. Zentrale Treiber: Daten und künstliche Intelligenz.
Ein Beispiel dafür ist das Unternehmenskonzept des Lebensmittelhändlers Ocado, der in Großbritannien auf Supermärkte verzichtet und seine Waren online anbietet. Die automatisierten Distributionszentren sind zum zweiten Standbein des Konzerns geworden und immer weniger auf menschliche Unterstützung angewiesen. Die Unternehmensidee hat während der Pandemie Erfolg gezeigt. Unsere Autorin Claudia Wanner hat sich die Strategie und Investitionen des Technologiekonzerns angesehen.

Andere Unternehmen hingegen überdenken ihre Anlagen und Transporte in Großbritannien. Drei von fünf Unternehmen stufen ihre Geschäfte mit dem Vereinigten Königreich inzwischen als schlecht ein. Zu diesem Ergebnis kommt eine DIHK-Umfrage. Demnach haben die Betriebe Schwierigkeiten durch Zollbürokratie und in den Bereichen Steuern und Logistik. Volker Treier, Außenwirtschaftschef und Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, berichtet, wie sich der Austritt des Vereinigten Königreichs aus dem EU-Binnenmarkt auf die deutsch-britischen Wirtschaftsbeziehungen auswirkt.

Ein anderes Unternehmen entdeckt in London seine Transportwege neu. Mit dem Modell „Streetporter“ will Hermes in Zusammenarbeit mit Ford Mobility die Stadtlogistik optimieren. Gemeinsam liefern die Kuriere die gleiche Menge Pakete aus wie sechs Lieferwagen in der herkömmlichen Zustellung. Ein weiteres­ wiederkehrendes Thema: die transatlantischen Handelsbeziehungen zwischen den USA und Europa, die derzeit die Weltwirtschaft bestimmen. Eleonora Catella, Deputy Directorat Business Europe, sieht besorgniserregende Anzeichen, dass strategische Handelsbeziehungen in den Hintergrund geraten.

Und schließlich erfährt Oliver Link im Gespräch mit dem Managing Director von Clive Data, Niall van de Wouw, warum Frachtflugzeuge mehr Kapazität haben und was das für das tägliche Geschäft bedeutet. Lesen Sie mehr dazu im Themenheft zur transport logistic.

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